Mit seiner DHC-2 Beaver bietet Raymond Schwab Wasserflüge zu den schönsten Orten auf den Philippinen an. AERO INTERNATIONAL hat ihn auf der Insel Busuanga besucht.

Der Schweiz-Kanadier Raymond Schwab betreibt seine 68 Jahre alte DHC-2 Beaver in einer der schönsten Ecken der Philippinen: auf der Insel Busuanga am El Rio Y Mar Resort. Sein Flugzeug begeisterte schon US-Schauspieler Harrison Ford: „Es macht Spaß, mit diesem Flugzeug zu fliegen, und ich komme damit fast überall hin“, sagte er über seine de Havilland Beaver von 1955.

Bis heute ist das Buschflugzeug eine Legende der Luftfahrt. Ihren Erstflug hatte die Einmot am 16. August 1947 – bis zum Produktionsende im Jahr 1967 wurden insgesamt 1692 Exemplare gebaut. Angetrieben von einem 450 PS starken Neunzylinder-Sternmotor des Typs Pratt & Whitney R-985 kommt die Beaver auf eine Reisegeschwindigkeit von 220 km/h. Es gibt sie auf Rädern ebenso wie mit Schwimmern als Wasserflugzeug. Beliebt ist die Umrüstung auf einen Turboprop-Motor.

Blick aus Wasserflugzeug heraus auf Insel im Meer
Die Route des Sonnenuntergangsflugs führt über Lagunen und kleinen Inseln um Coron Bild: Dirk Grothe

Die philippinische Beaver

Denkt man an die Beaver als Wasserflugzeug, so kommen einem zwangsläufig die Bilder der Region um Vancouver in der kanadischen Provinz British Columbia in den Sinn. Hier setzt beispielsweise Harbour Air als größte Wasserfluggesellschaft Nordamerikas – und nach Trans Maldivian zweitgrößte der Welt – eine Flotte von 14 Bibern ein. Die Airline entwickelt dort sogar eine elektrische Version für Passagierflüge auf Kurzstrecken. Doch es muss nicht Kanada sein, um mit einem Beaver-Wasserflugzeug zu fliegen.

Salzwasser wird an stehendem Wasserflugzeug am Strand abgespült
Nach jedem Flug muss das Salzwasser abgespült werden Bild: Dirk Grothe

Wer es gern wärmer mag und vielleicht einen Strandurlaub samt Tauchen in Asien bevorzugt, der wird auf den Philippinen fündig. Im Norden der Provinz Palawan betreibt der Schweiz-Kanadier Raymond Schwab die Horizon Sun Charter (www.seaplane.ph) auf der Insel Busuanga. Diese liegt mit der Nachbarinsel Coron im Westen der Philippinen zwischen dem Südchinesischen Meer und der Sulusee.

Die Gegend ist für ihre klaren Gewässer und fantastischen Tauchreviere mit zahlreichen Wracks aus dem Zweiten Weltkrieg bekannt und zählt bei Touristen zu den beliebtesten der über 7600 Inseln der Philippinen. Zudem ist Palawan Heimat gleich mehrerer Stätten mit dem Status eines UNESCO-Weltkulturerbes. Palawan verfügt mit Puerto Princesa in der gleichnamigen Inselhauptstadt, El Nido und Busuanga über gleich drei Flughäfen mit Flügen zu den Metropolen Manila und Cebu. Die Flugzeit mit einer ATR-72-Turboprop von Cebu zum Francisco B. Reyes Airport auf Busuanga beträgt rund 1,5 Stunden. Wie wichtig diese Flugverbindungen für den Tourismus in der Region sind zeigte sich, als im November 2013 der Taifun Yolanda den Flughafen verwüstete und das Terminal zerstörte. In der Folge sank die Zahl der Touristen um 75 Prozent, bis der Wiederaufbau im Oktober 2014 abgeschlossen war.

Raymond Schwab, Chef der Horizon Sun Charters, vor seiner Beaver
Raymond Schwab, Chef der Horizon Sun Charters, vor seiner Beaver Bild: Dirk Grothe

Mit 16 Jahren mit dem Fliegen begonnen

„Die zerklüftete Küstenlinie mit ihren wunderschönen Lagunen und Resorts, die teilweise nur über das Meer zu erreichen sind, macht Palawan zu einem idealen Revier für Wasserflugzeuge“, sagt Raymond Schwab. Auch das El Rio Y Mar Resort ist nur über das Meer hinweg zu erreichen, entweder per Boot oder per Wasserflugzeug.

Geboren in der Schweiz und aufgewachsen im kanadischen Quebec, gründete Raymond Schwab Horizon Sun Charters im Jahr 2015. „Mein Traum vom Fliegen begann auf einer Flugreise von Zürich nach Montreal. Der Besuch im Cockpit besiegelte meine Zukunft“, sagt Schwab und ergänzt: „Ich begann 1990 im Alter von 16 Jahren in Quebec mit dem Fliegen.“ Um den Erwerb seiner diversen Pilotenlizenzen zu finanzieren, arbeitete Schwab in zahlreichen Jobs an Flughäfen – und selbst als Tellerwäscher.

Wasserflugzeug am Strand
Das Boarding eines Flugs mit der Beaver von Horizon Sun Charters findet direkt am Strand statt Bild: Dirk Grothe

Außer in Kanada flog der Unternehmer Wasserflugzeuge auf Madagaskar, in Indonesien, der Schweiz, im kriegsgebeutelten Afghanistan und im Dschungel von Papua-Neuguinea. Mit all seinen Ersparnissen erwarb er seine 1957 gebaute Beaver in Quebec. Nachdem er sie nach Palawan gebracht hatte, begann er sein eigenes Unternehmen aufzubauen.

