Skyguide steht nach dem ersten Halbjahr finanziell deutlich besser da als 2024, kann sich aber angesichts des komplexen schweizerischen Luftraums und anhaltender Personalengpässe dennoch nicht zurücklehnen – im Gegenteil.

Die Skyguide hat in den ersten sechs Monaten einen Reingewinn von acht Millionen Franken erzielt (erstes Halbjahr 2024: -19 Millionen Franken). Grund für das positive Resultat: die Anfang 2025 eingeführten Gebührenerhöhungen von 39 Prozent für Überflüge und rund 20 Prozent für Starts und Landungen. „Wir sind uns bewusst, dass die Kunden keine Freude daran haben, aber wir konnten dadurch die Pünktlichkeit der Flüge verbessern“, sagt Aldo C. Schellenberg, Verwaltungsratspräsident von Skyguide.

Für das ganze Jahr prognostiziert die Flugsicherung einen Nettogewinn von 46 Millionen Franken (2024: -12 Millionen Franken). Den größten Teil des Überschusses, rund 41 Millionen Franken, will Skyguide für die Rückerstattung eines 250-Millionen-Darlehens verwenden, das der Bund ihr 2021 gewährt hatte. Die restlichen Schulden will Skyguide bis 2029 zurückbezahlt haben. Im National Performance Plan, dem die Schweiz auch als Nicht-EU-Mitglied unterliegt, sind die Gebührenerhöhungen im Abschnitt „Kosteneffizienz“ festgehalten. Die EU-Kommission hatte sie zunächst abgelehnt, doch Skyguide hat nun eine zweite Fassung vorgelegt und hofft auf einen positiven Entscheid.

Verkehr stagniert trotz Plus bei Starts und Landungen

In den ersten acht Monaten fertigte Skyguide mehr als 868 000 Flüge über der Schweiz und in den an sie delegierten Lufträumen ab – mit plus 0,1 Prozent nahezu gleich viele wie in der Vorjahresperiode. „Die Wachstumsrate fällt insgesamt schwächer aus als erwartet“, teilt Skyguide mit. Grund dafür: eben die Erhöhung der Überfluggebühren. Ein Teil des Verkehrs sei deshalb in andere Länder wie Belgien, Kroatien, Slowenien und Österreich ausgewichen.

Die Zahl der Starts und Landungen in der Schweiz nahm leicht (+1 Prozent) zu, bedeutet aber ein Minus von 3,6 Prozent verglichen mit 2019. Während Zürich um 3,4 Prozent zulegte, nahm der Verkehr in Genf (-1,4 Prozent) und vor allem auf den Regionalflugplätzen ab (-4,2 Prozent). Am deutlichsten war der Rückgang in Bern (-24,1 Prozent).

Skyguide Virtual Centre: Schlüsselprojekt für die Zukunft

Ein wichtiges Thema ist „Virtual Centre“: ein „strategisches Projekt des Verwaltungsrats, um Verkehrszuwächse ohne Verspätungen sicher umzusetzen“, so Skyguide-CEO Alex Bristol. Herzstück ist eine standortunabhängige Bewirtschaftung des gesamten Schweizer Luftraums.

In einer ersten Phase ab 2014 ermöglichte dieses Programm eine Harmonisierung der Flugsicherungszentren Genf und Dübendorf. Seither gibt es die Kontrollstreifen, die früher kurz vor Eintritt eines Flugzeugs in einen bestimmten Sektor ausgedruckt wurden, nicht mehr. In einer zweiten Phase wurde versucht, die technischen Grundlagen für eine Virtualisierung zu legen. Doch virtuelle Flugsicherungssysteme sind mit den herkömmlichen schlecht vereinbar. Das Projekt hat in der dritten Phase, die seit Anfang 2022 läuft, durch eine mehrstündige Panne im Juni jenes Jahres, als kein einziges Flugzeug den Schweizer Luftraum befliegen konnte, einen Rückschlag erlitten.

Personalmangel bleibt große Herausforderung

Ebenso zeigt sich, dass die Personalsituation nach wie vor kritisch ist: „Der Schweizer Luftraum ist einer der komplexesten in Europa – das sagt auch Eurocontrol“, erklärt Schellenberg. In der Schweiz würden überdurchschnittlich viele Fluglotsen pro Quadratkilometer benötigt. Ohne Virtual Centre sei es schwierig, diesen Herausforderungen gerecht zu werden. „Es braucht daher ergänzende Finanzierungsmodelle, bei denen auch die Politik gefragt ist“, so die Forderung des Verwaltungsratspräsidenten. Skyguide will nun ihr Virtual-Centre-Programm spätestens bis Ende 2027 abschließen und dessen ausstehende Elemente in ihr reguläres IT-Projektportfolio überführen. Dazu soll auch Götz Ardey beitragen, der per Anfang September zum neuen Chief Technology Officer ernannt wurde.