Beflügelte Frauen: Bremer Ausstellung würdigt Rolle der Pilotinnen
Bremen, 05. September 2016 Couragierte Frauen beflügelten einst mit spektakulären Rekordflügen die Fantasie von Millionen. Doch in einer absoluten Männer-Domäne war ihr Weg ins Cockpit mit Widerständen gespickt. Eine Ausstellung in Bremen spürt ihnen nach – und beleuchtet heutige Pilotinnen-Probleme. Sie waren Pionierinnen, Abenteurerinnen und oft auch Besessene: Pilotinnen haben in der Geschichte der Luftfahrt […]
Bremen, 05. September 2016
Couragierte Frauen beflügelten einst mit spektakulären Rekordflügen die Fantasie von Millionen. Doch in einer absoluten Männer-Domäne war ihr Weg ins Cockpit mit Widerständen gespickt. Eine Ausstellung in Bremen spürt ihnen nach – und beleuchtet heutige Pilotinnen-Probleme.
Sie waren Pionierinnen, Abenteurerinnen und oft auch Besessene: Pilotinnen haben in der Geschichte der Luftfahrt gegen Vorurteile und Bedenken aller Art ihren Platz im Cockpit erobert. Ab Dienstag würdigt eine Ausstellung in Bremen ihre Rolle bei der Eroberung der Lüfte. „Fliegen zwischen Traum und Wirklichkeit: Weibliche Piloten in der Geschichte der Luftfahrt“ heißt die Ausstellung, die danach im Kreismuseum Peine, dem Deutschen Museum München (Flugwerft Oberschleißheim), im Aeronauticum Nordholz sowie an diversen weiteren Orten zu sehen sein wird. Sie spürt der Frage nach, wie sich die Frauen ihren Platz im Cockpit eroberten.
Anders als früher sitzen Frauen heute zunehmend als Kapitäninnen in den großen Verkehrsjets – auch bei Airlines aus islamischen Ländern. Doch ihr weltweiter Anteil unter den Verkehrspiloten ist nach wie vor gering. Auf gerade mal 3 Prozent schätzt ihn die internationale Pilotinnengesellschaft ISA+21.
Bei der Lufthansa liegt er – 30 Jahre nach dem Ausbildungsbeginn ihrer ersten weiblichen Flugschüler – mit 6 Prozent immerhin darüber: Im Konzern mit seinen Töchtern arbeiteten Mitte des Jahres 417 Co-Pilotinnen und 114 Kapitäninnen. In Bremen hat die Airline mit dem Kranich am Leitwerk ihre traditionsreiche Verkehrsfliegerschule – ein passender Ort also.
Doch hier offenbart sich auch, wie nah Glanz und Elend in der Fliegerei oft dicht beinander liegen. Denn Piloten – männlich wie weiblich – haben in einer zunehmend automatisierten Welt eine ungewisse Zukunft vor sich. Anders als in der Automobilbranche steht zwar das Thema autonomes Fliegen noch mit Rücksicht auf die Ängste und Sorgen der Passagiere nicht auf der Tagesordnung. Doch die Fliegerei ist technisch heute auch ohne Piloten möglich. Die rasant wachsende Zahl von Drohnen aller Art macht es deutlich.
Zudem ziehen sich Airlines wie die Lufthansa zumindest finanziell aus der Pilotenausbildung zurück: Flugschüler müssen ihre Ausbildung künftig komplett selbst bezahlen. Auf sie kommen Kosten in Höhe von gut 100 000 Euro für ihre Ausbildung zu. Sie müssen zudem mit dem permanenten Risiko eines Berufsverbots rechnen, sollten ihnen ihre regelmäßigen medizinischen Untersuchungen eine Fliegertauglichkeit absprechen. Zwar werden fertig ausgebildete Piloten heute – etwa in Asien – noch immer händeringend gesucht. Doch die langfristigen Perspektiven werden von vielen Piloten zunehmend skeptisch beurteilt.
Früher wie heute brauchen vor allem Frauen eine herausragende Persönlichkeit, um den Weg ins Cockpit zu finden. Anders als heute sind aber zumindest einige der Widerstände von einst aus dem Weg geräumt. Denn zu einer Zeit, als die Fliegerei noch eine reine Männer-Domäne war und Frauen noch ums Wahlrecht kämpften, berichteten Pionierinnen wie Mellie Beese von offener Sabotage. Die Frau mit der ersten deutschen Pilotenlizenz bahnte sich wie viele andere später nach ihr nur mit unglaublicher Hartnäckigkeit den Weg ins Cockpit.
Frauen wurden damals keine fliegerischen Fähigkeiten zugetraut, viele Flugschulen verweigerten ihnen die Ausbildung. Das erlebte einst auch die aus Hannover stammende Fliegerlegende Elly Beinhorn. Als leidenschaftliche Fliegerinnen wurden solche weiblichen Himmelsstürmer dann später oft auch politisch vereinnahmt. Die Ausstellung zeichnet ihre Wege nach und beleuchtet auch den gesellschaftlichen Kontext.
Bei der Lufthansa weist man daraufhin, dass es für den noch relativ niedrigen Frauen-Anteil im Cockpit mitnichten geschlechtsspezifische Gründe gibt. „Es ist einfach so, dass sich mehr Männer als Frauen bewerben“, sagte Lufthansa-Sprecher Helmut Tolksdorf. Auch die Mindestgröße hat per se nichts mit Frauen und Männer zu tun. Bei der Lufthansa müssen Piloten mindestens 1,60 Meter und höchstens 1,95 groß sein. Aber egal, ob Frauen oder Männer – für beide gilt zumindest im Moment, dass Lufthansa gar keine Bewerber annimmt.
Von Ralf E. Krüger, dpa