Kampf mit den Behörden

Die Beaver traf im Jahr 2015 per Schiffs-Container in Subic Bay ein, das im Norden der Philippinen liegt. Was folgte, war ein langer Papierkrieg mit den Behörden, um die Registrierung auf den Philippinen zu erreichen. Als Schwab eine einmonatige Frist gesetzt wurde, um den Hangar zu räumen, in dem die Beaver übergangsweise stationiert war, musste schnell eine alternative Wasserflugbasis gefunden werden.

Flugzeug schwarz weiß Bild Beaver 1962
Die Beaver im Dienst der U.S. Army 1962 nahe Frankfurt Bild: Manfred Feber via dhc-2.com

Raymond Schwab erstellte eine Powerpoint-Präsentation und warb damit bei jeder Gemeindeverwaltung auf Palawan um Unterstützung bei seiner Standortsuche. Am Ende hatte er nur teilweise Erfolg. Er erhielt lediglich die Erlaubnis, seine Beaver für sechs Monate auf dem einzigen See Palawans zu wassern, bevor er zu einem dauerhaften Standort umziehen konnte.

Auch bei seinem Versuch der Airlinegründung stockte es. Sechs Jahre vergingen, bis das AOC (Air Operator Certificate – Luftverkehrsbetreiber-Zeugnis) ausgestellt war. Dazu Schwab: „Damals änderten sich die Regeln und Anforderungen der CAAP (Civil Aviation Authority Philippines) und des CAB (Civil Aeronautics Board). Wir mussten viele Hürden überwinden und das ist für eine einzelne Person mit begrenzten finanziellen Mitteln immer schwierig.“

Pilot auf Wasserflugzeug barfuß
Barfuß-Piloten in Plastiksandalen gibt es nicht nur auf den Malediven Bild: Dirk Grothe

Flug in den Sonnenuntergang

Horizon Sun Charters bietet neben Resort-Transfers auch Rundflüge über Palawan an. Bis zu sechs Passagiere finden in der 68 Jahre alten DHC-2 Platz. „Resort-Transfers und Rundflüge sind am beliebtesten, aber auch Transfers zwischen Busuanga Island und El Nido werden stark nachgefragt. Wir bieten auch Pakete an, die Transfers, Hotelaufenthalte und Aktivitäten wie Inselhopping zu abgelegenen Orten wie Balabac beinhalten“, erklärt Raymond Schwab.Wenn sich der Tag dem Ende zuneigt, bietet Raymond Schwab einen romantischen Sonnenuntergangsflug an. Neben AERO-INTERNATIONAL-Mitarbeiter Dirk Grothe lassen sich dies weitere Resort-Gäste nicht entgehen. Und so ist die Beaver voll besetzt, als sie durch die Lagune zum Startpunkt „rollt“.

Cockpit Wasserflugzeug
Der Startlauf auf der Lagune, direkt vor dem El Rio Y Mar Resort Bild: Dirk Grothe

Raymond Schwab blickt zuversichtlich in die Zukunft: „Natürlich wollen wir mehr Wasser- und Landflugzeuge einsetzen, da der Bedarf an unseren Diensten sehr groß ist. Wasserflugzeuge eignen sich hervorragend für lokale Flüge, während für längere Strecken Landflugzeuge besser geeignet sind. Wasserflugzeuge benötigen eine glatte Wasseroberfläche bei der Landung, ohne hohe Wellen. Das schränkt den regulären Flugbetrieb doch deutlich ein.“

lakat mit den Flugangeboten der Horizon Sun Charters im El Rio Y Mar Resort
Ein Plakat mit den Flugangeboten der Horizon Sun Charters
im El Rio Y Mar Resort Bild: Dirk Grothe

Statistenrolle in Hollywoodfilm

Zunächst aber ruft Hollywood. Einen Tag nach unserem Flug hat Raymond seine Beaver vorübergehend nach El Nido verlegt. Dort ist ihr auf dem Set der Produktionsfirma des im Entstehen befindlichen Films „The Last Resort“ eine Statistenrolle zugedacht. Dafür hat die Produktionsfirma seine mit der Seriennummer 1096 am 22. Juni 1957 an die U.S. Army ausgelieferte Beaver für einen kompletten Monat gemietet. Dieses fantastische Angebot konnte sich der aviatische Weltenbummler natürlich nicht entgehen lassen.

Ein Büffel und mehrere Menschen ziehen ein Wasserflugzeug aus dem Wasser
In der Anfangszeit wurde noch mit Hilfe lokaler Muskelkraft improvisiert Bild: Raymond Schwab

Den ersten Abschnitt seines Rückflugs nach Deutschland trat der Autor dieses Beitrags auch in einem Muster von de Havilland of Canada an – allerdings mit einer gut 60 Jahre jüngeren Dash 8 Q400 der PAL Express. Nach dem Start in Busuanga ist noch Zeit für einen letzten sehnsüchtigen Blick auf die türkisfarbenen Lagunen Corons.

Um es mit den Worten von Raymond Schwab zu sagen: „Kommen Sie nach Palawan und fliegen Sie mit uns. Wir werden Ihnen Orte zeigen, die Sie ein Leben lang in Erinnerung behalten werden.“

Autor: Dirk Grothe