Berlin Die Pleite am Hauptstadtflughafen hat Berlins Regierenden Bürgermeister Wowereit eingeholt. Die Wähler sind enttäuscht. Nach außen scheint der SPD-Politiker ungerührt. Jahrelang flogen dem politischen Liebling der Berliner die Sympathien nur so zu. Jetzt stürzt der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) ab – ausgerechnet wegen Pannen an dem Flughafen, der sein großes Prestigeobjekt hätte werden […]

Berlin

Die Pleite am Hauptstadtflughafen hat Berlins Regierenden Bürgermeister Wowereit eingeholt. Die Wähler sind enttäuscht. Nach außen scheint der SPD-Politiker ungerührt.

Jahrelang flogen dem politischen Liebling der Berliner die Sympathien nur so zu. Jetzt stürzt der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) ab – ausgerechnet wegen Pannen an dem Flughafen, der sein großes Prestigeobjekt hätte werden sollen. Die Airport-Eröffnung sei der «wichtigste Tag des Jahres», hatte Wowereit vor Monaten noch geprahlt. Jetzt könnte die Pleite am Flughafen nicht nur ein Loch in den Berliner Haushalt reißen. Sie bringt Wowereit nach einer neuen Umfrage auch ein Minus von 18 Prozentpunkten in der Wählergunst ein.

Zweimal musste die Eröffnung des Megaprojekts «Airport BER» abgeblasen werden – zuletzt Anfang Mai. Seitdem häufen sich die schlechten Nachrichten über Kosten, Brandschutz, schlechte Planung. Und immer wieder die Frage: Wer ist Schuld? Wowereit, Chef des Flughafen-Aufsichtsrats, weist jede Verantwortung von sich. Doch das Vertrauen vieler Wähler hat er laut Umfrage anscheinend verloren. Im Berlin-Trend von «Berliner Morgenpost» und rbb-«Abendschau» bewerten noch 44 Prozent die Arbeit des Regierungschefs als eher positiv. Es sind die schlechtesten Zustimmungswerte seit Beginn des Berlin-Trends 2003.

Dabei konnte Wowereit sonst immer auf die Begeisterung seiner Berliner bauen – selbst wenn die Umfragewerte seiner Partei oder des Senats in den Keller gingen. Erst gewann er Sympathien als Partymeister «Wowi», dann wurde er immer wieder auch als heimlicher Hoffnungsträger der Bundes-SPD gehandelt. Als Wowereits Stärke galten weniger die politischen Ideen als sein Charme und der kokettierende Umgang mit der Bevölkerung. Es schien simpel: Berlin liebte Wowereit.

Jetzt aber scheint die Politik den Regierungschef einzuholen. Auf allen großen Baustellen – dem Flughafen, der Zukunft der von Ausfällen geplagten S-Bahn und den überhöhten Wasserpreisen – machte Wowereit zuletzt keine gute Figur. Auch in der SPD ist er angeschlagen, seit «Kronprinz» und Stadtentwicklungssenator Michael Müller den Parteivorsitz am vergangenen Wochenende verloren hat.

Am Regierenden Bürgermeister scheint das alles mehr oder weniger abzuprallen. Er feierte sein Hoffest im Roten Rathaus trotzig ganz im Zeichen des Flughafens – Einlass nur mit einer Art Bordkarte. Und auf dem SPD-Parteitag am vergangenen Wochenende hatte er gesagt: «Es war so viel von Dämmerung des Regierenden Bürgermeisters die Rede. Viel Vergnügen, es gab schon viele Versuche, mich zu dämmern.»

Nach dem Absturz in den Umfragewerten springt jetzt sogar der neue SPD-Chef Jan Stöß in die Bresche. «Klaus Wowereit ist ein guter und nach wie vor sehr beliebter Regierender Bürgermeister. Nach der BER-Verschiebung hat er schnell und besonnen gehandelt. Das macht einen guten Regierenden aus», erklärt Stöß.

Auch der Koalitionspartner CDU macht Mut: «Wir arbeiten vertrauensvoll zusammen», sagt Fraktionschef Florian Graf. Kritik kommt dagegen von der Opposition. «Wie soll er die drängenden Probleme wie steigende Mieten oder die S-Bahn-Krise lösen, wenn er sogar sein Chefprojekt Flughafen verpatzt?», fragt Grünen-Fraktionschefin Ramona Pop.

Und nicht nur Wowereit, auch der rot-schwarze Senat wackelt in der Umfrage. Die Zufriedenheit mit der Berliner Regierung sackte von 43 Prozent im April auf nur noch 34 Prozent ab. Damit steht sie in den Augen der Wähler schlechter da als die schwarz-gelbe Bundesregierung – und der wird ja seit Monaten eine Dauerkrise nachgesagt.

Quelle: Theresa Münch, dpa