Hamburg, 24. September 2019 Economy, Business und First Class – so sind Flugzeuge auf der Langstrecke eingeteilt. Doch seit einiger Zeit gibt es noch die Premium Economy. Ist der höhere Preis gerechtfertigt? Economy – die meisten Flugreisenden kennen die «Holzklasse» im Flugzeug recht gut. Bestuhlung mit wenig Beinfreiheit und eine Armlehne, die man sich mit […]

Hamburg, 24. September 2019

Economy, Business und First Class – so sind Flugzeuge auf der Langstrecke eingeteilt. Doch seit einiger Zeit gibt es noch die Premium Economy. Ist der höhere Preis gerechtfertigt?

Economy – die meisten Flugreisenden kennen die «Holzklasse» im Flugzeug recht gut. Bestuhlung mit wenig Beinfreiheit und eine Armlehne, die man sich mit dem Sitznachbarn teilen muss. Auf dem Weg dahin durchlaufen die Passagiere manchmal die Business Class, und auf der Langstrecke noch ein Zwischending: die Premium Economy, die auch Economy Plus oder Comfort genannt wird.

Fast alle großen Fluggesellschaften haben sie in den vergangenen Jahren eingeführt. Vorreiter war British Airways: Die britische Linie richtete Anfang der 2000er Jahre eine «World Traveller Plus»-Klasse ein.

«Die Fluggesellschaft hat aus der Not eine Tugend gemacht», sagt Luftfahrtexperte Cord Schellenberg aus Hamburg. Denn zu dieser Zeit fingen die Unternehmen zu sparen an und versagten so manchem Mitarbeiter auf der Langstrecke das gewohnte Business-Class-Ticket. «Sie fanden sich plötzlich in der Economy Class wieder und waren alles andere als glücklich», sagt er. Und arbeiten konnten sie dort auch kaum.

Also erfand British Airways eine bessere Economy-Klasse, aber keine «Lower Business Class» – ein großer Unterschied, wie Schellenberg sagt. Denn die Premium Economy schaffte es durch die Reiserichtlinien der Unternehmen und war trotzdem deutlich komfortabler.

Mehr Freigepäck und manchmal bessere Verpflegung

«Anfangs wurden dazu oft auch alte Business-Class-Sitze genutzt», sagt David Haße, Herausgeber des Luftverkehrsportals airliners.de. Das hat sich allerdings geändert, trotzdem gibt es einige Vorteile: «Oft haben Sie ein deutliches Plus an Beinfreiheit und Sitzbreite sowie eine bessere Schlafmöglichkeit.» Zudem gebe es häufig mehr Freigepäck, manchmal einen Lounge-Zugang, besseres Entertainment und eine bessere Verpflegung.

In Deutschland ist Lufthansa die Airline mit dem größten Angebot von Premium-Economy-Sitzen. Auf allen Langstrecken-Maschinen gibt es sie, sagt Sprecherin Sandra Kraft. «Der Sitz ist, je nach Flugzeugtyp, um bis zu drei Zentimeter breiter».

Zusätzlich sorge eine eigene, breite Armlehne an jedem Sitz und eine Mittelkonsole zwischen den Sitzen für mehr Privatsphäre und insgesamt rund zehn Zentimeter mehr Freiraum zur Seite. «Die Rückenlehne lässt sich weiter nach hinten neigen und der Sitzabstand ist mit 97 Zentimetern deutlich großzügiger.»

Der persönliche Freiraum, sagt sie, wachse im Vergleich zur Economy Class um etwa die Hälfte. Das Essen gibt es mit Menükarte und von Porzellan-Geschirr, auch am Sitz kann man sich besser einrichten. Allerdings: Um in die Business-Lounge zu kommen, müssen Passagiere 25 Euro extra zahlen.

American Airlines hat weltweit das größte Angebot

Trotzdem macht die Premium Economy nur rund zwei Prozent aller angebotenen Lufthansa-Sitze aus, sagt Haße. «Eurowings bietet auf der Langstrecke auch eine Premium-Economy an, hat aber nur eine relativ kleine Flotte.»

Weltweit hat American Airlines vor Delta Air Lines und China Southern das größte Sitzplatzangebot in der Economy Plus, Economy Comfort oder Premium Economy-Kategorie. «Die Bezeichnung dieser Zwischenklasse ist nicht geschützt, daher benennen die Fluggesellschaften sie unterschiedlich», sagt Schellenberg. Das sorge mitunter für Verwirrung.

Die Golf-Fluglinien wie Emirates, Etihad und Qatar Airways haben als einzige größere Fluggesellschaften bislang keine Premium-Economy – doch das soll sich bald ändern. Während Emirates offiziell nur bestätigt, dass es die neue Klasse geben soll, ahnen Insider schon mehr. «Es könnte sein, dass es wieder etwas ganz Neues gibt», sagt Schellenberg.

Angebot verändert sich durch Wettbewerb

Gemunkelt werde, dass es einen komplett neuen Sitztyp geben könnte, bei dem eine räumliche Trennung zum Sitznachbarn durch einen «Divider» möglich ist. Zudem könne es sein, dass irgendwann der unbeliebte Mittelsitz entfällt, den es in der Premium Economy immer noch gibt. «Die Produkte werden ständig durch den Wettbewerb verändert», sagt Schellenberg. «Wenn Emirates 2020 tatsächlich mit diesen Neuerungen kommt, rückt die Premium Economy immer weiter an die Business Class heran.»

Ob sich ein Premium-Economy-Ticket tatsächlich rechnet, ist indes Geschmacksache. «Wenn man einen guten Tagesdeal für ein Upgrade bekommt, kann sich das lohnen», sagt Schellenberg. «Ich persönlich würde allerdings eher nach einem günstigen Business-Class-Angebot suchen», sagt er.

Denn der Mehrwert zu einem normalen Economy-Ticket zahle sich vor allem bei einem Tagflug nicht immer aus. «Und in der Nacht hat man in der Business Class den Vorteil, dass die Sitze sich zu einem Bett umwandeln lassen.» In der Premium Economy habe man zwar eine bessere Sitzneigung als in der Economy Class, doch vom Liegen ist man noch weit entfernt.

Für Fluggesellschaften ist Klasse rentabel

Fixe Preise oder einen festen Aufschlag für die Premium Economy gibt es bei der Lufthansa nicht, wie Sprecherin Kraft erklärt: «Die Tarife richten sich grundsätzlich nach Angebot und Nachfrage sowie nach der Streckenlänge.»

Für Fluggesellschaften sei die Zwischenklasse allerdings die rentabelste aller Buchungsklassen, sagt Haße. «Ein Flug in der Premium Eco verkauft sich auf der Langstrecke locker für den doppelten Preis eines normalen Economy-Sitzes, die Mehrkosten für das Angebot und auch der zusätzliche Platzbedarf an Bord sind für die Airlines aber nur marginal.»

Und noch eines ist wichtig – die Unterscheidung zwischen Premium Economy und Business Class muss erhalten bleiben. «Die Business Class muss als Premiumprodukt wahrgenommen werden», sagt Schellenberg. Denn: «Wer mehr bezahlt, muss auch mehr bekommen.»

Verena Wolff, dpa