Der Airport der südkalifornischen Touristenhochburg zollt den seit Jahren immer stärker steigenden Passagierzahlen Tribut und baut die Infrastruktur massiv aus. Im September wurde der erste Bauabschnitt des neuen Terminals 1 in Betrieb genommen.

Tradition trifft Moderne: Im Falle San Diegos gilt das nicht nur für den Flughafen, sondern bereits für seinen Standort. In der ältesten Stadt Kaliforniens – in der Südspitze des Westküsten-Bundesstaats, direkt an der Grenze zu Mexiko gelegen – stößt heute laszive Lässigkeit auf urban-gediegenen Lebensstil.

Wer Sonne, Strand und Surfervibes schätzt, kommt ebenso auf seine Kosten wie Liebhaber von Kunst, Kultur und Kulinarik. Das angenehme Klima und dieser Grundrhythmus stetig, aber sanft rauschender Pazifikwellen versprechen Erholung pur. Nicht umsonst wird San Diego von seinen Einwohnern „America’s Finest City“ genannt.

Strand, Kultur und ausschweifendes Nachtleben

Der Vorort La Jolla beispielsweise hat eine der schönsten Meeresbuchten der Region zu bieten. Am Coronado Beach wurden einst aus guten Gründen Hollywoodklassiker wie „Manche mögen‘s heiß“ gedreht. Der Balboa Park dient der Metropole als grüne Lunge und beherbergt zudem den Zoo der Stadt sowie zahlreiche Museen, derweil der historische Kern San Diegos, Old Town genannt, an die reiche Historie inklusive spanischer Einflüsse erinnert. Wer es dagegen lieber etwas hipper mag, sollte im Gaslamp Quarter mit seiner Melange aus Bars, kleinen Boutiquen und einem ausschweifenden Nachtleben vorbeischauen. Für Trubel ist in einem der zahlreichen Freizeitparks gesorgt.

Das Gros der Gäste kennt den San Diego International Airport (IATA-Code SAN), einer der ältesten Flughäfen der USA, als das Tor zur Stadt. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg hatte der Luftfahrtstandort unter anderem aufgrund der Flugzeugproduktion eine enorme Bedeutung für das Land. Tatsächlich reichen die fliegerischen Anfänge in San Diego jedoch zurück bis in die Kindertage der kommerziellen Luftfahrt.

American Airlines bietet ab San Diego Verbindungen nach Charlotte an, Dallas/Fort Worth, Chicago, Miami Philadelphia und Phoenix an.
American Airlines bietet ab San Diego Verbindungen nach Charlotte an, Dallas/Fort Worth, Chicago, Miami Philadelphia und Phoenix an. Bild: Dietmar Plath

Die Eröffnung des San Diego Airport

1927 startete Charles A. Lindbergh vom Dutch Flats Airport mit seiner in der Stadt bei Ryan Airline Company gebauten „Spirit of St. Louis“ via gleichnamiger Stadt in Richtung New York und von dort aus schließlich unter Mediengetöse weiter nach Paris. Mit ein wenig gutem Willen und zwei zugedrückten Augen kann San Diego heute also durchaus als Ausgangspunkt des ersten Alleinflugs über den Atlantik in östliche Richtung gelten.

Zumindest fühlte sich Lindbergh durchaus kurze Zeit später der Stadt zum Dank verpflichtet, stimmte er doch zu, einem seinerzeit gerade erst geplanten neuen Flughafen seinen Namen zu geben: dem San Diego Municipal Airport – Lindbergh Field. Am 16. August 1928 fand die offizielle Einweihung des Platzes statt, der US-weit der erste war, an dem dank seiner unmittelbaren Nähe zum Pazifik alle Flugzeugtypen abgefertigt werden konnten – also auch Flugboote.

Am 1. Juni 1930 konnte auf die Eröffnung der Luftpostroute San Diego – Los Angeles angestoßen werden. Vier Jahre später erhielt der Flughafen den weiteren Zusatz „international“.

Der San Diego Airport wird als Militärbasis umfunktioniert

Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs entwickelte das Militär den San Diego International Airport in ein modernes Flugverkehrszentrum.

Das U.S. Army Air Corps übernahm den Flughafen sogar 1942, und Armeeingenieure steuerten ihre Expertise bei, damit die Infrastruktur jene schweren Bomber aufzunehmen vermochte, die der Flugzeughersteller Consolidated Aircraft hier in jenen Jahren produzierte. Unter anderem entstand eine 2667 Meter lange Piste; mit ihr war der Platz bereits „jettauglich“, lange bevor United Airlines im September 1960 als erste Fluggesellschaft einen reinen Jet-Service ab der Stadt anbot.

Veränderung durch technologischen Fortschritt

Mit den strahlgetriebenen Flugzeugen stiegen die Passagierzahlen rasant an und machten einen weiteren Ausbau nötig. Zunächst wuchs Terminal East aus dem Boden, das spätere Terminal 1, das 1967 eingeweiht wurde. 1979 folgte die Eröffnung vom Terminal West, dem heutigen Terminal 2.

