03.07.2015 Seit Jahren schon arbeiten die Berliner Flughäfen an der Kapazitätsgrenze. Das wird auch der BER kaum ändern. Jetzt kommen erst einmal alte Eisen ins Feuer – doch eine Lösung ist das nicht. Berlin (dpa) – Berliner Flughäfen laden kaum zum Bleiben ein. Überfüllt, eng, verwirrende Wege – und auch das Kofferchaos mit 6000 liegengebliebenen […]

03.07.2015

Seit Jahren schon arbeiten die Berliner Flughäfen an der Kapazitätsgrenze. Das wird auch der BER kaum ändern. Jetzt kommen erst einmal alte Eisen ins Feuer – doch eine Lösung ist das nicht.

Berlin (dpa) – Berliner Flughäfen laden kaum zum Bleiben ein. Überfüllt, eng, verwirrende Wege – und auch das Kofferchaos mit 6000 liegengebliebenen Gepäckstücken vom Frühjahr ist noch nicht vergessen. Seit Jahren arbeiten die kleinen Airports in Tegel und Schönefeld an der Kapazitätsgrenze. Und die Passagierzahlen steigen. 27 980 533 hat die Flughafengesellschaft im vergangenen Jahr gezählt.

Das ist zu viel. Nicht nur zu viel für Tegel und Schönefeld, sondern auch zu viel für diesen anderen Flughafen. Den, über den kaum jemand ohne Stirnrunzeln redet. Den, der – obwohl noch immer nicht eröffnet – jetzt auch schon zu klein ist.

Der neue Hauptstadtflughafen BER soll Platz bieten für 27 Millionen Passagiere – so die bisherige Planung. Im Jahr 2017, wenn er nach vier geplatzten Startterminen und sechsjähriger Hängepartie im zweiten Halbjahr endlich öffnen soll, warten nach Prognosen der Flughafengesellschaft aber schon 33 Millionen Menschen an Check-in-Schalter und Gepäckband.

«Wir sind ein wenig Opfer unseres Erfolges», sagt Flughafenchef Karsten Mühlenfeld. Doch an den noch unfertigen Airport jetzt schon anzubauen, das haben die Verantwortlichen bisher ausgeschlossen. Erst einmal, so hat Berlins Regierender Bürgermeister und Neu-Chefaufseher Michael Müller immer betont, müsse «das Ding» fliegen. Bloß nicht noch einmal eine Verzögerung durch neue Pläne. Das kennt man schon.

Bis 2017 ein neues Terminal zu bauen, würde ohnehin nicht funktionieren, betont Mühlenfeld. Das dauere drei Jahre – mindestens, muss man immer anfügen, nach den Erfahrungen der Hauptstadt mit Flughäfen. Auch der einmal angedachte Behelfsbau hat nicht überzeugt.

Bleibt also nur eine Interimslösung. Der innenstadtnahe Flughafen in Tegel muss spätestens sechs Monate nach dem Start des neuen Hauptstadtflughafens vom Netz, das schreibt die Baugenehmigung vor. Soll also das marode Schönefeld die sechs Millionen Passagiere abfertigen, die der BER nicht mehr schluckt? Mehrere Jahre, so beschloss der Aufsichtsrat am Freitag, soll «Schönefeld-Alt» weiter betrieben werden. Das kostet Geld, denn ohne Sanierung hält der alte Airport nicht mehr lange durch. Wie viel Geld, das verraten weder der Flughafen- noch der Aufsichtsratschef.

Gleichzeitig muss «das Ding», der Neue, ja fertig werden. Das zeigen Mühlenfeld Kreisdiagramme – eines fast gefüllt, andere nicht. Insgesamt seien 36 Prozent der noch ausstehenden Aufgaben am künftigen Hauptstadtflughafen abgearbeitet, sagt er. «Wir sind fast dort, wo wir zu diesem Zeitpunkt sein müssten, wenn das Terminal Ende März fertig sein muss.» Dann könnte der Flughafen wie geplant im zweiten Halbjahr 2017 öffnen. Über das «fast» stolpert keiner mehr.

Immerhin: Das Nord-Pier sei seit ein paar Tagen baulich fertig. Die Hälfte der Brandschutz-Mängel abgearbeitet, 84 Prozent der Kabeltrassen saniert. Bei der Instandsetzung der nördlichen Start- und Landebahn (ein Fünftel fertig) sei man sogar «exakt dort, wo wir sein wollten», sagt Mühlenfeld.

Schon heute hat Berlin hinter Frankfurt und München die drittmeisten Fluggäste in Deutschland. Doch dass der neue Hauptstadtflughafen einmal derjenige Großflughafen wird, von dem die Verantwortlichen anfangs träumten – diese Hoffnung hat Mühlenfeld nach dem Chaos der letzten Jahre längst begraben.

So viele Umsteiger und Langstreckenflüge, wie einmal gedacht, würden es wohl nie, sagt er. Die Airlines sind verunsichert, planen mit anderen. Und der BER wird, wenn es dann endlich losgeht, statt eines Groß- wohl doch wieder ein Zu-Klein-Flughafen sein.

Theresa Münch, dpa