Die portugiesische Sevenair Group ist eine zu 100 Prozent private Holding, die sich mit einer Regionalairline, einer Abfertigungsgesellschaft, einem Wartungsbetrieb und einer Pilotenschule dem Wettbewerb stellt.

Auf eine inzwischen mehr als 30-jährige Erfahrung in der Luftfahrtbranche kann die Sevenair Group zurückblicken, die die Sevenair, Sevenair Maintenance, Sevenair Academy und Sevenair Handling unter einem Dach vereint. Alle Unternehmen sind am Flughafen Cascais, nahe Lissabon, ansässig. Das Konstrukt zielt darauf ab, dass sich die verschiedenen Firmenstandbeine ergänzen.

Jede Abteilung dient in erster Linie dazu, den anderen Unternehmen der Gruppe nützlich zu sein. Dabei agieren sie jeweils selbstständig und öffnen sich auch Drittanbietern, nicht nur im europäischen Markt. Insgesamt beschäftigt die Sevenair Group 230 Mitarbeiter und konnte im Jahr 2020 einem Umsatz in Höhe von 15 Millionen Euro erwirtschaften.

Sevenair hat Basen in Portimao und Braganca

Das Aushängeschild des Konzerns ist zweifellos die Sevenair selbst, die einst unter dem Namen Aero VIP gegründet worden ist. Sie ist die Hauptfluggesellschaft und Namensgeberin der Sevenair Group und betreibt weitere Basen in Portimao und Braganca.

Das Unternehmen ist die einzige Fluggesellschaft in Portugal, die ein komplettes Dienstleistungsangebot – von der Passagierbeförderung über den Transport von Fallschirmspringern bis hin zu Kunst- und Werbeflügen – offeriert. Und damit war das Unternehmen vor der massiv belastenden Covid-19-Pandemie durchaus erfolgreich.

Sevenair hat drei 19-sitzige Dornier 228 in seiner Flotte

Sevenair schloss das Jahr 2018 mit 13 446 Passagieren (75,9 Prozent Auslastung) und das Bilanzjahr 2019 mit 11 561 Fluggästen (68,5 Prozent) ab, wobei der Rückgang bei den Passagierzahlen auf die Schließung des Flughafens Vila Real aufgrund der dort erfolgten Arbeiten an der Start- und Landebahn zurückzuführen ist. 2020 brach dann Covid-19 aus, und es wurden lediglich 6214 Passagiere gezählt, der Ladefaktor betrug nur noch 36,6 Prozent. 2021 lief unwesentlich besser: Es schlugen 7973 Fluggäste und eine Auslastung von 43,4 Prozent zu Buche.

Sevenair betreibt drei 19-sitzige Dornier 228. Mit diesen Flugzeugen kann die Airline auch auf sehr kurzen, nur 800 Meter langen Start- und Landebahnen mit voller Kapazität operieren. Außerdem zählen BAe Jetstream 32, ebenfalls mit 19 Sitzplätzen, zwei Pilatus PC-6 sowie vier Cessna 172 und eine Piper PA-31 „Chieftain“, die beispielsweise für Rundflüge oder das Schleppen von Werbebannern eingesetzt werden, zur Flotte.

Passagiere können in einer Extra 300 Platz nehmen und einen Kunstflug erleben

Zudem steht eine Extra 300 für Kunstflüge in Diensten. Richtig gelesen: Sevenair bietet Interessenten die Möglichkeit, als Passagier vorne auf dem zweiten Sitz dieses rund 15-minütige Spektakel der Extraklasse zu erleben. Stabile Magenverhältnisse natürlich vorausgesetzt.

Die wichtigste Nachricht im Jahr 2021 war allerdings die Erweiterung der Flotte um fünf Casa Aviocar C212, die von der portugiesischen Luftwaffe gekauft wurden und nun an ausländische Streitkräfte vermietet werden sollen. Diese Art des Leasings ist ein neues Geschäftsfeld von Sevenair und soll in Zukunft wachsen.

Sevenair
Der Blick ins Cockpit einer Dornier 228 der Sevenair im Anflug auf Cascais. Dort, in der Nähe von Lissabon, ist das Unternehmen. Beheimatet.

