19.04.2016 Barbara Hendricks muss sich als Umweltministerin um die Luftqualität kümmern. Ein Teil der Luftschadstoffe stammt aus dem Verkehr. Für den ist Alexander Dobrindt zuständig. Der VW-Skandal betrifft beide – Hendricks setzt auf neue Kontrollen. Berlin (dpa) – Bundesumweltministerin Barbara Hendricks rechnet damit, dass die Manipulation von Abgaswerten bei Autos durch neue Testverfahren künftig nur noch schwer möglich […]

19.04.2016

Barbara Hendricks muss sich als Umweltministerin um die Luftqualität kümmern. Ein Teil der Luftschadstoffe stammt aus dem Verkehr. Für den ist Alexander Dobrindt zuständig. Der VW-Skandal betrifft beide – Hendricks setzt auf neue Kontrollen.

Berlin (dpa) – Bundesumweltministerin Barbara Hendricks rechnet damit, dass die Manipulation von Abgaswerten bei Autos durch neue Testverfahren künftig nur noch schwer möglich sein wird. Sie betont: Die Politiker in Europa hätten den Herstellern schon vor dem VW-Skandal klare Vorgaben gemacht. In Zukunft könne sie sich Vergleichbares nicht mehr vorstellen, ohne dass kriminelle Energie im Spiel sei, sagte die SPD-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. Zu den Maßnahmen, die das Verkehrsministerium von Alexander Dobrindt (CSU) nach Bekanntwerden der VW-Abgas-Manipulationen ins Gespräch brachte, gehören auch Veränderungen bei den Prüfstellen.

Frage: Wie unabhängig sind die Prüfinstitute in Europa. Ist es nicht auffällig, dass einige von ihnen, beispielsweise in Luxemburg oder Irland, besonders viele Aufträge erhalten, auch wenn dort gar keine Automobil-Standorte sind?

Antwort: Ja, das ist auffällig. Deswegen ist auf der europäischen Ebene jetzt vorgesehen, diese Prüfinstitute besser zu überwachen.

Frage: Ist da das Problembewusstsein gewachsen?

Antwort: Wer jetzt noch kein Problembewusstsein hat, dem ist nicht zu helfen.

Frage: Stichwort RDE-Tests, also Tests auf der Straße: Glauben Sie, dass alle Betrugsmöglichkeiten damit dann ausgeschaltet sind? Oder sind vielleicht die Autobauer auch den Prüfern immer eine Nasenlänge voraus?

Antwort: Fahrtests im realen Verkehr, also die Real Driving Emissions Tests, hatten wir schon im Mai des vergangenen Jahres auf der europäischen Ebene durchgesetzt, also unabhängig von den dann im September bekanntgewordenen Manipulationen bei VW. Nicht zuletzt Deutschland hatte darauf gedrängt, dass wir bei der Umsetzung der Tests vorankommen. Jetzt haben wir uns auf der europäischen Ebene entschieden: Die Vorgaben für RDE sind ab 2017 und 2020 festgelegt. Betrugsabsichten werden durch diese Tests und auch durch die anderen Kontrollen, die zukünftig auf unterschiedlichen Ebenen ermöglicht werden sollen, deutlich erschwert.

Frage: Wenn zum Beispiel ein Hersteller sein Fahrzeug so manipuliert, dass es anhand der Lenkradeinstellung erkennen kann, hier findet jetzt ein Prüfzyklus statt, und dann werden niedrigere Werte produziert, würden Sie da von krimineller Energie sprechen?

Antwort: Wenn das zukünftig immer noch vorkäme, wäre das aus meiner Sicht ohne kriminelle Energie nicht vorstellbar.

 

ZUR PERSON: Die SPD-Politikerin Barbara Hendricks (63) steht seit Dezember 2013 an der Spitze des Bundesumweltministeriums. Sie kommt aus Nordrhein-Westfalen und hat Geschichte sowie Sozialwissenschaften studiert. Auch in Düsseldorf war Hendricks in den 90er Jahren schon einmal als Ministerialrätin im Landesministerium für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft tätig.

Interview: Anne-Béatrice Clasmann, dpa