Boeing plant neue 737-Max-10-Linie – Ortberg spricht von Wendepunkt

Boeing richtet in Everett eine neue Linie für die 737 Max 10 ein. CEO Ortberg äußert sich zur FAA, zu China – und zu den langfristigen Plänen für ein neues Modell.
Boeing-Chef Kelly Ortberg hat sich optimistisch über die Zukunft des US-Flugzeugbauers geäußert – trotz anhaltender geopolitischer Unsicherheiten und eines noch immer eingeschränkten Produktionsniveaus. Im Rahmen einer Finanzkonferenz kündigte der Konzernchef eine neue Montagelinie für die Boeing 737 Max 10 im Werk Everett an. Gleichzeitig äußerte er sich zu aktuellen Herausforderungen im Chinageschäft, den Folgen des US-Handelskonflikts sowie der möglichen Neuentwicklung eines Max-Nachfolgers.
Neue Produktionslinie für die Max 10
Boeing plant, in Everett – dort, wo früher die 747 gebaut wurde – eine neue Fertigungslinie speziell für die 737 Max 10 zu etablieren. Das Modell gilt als das komplexeste der Max-Familie und erfordert laut Ortberg längere Taktzeiten. Die neue Linie soll die drei bestehenden Max-Montagelinien in Renton entlasten und den steigenden Auftragszahlen Rechnung tragen: Rund 1200 Bestellungen liegen für die Max 10 vor.
Mit der Zulassung der 737 Max 7 und 737 Max 10 durch die US-Luftfahrtbehörde FAA rechnet Boeing noch in diesem Jahr. „Das ist für unsere Kunden und unseren Auftragsbestand sehr, sehr wichtig“, sagte Ortberg. Für die kleinere Max 7 liegen derzeit etwa 330 Bestellungen vor.
Produktionsziele und Qualitätsmanagement
Boeing befindet sich aktuell in einer Phase der Stabilisierung. Die von der FAA verhängte Obergrenze von 38 gefertigten 737 Max pro Monat – eingeführt nach dem Türpaneel-Zwischenfall Anfang 2024 – ist laut Ortberg noch nicht erreicht. Ziel sei es, schrittweise auf 42 und später 47 Flugzeuge pro Monat zu steigern, jeweils mit etwa sechs Monaten Vorlauf.
Parallel dazu hebt Ortberg die Fortschritte bei der Qualitätssicherung hervor: Die Produktionsmängel seien um rund 30 Prozent gesunken. Kunden lobten laut Boeing die spürbar bessere Auslieferungsqualität.
Handelskonflikte und China-Geschäft
In einem Interview mit der Financial Times betonte Ortberg die Notwendigkeit, Boeing vor den negativen Auswirkungen der geopolitischen Spannungen mit China zu schützen. Er sei im engen Austausch mit der US-Regierung, um zu verhindern, dass Boeing „eine unbeabsichtigte Konsequenz des Handelskriegs“ werde. Flugzeuge seien ein großer wirtschaftlicher Hebel im internationalen Handelsausgleich, so Ortberg.
Trotz zwischenzeitlicher Fortschritte bei einem bilateralen Deal warnt er vor Rückschlägen: „Das Verhältnis ist dynamisch. Ich habe gelernt, nicht zu hyperventilieren – denn morgen sieht es womöglich schon wieder anders aus.“
Neues Flugzeug? Markt „noch nicht bereit“
Ein möglicher Nachfolger der 737 Max – etwa mit verbesserter Treibstoffeffizienz – ist laut Ortberg derzeit kein Thema. Boeing sei aktuell weder finanziell noch technologisch in der Lage, ein neues Flugzeugprogramm zu starten. Zudem sei auch der Markt nicht bereit: Viele Airlines würden angesichts offener Fragen zur Haltbarkeit moderner Triebwerke kein Risiko eingehen wollen. „Das ist heute kein Thema – und morgen auch nicht“, so Ortberg.
Air Force One, Elon Musk und Trump
Am Rande des Interviews ging Ortberg auch auf den Stand beim Air-Force-One-Projekt ein. Elon Musk habe Boeing als informeller Berater unterstützt, um die teils unrealistischen Anforderungen für die neue Präsidentenmaschine auf ein praktikables Maß zu bringen. Musk werde sich aber künftig wohl aus dem Projekt zurückziehen, nachdem er nicht mehr Teil der Trump-Administration sei.
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