Beim Blick auf den Linienflugplan ist festzustellen, dass Sevenair staatlich subventionierte, zuvor öffentlich ausgeschriebene Verbindungen bedient, beispielsweise den täglichen Dienst zwischen Braganca im Norden des Landes und Portimao tief im Süden an der Algarve (Stand Juli 2022). Diese Strecke wird übrigens seit zwölf Jahren ununterbrochen von Sevenair bedient. Stopps erfolgen in Vila Real, Viseu und Cascais. Im Winter steht ein Umlauf pro Tag im Flugplan, im Sommer sind es zwei. Für Passagiere interessant: Ein Shuttle-Bus verbindet das Cascais Muncipal Aerodrome regelmäßig mit dem Zentrum Lissabons.

Vor der Corona-Pandemie flog Sevenair auch die Kapverden an

Außerdem hat die Airline Anfang Mai den Flugbetrieb vor der afrikanischen Küste in Sao Tomé und Principe zwischen den beiden Inseln mit Jetstream 32 aufgenommen. In der Vergangenheit standen zudem bereits viereinhalb Jahre lang Flüge von der portugiesischen Atlantikinsel Madeira zum winzigen Nachbareiland Porto Santo im Flugplan. Aktuell hofft Sevenair auf eine neue Ausschreibung und ist zuversichtlich, den Zuschlag zu erhalten. Auch auf den Kapverden war das Unternehmen bereits aktiv, bis zur Covid-19-Pandemie, als Unterstützung der Küstenwache. Last but not least ist Sevenair im Charterverkehr tätig. Im Jahr 2020 führte die Regionalfluggesellschaft beispielsweise 18 Flüge zwischen Cascais und Porto Santo durch.

Seit dem Frühjahr 2021 agiert darüber hinaus ein neues Unternehmen unter dem Dach der Sevenair Group: die Sevenair Handling. Der Abfertiger arbeitet auf den portugiesischen Flughäfen, die von Seven-air-Maschinen bedient werden. Dienste für Drittkunden gilt es jetzt zu testen.

Das Unternehme betreibt auch eine eigene Flugschule

Ein weiteres wichtiges Standbein der Holding ist die Sevenair Academy. Die Flugschule kümmert sich sowohl um Piloten, Kabinencrews und Ramp-Mitarbeiter als auch Wartungstechniker. In die Schule, die ihren Hauptsitz in Cascais sowie einen zweiten Standort in Ponte de Sor hat, wurde in der Vergangenheit viel investiert, und es stehen nun mehr als 40 Lehrer dort in Lohn und Brot.

Die Sevenair Academy bietet beispielsweise eine integrierte EASA-ATPL-Ausbildung an, und sie gilt mittlerweile, gemessen an der Zahl der Schüler, als die viertgrößte Einrichtung ihrer Art in Portugal. Aktuell werden 370 angehende Piloten und 520 Techniker aus 39 verschiedenen Ländern geschult.

Es werden auch Wartungsarbeiten anderer Airlines übernommen

Die Schule betreibt eine eigene Flotte – bestehend aus acht Tecnam P2008, neun Cessna 150/152, einer Tecnam P2010 und drei Tecnam P2006T sowie einer Cessna 172. Einige der Flugzeuge tragen überraschenderweise deutsche Kennzeichen, doch das Unternehmen erklärt, dass die deutschen Verantwortlichen in Sachen Zulassung einfach schneller arbeiten als die portugiesischen.

Bedeutend für die Gruppe ist darüber hinaus die Sevenair Maintenance, die an vier Standorten in Portugal (Cascais, Portimao, Braganca und Ponte de Sor) und auf den Kapverden (nur Line Maintenance) tätig ist. Sie unterstützt sowohl die Flugschule als auch die Fluggesellschaft.

Mit Jetstream ist Sevenair vor einiger Zeit zwischen Madeira und Porto Santo gependelt.

Der Wartungsbetrieb wurde 1992 unter dem Namen Aerotécnica gegründet, ist aber später übernommen und in die Gruppe integriert worden. „Wir sind in der Lage, Arbeiten an 40 verschiedenen Kolben- und Turboprop-Flugzeugen von 15 verschiedenen Herstellern durchzuführen. Wir kümmern uns um unsere eigenen Flotten, sind aber natürlich auch offen für den Markt und übernehmen die Wartung für andere Airlines, Flugschulen oder Flugvereine“, berichtet Alexandre Alves, Commercial Director der Sevenair-Gruppe.

Das Unternehmen bietet offiziellen21 Support für die Marken Rotax Aircraft Engines, Tecnam und Garmin sowie die Wartung von Lycoming-, Continental-, Honeywell-, Rotax-, Technify- und PWC-PT6-Motoren an.

(Autor: Marco Minari / Stand: Juli 2022)