Der US-amerikanische Low-Coster Southwest (oben) ist mit einem Marktanteil von 33,3 Prozent Platzhirsch. Alaska Airlines gilt als die Nummer zwei.
Der US-amerikanische Low-Coster Southwest (oben) ist mit einem Marktanteil von 33,3 Prozent Platzhirsch. Alaska Airlines gilt als die Nummer zwei. Bild: Dietmar Plath

Seit 2003 ist die San Diego Airport Authority für den Flughafen verantwortlich und verzichtet nun auf den Namenszusatz „Lindbergh Field“. Das klang in ihren Ohren so regional, die Verantwortlichen wollten hingegen größer, internationaler, interkontinentaler denken.

Aus dem Juli 2009 datiert die Grundsteinlegung für eine umfangreiche Erweiterung des Terminals 2. Die Investition von einer Milliarde US-Dollar ging aufgrund ihres Volumens in die Geschichtsbücher ein, und dank ihr wurde der Airport abermals an die Erfordernisse des internationalen Verkehrs angepasst.

Bau des neuen Terminal 1

Heute ist der San Diego International Airport unter jenen kommerziellen US-Flughäfen mit nur einer Start- und Landebahn der verkehrsreichste. Die 09/27 ist inzwischen 2865 Meter lang und 61 Meter breit. Selbst weltweit betrachtet liegen verkehrstechnisch nur wenige Single Runway Airports vor San Diego – darunter London-Gatwick oder Lissabon. Und es wird wohl vorerst bei einer Piste bleiben, denn sämtliche Überlegungen für den Bau einer zweiten Bahn haben sich auf dem 265 Hektar großen Gelände bisher aus Platzgründen als nicht machbar erwiesen.

Gebaut wird vor Ort dennoch, wenngleich an anderen Projekten. Der erste Bauabschnitt des vollkommen neuen Terminal 1 ist seit September in Betrieb. T1 soll schon die Effizienz des Airports steigern und den Passagieren einen spürbar komfortableren und erlebnisreicheren Aufenthalt sichern. Mit dem Abfertigungsgebäude, sein Bau stellt übrigens die größte Investition in der Flughafengeschichte San Diegos dar, ändert sich jedoch nichts an der rechnerischen Kapazität des Airports in den Verkehrsspitzen, das betonen die Verantwortlichen immer wieder.

Das mehr als 100 000 Quadratmeter große Gebäude ersetzt vielmehr das namensgleiche, in den vergangenen Jahrzehnten stetig ineffizienter gewordene Terminal. Hier wurde der Platz sukzessive knapp, die Zahl der Sitzgelegenheiten ist zu gering für den Bedarf, und die Konzessionsmöglichkeiten haben sich als unzureichend erwiesen. Das neue Terminal 1 setzt stattdessen in allen Bereichen Maßstäbe. Es spiegelt das wider, auf das San Diego stolz sein kann: auf die multikulturelle Region. Und das lassen sich die Verantwortlichen einiges kosten. Insgesamt fließen rund 3,8 Milliarden US-Dollar in den Bau.

Übersicht zum Terminal 2 am San Diego Airport

Das Terminal hat tatsächlich einiges zu bieten: Egal, ob die Passagiere kommen oder gehen, sie haben einen spektakulären Blick auf die Bucht von San Diego und das Stadtzentrum. Zu den weiteren Besonderheiten gehören eine Außenterrasse nach der Sicherheitskontrolle, ein ausgewiesener Spielbereich für Kinder, bis zu zwei Lounges und Clubs für Fluggesellschaften oder zur gemeinschaftlichen Nutzung sowie Kunstwerke im gesamten Terminal, die als Wegweiser dienen.

Darüber hinaus zählen ein neues Parkhaus mit rund 5000 Stellplätzen, eine Sicherheitskontrolle mit 13 Spuren und eine Verbindung für Passagiere vor und nach der Sicherheitskontrolle zum Terminal 2 zu den Leistungsdaten. Nachhaltigkeit spielt zudem eine wichtige Rolle. Die Konstruktion und das Design spiegeln das Engagement in Sachen Energie- und Wassereinsparungen sowie Initiativen für saubere Luft und für Abfallvermeidung wider.

Das Terminal 2 in San Diego mit Blick auf das Vorfeld.
Das Terminal 2 in San Diego mit Blick auf das Vorfeld. Bild: San Diego Airport

Der Bau eines neuen Terminals in San Diego

Dass der Bau des neuen Abfertigungsgebäudes planmäßig in zwei Bauphasen verläuft, berichten die Verantwortlichen immer wieder: Phase 1A ist also nunmehr abgeschlossen. 19 Gates stehen zur Verfügung. Southwest und Delta Air Lines waren als erste Fluggesellschaften, die in den Neubau umgezogen sind. Der Schlusspunkt der zweiten Phase, 1B, wird 2028 mit der Eröffnung von weiteren elf neuen Gates gefeiert.

