Hannover Airport: Rund um die Uhr im Dienst
Obwohl das Luftverkehrsgesetz an deutschen Airports kein generelles Nachtflugverbot vorsieht, sind nur noch sehr wenige Flughäfen nachts geöffnet. Der Hannover Airport ist einer davon und somit wichtiger Teil des norddeutschen Luftverkehrskonzepts.
Mittwoch, 23.50 Uhr: Das Terminal C, das Non-Schengen-Terminal des Flughafens Hannover (IATA-Code: HAJ), ist prallgefüllt mit Urlaubern, die die Sommerferien im Ausland verbringen wollen. Viele Familien mit Kindern stehen geduldig an den Check-in-Schaltern und freuen sich auf ihren Jahresurlaub in wärmeren Gefilden. Allein heute Nacht werden wieder sieben Antalya-Flüge abgefertigt. Die türkische Destination ist der Deutschen drittliebstes Auslandsreiseziel. Neben den Sehnsuchtsorten an der Türkischen Riviera stehen auch die typischen Urlaubsdestinationen wie Palma de Mallorca, Hurghada, Rhodos, Kreta, Heraklion oder Faro auf der Anzeigetafel des Airports. Insgesamt umfasst das Flugangebot rund 80 Nonstopziele, und der Airport ist auf bestem Wege, die Vor-Corona-Zahlen zu erreichen.
Die Anfangsjahre
Die Anfänge des Flugverkehrs in Hannover gehen zurück bis ins erste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts. Damals noch angesiedelt in Hannover-Vahrenwald und primär in militärischer Nutzung, wurden auch zeitweise zivile Flugbewegungen ermöglicht. Nachdem Ende des Ersten Weltkriegs wurde eine zivile Nutzung zunächst untersagt. Erst im Jahr 1923 fand der erste Linienflug dank der Deutschen Aero Lloyd statt. 1927 übernahm die Stadt Hannover das Gelände. Im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, wurde der Flughafen nach Kriegsende an seinem damaligen Standort nicht mehr wiedereröffnet.
Mit der ersten Hannover Messe (damals Deutsche Industrie-Messe) im Jahr 1947 und den jährlich steigenden Besucherzahlen in den Folgejahren wurde der Grundstein des heutigen Hannover Airports gelegt. Mit der kurzfristigen Fertigstellung der Südbahn (09R/27L) begann am 26. April 1952 offiziell der Flugbetrieb, und Airlines wie British European Airways, SAS Scandinavian Airlines und Pan American World Airways nahmen Hannover in ihr Streckennetz auf. Wenig später folgten weitere namhafte Airlines wie KLM, Air France und Lufthansa.
Auch die unter dem heutigen Namen bekannte Internationale Luftfahrtausstellung ILA hatte zunächst in Hannover ihr Zuhause gefunden. Ab Beginn der sechziger Jahre wurde sie im Zweijahresrhythmus auf dem Gelände des Airports ausgetragen. Kapazitätsgrenzen waren schnell erreicht, und so wurde 1959 die Südbahn auf 2340 Meter verlängert. 1963 folgte dann die Kurzstartbahn 09C/27C mit einer Länge von 780 Metern. Keine drei Jahre später stand der nächste Ausbau in Form des Neubaus der Nordbahn 09L/27R und des 45 Meter hohen Towers auf der Agenda. Der Kontrollturm schmückt noch heute die HAJ-Skyline. Anfang der Siebziger konnte dann auf die ersten Langstreckenziele angestoßen werden: Vom HAJ aus ging es nach Mombasa, auf die Seychellen und in die USA.
Das Wachstum setzte sich ungebrochen fort. Terminal A und B wurden 1973 in Betrieb genommen, und im selben Jahr eröffnet der Homecarrier Hapag-Lloyd Flug seine operative und technische Basis am Standort. Mit dem Umbau des alten Abfertigungsgebäudes in ein Luftfrachtzentrum erschloss sich der Airport einen neuen Markt und bekam weiteren Auftrieb. Keine acht Jahre später wurde mit der Fertigstellung von zwei Großflugzeughallen und einem Verwaltungsgebäude die Hapag-Lloyd-Basis fertigstellt.
Zudem nahm die MTU Maintenance GmbH ihren Betrieb auf. Die weitere Zunahme des Flugbetriebs hatte aber auch eine Kehrseite. Die daraus resultierenden Kapazitätsengpässe und die deutsche Wiedervereinigung führten dazu, dass die ILA ab 1992 am Berliner Flughafen Schönefeld ausgetragen wurde. Durch die Verlängerung der Nordbahn auf 3800 Meter war uneingeschränkter Interkontinentalverkehr möglich, und neue Ziele ließen nicht lange auf sich warten. New York, Miami, Toronto, Punta Cana, Fort Lauderdale, Mombasa wurden aus Hannover heraus angeflogen. Mitte der Neunziger folgten die ersten Verbindungen Richtung GUS. Tupolew TU-154 und Iljuschin IL-86 waren regelmäßig zu Gast am Airport.
Auch Condor mit ihrem Langstreckendrehkreuz und LTU gehörten zum täglichen Bild. Mit Großraumflugzeugen wie der DC-10 und der Boeing 767 wurden weitere internationale Touristikziele in Afrika, Nordamerika und der Karibik angeflogen. 1998 folgte eine abermalige Kapazitätserweiterung. Mit der Eröffnung des Terminals C inklusive direkter Bahnanbindung an den Nahverkehr rüstete sich der Flughafen für die Weltausstellung Expo 2000. Jedoch: 2005 musste das Kapitel Langstreckenverbindung, zumindest vorerst, geschlossen werden.
Starke Partner
Mit Fedex, DHL, Kühne & Nagel und Hellmann befinden sich aktuell einige der Global Player der Logistikbranche am Airport. Doch auch der MRO-Bereich (Maintenance, Repair, Overhaul) entwickelt sich nach dem Abzug der TUIfly-Maintenance-Basis positiv. Neben der ACC Columbia Jetservice, die in Hannover über zwei moderne, jeweils etwa 3600 Quadratmeter große Wartungshangars für Businessjets verfügt, hat sich die Challenge Technic mit einer eigenen Line Station in dem ehemaligen TUIfly-Hangar angesiedelt. Dort werden in regelmäßigen Abständen Widebodies wie die Boeing 747-8 gewartet.
Übrigens sind auch Luftfahrzeuge der Luftwaffe regelmäßig am HAJ anzutreffen. Bis zur Fertigstellung des Neubaus des A400M-Wartungszentrums in Wunstorf führt Airbus hier Wartungsarbeiten an den Transportmaschinen durch. Mit Aerowest, bereits seit 1968 am Hannover Airport beheimatet, hat man ein Urgestein der Geschäftsreisefliegerei, Ambulanz und Luftfracht in direkter Nachbarschaft. Die DRF führt mit ihrem „Christoph Niedersachsen“ Notfalleinsätze und Intensivtransporte durch, und mit dem Hauptstandort der Polizeihubschrauberstaffel Niedersachsen am HAJ herrscht reger Hubschrauber-Verkehr. Langfristige Planung und die Philosophie, auf Veränderungen mit unterschiedlichen Strategien zu reagieren, unterstreicht den Erfolg der Diversifikation des Hannover Airports.
Text: Marco Minari
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