Die Bahn macht dem Flugzeug zumindest bei Inlandsreisen zunehmend Konkurrenz. Das spüren auch die Betreiber des Hauptstadtflughafens BER. Sie setzen deshalb stärker auf europäische Ziele – und die Langstrecke.

Immer weniger Menschen nutzen vom BER aus das Flugzeug für Inlandsreisen nach Frankfurt, München oder Düsseldorf. Noch im Jahr 2019 vor der Corona-Krise war von den 36 Millionen Fluggästen an den Hauptstadtflughäfen Tegel und Schönefeld nahezu jeder Vierte zu Zielen innerhalb Deutschlands unterwegs. Im vergangenen Jahr lag der Anteil der Inlands-Passagiere lediglich noch bei knapp 13 Prozent von insgesamt rund 20 Millionen Fluggästen.

BER: erste direkte Verbindung in die USA

„Das hat auch damit zu tun, dass die Angebote der Bahn auf Sicht auch wettbewerbsfähig werden mit dem Fliegen“, sagte BER-Chefin Aletta von Massenbach am Dienstag in Schönefeld bei der Vorstellung des Geschäftsberichts für das vergangene Jahr. „Wir müssen uns deshalb sehr stark darauf konzentrieren, dass wir unsere Schwerpunkte auf die Konnektivität innerhalb Europas legen und natürlich auch die Langstrecke im Blick haben“, betonte sie.

Im vergangenen Jahr sind vom BER aus einige Verbindungen ins nicht-europäische Ausland wieder oder neu aufgenommen worden – insbesondere in die USA, nach Asien und den Mittleren Osten. An diesem Freitag soll die erste direkte Verbindung in die USA-Hauptstadt Washington durch die Fluggesellschaft United Airlines an den Start gehen.

Fluggastzahlen gehen nur langsam wieder nach oben

Noch ist der Anteil der Fluggäste auf der Langstrecke gering. Lediglich 600.000 Passagiere flogen im vergangenen Jahr interkontinental. Doch der Anteil am gesamten BER-Passagierverkehr ist im Vergleich zu Vorkrisenjahren bereits gestiegen. Allerdings bleiben die Angebote wackelig. So hat die Billigfluggesellschaft Norse ihr Reiseangebot vom BER in die USA bereits nach wenigen Monaten zum Teil wieder eingestellt.

Mit einem raschen Aufschwung am BER rechnet deshalb dort niemand. Erst für Ende des Jahrzehnts geht BER-Chefin von Massenbach wieder von Fluggastzahlen wie 2019 aus. Von damaligen Langfristprognosen für die Luftverkehrsentwicklung haben sich die Betreiber des Flughafens längst verabschiedet.

Weiterhin wirtschaftliche Probleme

Nach wie vor kämpfen die Betreiber mit wirtschaftlichen Problemen – auch wenn sowohl die Schulden als auch die finanziellen Verluste im vergangenen Jahr deutlich reduziert werden konnten. Rund 90 Millionen Euro betrug der Fehlbetrag unterm Strich 2022, teilte von Massenbach am Dienstag mit. Im Jahr davor waren es noch mehr als 569 Millionen Euro. „Damit sind wir beim Verlust wieder auf dem Vorkrisenniveau von 2019“, sagte die Managerin. Allerdings lag das vor allem am Verkauf zweier Grundstücke. Schon im laufenden Jahr dürfte der Verlust wieder deutlich steigen – von Massenbach rechnet für 2023 mit einem Fehlbetrag von 260 Millionen Euro.

Die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) plant erst für das Jahr 2026, finanziell wieder auf eigenen Beinen stehen zu können. Der Flughafen sei dabei auf einem guten Weg, sagte von Massenbach. Mithilfe von Zuschüssen der Eigentümer – der Bund und die Länder Berlin und Brandenburg – konnte die FBB auch die Schulden bei Kreditinstituten auf hohem Niveau deutlich denken – von knapp 3,2 Milliarden im Jahr 2021 auf rund 2,5 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. (dpa)