Außerdem steht bereits ein Ausbau des Terminals 2 auf der Agenda der San Diego County Regional Airport Authority. Die Betreibergesellschaft befindet sich derzeit in der Planungsphase für eine Sanierung des Abfertigungsgebäudes, mag aber momentan noch keine Angaben zu Kosten, Umfang oder Zeitrahmen für das Projekt machen. Nur eine Zahl schwebt über sämtlichen Planungen: Bis 2035 dürfte die Zahl der Passagiere in San Diego auf 39 Millionen steigen.

2024 war ein Rekordjahr

Wie groß die Attraktivität San Diegos ist, beweist nicht zuletzt ein Blick in die Passagierstatistik. 2024 wurden am San Diego International Airport 25,24 Millionen Reisende gezählt – so viele wie nie zuvor. Der bisherige Rekord stammt aus dem Vor-Corona-Jahr 2019 (25,18 Millionen Fluggäste).

Zum Wachstum der Fluggastzahlen (+ 4,9 Prozent gegenüber 2023) trugen im vergangenen Jahr zum einen die beiden Neukundinnen Breeze Airways und Porter Airlines bei, die unter anderem neue Inlandsverbindungen aufgenommen haben. Doch vor allem legte der internationale Reiseverkehr zu – 2024 um mehr als 10,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wenngleich er zugegebenermaßen mit einer Million Reisenden doch sehr im Schattendes Inlandsverkehrs (24,24 Millionen Passagiere) steht.

Ausbau der Langstreckenverbindungen

British Airways hatte ihr Angebot beispielsweise von einem auf zwei tägliche Nonstop-Flüge ab London aufgestockt. Japan Airlines wechselte auf tägliche Nonstop-Flüge ab Tokio, und die Frequenzerhöhung von Lufthansa auf tägliche München-Flüge sorgt seitdem für eine aus deutscher Sicht geradezu ideale transatlantische Anbindung.

Ein Blick ins Terminal2: Unter Palmen lässt sich entspannt auf den Abflug warten.
Ein Blick ins Terminal2: Unter Palmen lässt sich entspannt auf den Abflug warten. Bild: San Diego Airport

Doch wer soll fortan für steigende Fluggastzahlen sorgen? Nun, seit diesem Mai ist auch die niederländische KLM in San Diego präsent; sie hat eine Verbindung ab ihrem Drehkreuz Amsterdam-Schiphol aufgenommen und setzt jetzt dreimal die Woche Boeing 787-9 ein. „Dieser neue Service trägt dazu bei, die starke Nachfrage von Geschäfts- und Urlaubsreisenden nach Flügen nach Europa zu bedienen, die im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 30 Prozent gestiegen ist“, berichtete Flughafenchefin Kimberly Becker anlässlich des Erstflug-Events. Copa Airlines aus Panama hat jetzt ebenfalls San Diego ins Programm genommen.

Auslastung des San Diego Airports

Insgesamt bieten 20 Airlines ab San Diego Flüge zu 86 Zielen in zehn Ländern an. Doch damit gibt sich die Betreibergesellschaft nicht zufrieden und möchte vor allem weitere Interkontinentalflüge akquirieren. Auf der Wunschliste des San Diego International Airports stehen noch etliche Regionen jenseits des Atlantiks, aber vor allem auch jenseits des Pazifiks, die von großem Interesse sind. „Es besteht Nachfrage nach zusätzlichen Verbindungen nach Asien sowie in den Südpazifik“, konkretisiert eine Flughafensprecherin.

Die Platzhirsche Southwest Airlines und Alaska Airlines schielen derweil auf das Inlandspotenzial und haben für diesen Herbst eine Ausweitung ihres Programms vorgenommen. Southwest, 2024 mit 33,3 Prozent Marktführerin und aktuell die Airline mit den meisten Flügen ab San Diego, bietet neue Verbindungen nach Eugene im US-Bundesstaat Oregon, Fresno (Kalifornien) und Omaha (Nebraska) an und baut die Verbindungen nach Tampa in Florida aus.

Der Flughafen San Diego liegt direkt am Pazifik, nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt.
Der Flughafen San Diego liegt direkt am Pazifik, nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Bild: San Diego Airport/Pablo Mason

Alaska Airlines, 2024 die Nummer zwei mit einem Marktanteil von 18,7 Prozent, bedient derzeit die meisten Ziele ab San Diego, immerhin rund 40, und offeriert einen neuen Nonstop-Services dreimal täglich nach Chicago O’Hare und Denver (seit 4. Oktober) plus Frequenzerhöhungen auf einigen bestehenden Strecken an. Im Terminal 1 ist jedenfalls noch genügend Platz.