Sicherheitscheck auf dem Rollfeld: So arbeiten Fluggerätmechaniker

Frankfurt/Main, 03. September 2018 Sicherheit beim Starten, Fliegen und Landen: Fluggerätmechaniker haben einen anspruchsvollen und verantwortungsvollen Job. Sie sorgen unter Hochdruck für einen reibungslosen technischen Ablauf im Luftverkehr. Ob in der Halle oder auf dem Rollfeld: Jumbo-Jets, Airbus-Flieger oder Helikopter müssen ständig gewartet und instand gehalten werden. Darum kümmern sich Leute wie Jeremias Schmitt. Der […]
Frankfurt/Main, 03. September 2018
Sicherheit beim Starten, Fliegen und Landen: Fluggerätmechaniker haben einen anspruchsvollen und verantwortungsvollen Job. Sie sorgen unter Hochdruck für einen reibungslosen technischen Ablauf im Luftverkehr.
Ob in der Halle oder auf dem Rollfeld: Jumbo-Jets, Airbus-Flieger oder Helikopter müssen ständig gewartet und instand gehalten werden. Darum kümmern sich Leute wie Jeremias Schmitt. Der 20-Jährige absolviert bei Lufthansa Technik in Frankfurt/Main eine Ausbildung zum Fluggerätmechaniker mit der Fachrichtung Instandhaltungstechnik. Er arbeitet im Flugzeug-Check-Team und erledigt Wartungsarbeiten oder Reparaturen an mechanischen und elektronischen Systemen. „Wenn es bei der Arbeit zu einem Fehler kommt, dann darf man das bloß nicht schönreden und den Vorgesetzten anlügen“, sagt Schmitt. Denn die Folgen können fatal sein.
„Die Tätigkeit ist komplex und erfordert viel Fachwissen, das in der dreieinhalbjährigen Ausbildung vermittelt wird“, erklärt Hans Peter Gomolzig vom Bundesverband der Betriebe der Allgemeinen Luftfahrt (BBAL) in Schwelm. Bewerber sollten technisches Verständnis mitbringen und Spaß daran haben, an großen Geräten zu arbeiten. „Erwartet wird mindestens ein Hauptschulabschluss.“ Nach seinen Angaben beginnen pro Jahr bis zu 100 junge Leute die Ausbildung. Wer den Beruf erlernt hat, wird immer Arbeit haben – denn der Luftverkehr verzeichnet nach wie vor Wachstumsraten.
Bei vielen Firmen ist Schichtdienst und Nachtarbeit an der Tagesordnung. „Mir macht das nichts aus, so bleibt Zeit für Behördengänge und Ähnliches, ohne sich gleich freinehmen zu müssen“, sagt Schmitt. Wichtig sei, in Stresssituationen nicht hektisch zu werden: „Auch unter enormem Zeitdruck muss man die Aufgabe hochkonzentriert und gewissenhaft ausüben.“ Lärm darf einen nicht aus der Fassung bringen.
Die Ausbildung findet im Betrieb und in der Berufsschule statt. Nach einer Zwischenprüfung vor dem Ende des zweiten Ausbildungsjahres spezialisieren sich die angehenden Fachkräfte auf eine von drei Fachrichtungen: Fertigungs-, Instandhaltungs- oder Triebwerkstechnik. Wer sich für die Fertigungstechnik entscheidet, baut unter anderem nach den Vorgaben eines Ingenieurs Flugzeuge – von Verkehrs-, Transport-, Militär- und Sportflugzeugen bis hin zu Hubschraubern. In der Instandhaltungstechnik sind Fluggerätemechaniker dafür zuständig, Flugzeuge und ihre Komponenten zu prüfen sowie zu warten und zu reparieren.
In der Fachrichtung Triebwerkstechnik montieren sie Triebwerke und kümmern sich um ihre Wartung und Reparatur. Egal, welche Fachrichtung: „Bewerber brauchen zwingend Teamfähigkeit“, erklärt Gomolzig. Denn oft wird in einer größeren Gruppe an einem Flugzeug gearbeitet. Dabei muss alles Hand in Hand erfolgen. Ein Muss sind auch gute Englischkenntnisse. Denn viele Anweisungen sind in dieser Sprache abgefasst. Technisches Englisch steht auch auf dem Lehrplan der Berufsschule. Weitere Fächer dort sind etwa Elektrotechnik und Aerodynamik – bei Letzterem geht es darum, welche Kräfte wirken, damit ein Flugzeuge überhaupt fliegen kann.
„Das Tolle an dem Beruf ist, dass er enorm abwechslungsreich ist“, sagt Schmitt. Denn Flugzeug ist nicht gleich Flugzeug – jede Maschine hat ihre Eigenheiten, die bei Wartung und Instandsetzung berücksichtigt werden müssen. Die Tätigkeit ist gut bezahlt. Die Ausbildungsvergütung liegt nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit bei tarifgebundenen Unternehmen im ersten Jahr zwischen 976 Euro und 1053 Euro brutto im Monat, im zweiten Jahr bei bis zu 1102 Euro, im dritten bei bis zu 1199 Euro und im vierten Ausbildungsjahr bei bis zu 1264 Euro. „In nicht tarifgebundenen Unternehmen kann die Ausbildungsvergütung niedriger sein“, betont Gomolzig.
Auch das Einstiegsgehalt nach der Ausbildung ist vergleichsweise hoch. In tarifgebundenen Unternehmen kann es laut Bundesagentur für Arbeit bei um die 3362 Euro brutto im Monat liegen. Arbeitgeber von Fluggerätmechanikern sind Fluggesellschaften und Flughafenbetreiber, aber auch Flugzeug- und Hubschrauberhersteller oder die Bundeswehr. Wer beruflich vorankommen will, kann sich etwa zum Techniker der Fachrichtung Luftfahrt weiterbilden. Möglich ist auch, Industriemeister im Bereich Flugzeugbau/Luftfahrttechnik zu werden. Fluggerätmechaniker mit einer Hochschulzugangsberechtigung können studieren und einen Bachelor oder Master etwa im Fach Luft- und Raumfahrttechnik erwerben.
Schmitt ist es erst einmal wichtig, einen guten Ausbildungsabschluss zu machen und danach von seinem Betrieb übernommen zu werden. Außerdem will er weitere Lizenzen für einzelne Flugzeugmuster erwerben und dafür entsprechende Lehrgänge besuchen. «Alles Weitere wird sich dann zeigen», sagt er. Aber eines steht schon jetzt fest: Wenn Schmitt von der Arbeit nach Hause kommt, dann dreht er weiter Schrauben – er restauriert Oldtimer-Fahrzeuge. „Das ist schon lange mein Hobby, und das wird es auch weiterhin bleiben.“
Sabine Meuter, dpa