Phantom im Nebel – der Flop-Flughafen aus der Nähe Von Theresa Münch, dpa
Von außen könnte man denken: fertig. Trotzdem werden auf dem Pannen-Flughafen in Schönefeld lange keine Flieger abheben. Auf eine skurrile Art fast idyllisch. Berlin (dpa) – Nebel und Nieselregen trüben den Blick auf das graue Terminal des Hauptstadt-Airports. Das Wetter passt zur Stimmung: Genauso undurchsichtig und trüb sind die Aussichten für den inzwischen viermal verschobenen […]
Von außen könnte man denken: fertig. Trotzdem werden auf dem Pannen-Flughafen in Schönefeld lange keine Flieger abheben. Auf eine skurrile Art fast idyllisch.
Berlin (dpa) – Nebel und Nieselregen trüben den Blick auf das graue Terminal des Hauptstadt-Airports. Das Wetter passt zur Stimmung: Genauso undurchsichtig und trüb sind die Aussichten für den inzwischen viermal verschobenen Start des Pannen-Flughafens. Hier stört erstmal kein Passagier die Idylle – wohl mindestens bis zum kommenden Jahr.
Dabei sieht die Baustelle von außen – denkt man sich ein paar Container und Bauzäune weg – schon wie ein richtiger Flughafen aus. Im Terminal-Gebäude mit dem großen weißen Schriftzug «Flughafen Berlin Brandenburg Willy Brandt» brennen die Lichter. Hier – wo der Grund der Verschiebung unsichtbar unter der Deckenverkleidungen liegt – kommt am Mittwoch niemand rein. Von früheren Besuchen ist bekannt: Wenn man nicht genau hinschaut, könnte das Gebäude mit den holzverkleideten Schaltern, hellen Böden und Decken nur so auf den ersten Passagier warten.
Durch eine seitliche, abgesperrte Tür aber sieht man von draußen jetzt Kabel von der Decke baumeln, ein orangenes hängt aufgerollt direkt vor der Scheibe. Hier haben Experten wochenlang vermurkste Schaltpläne und den problematischen Brandschutz überprüft. «Wir haben es nicht früher erkennen können, wie der bauliche Zustand tatsächlich ist», sagt Technikchef Horst Amann im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa. Da hätten zigtausend Quadratmeter Decken, Böden oder Kanäle geöffnet werden müssen. In Teilbereichen der Brandschutzanlage müsse sogar geprüft werden, ob nicht ein Umbau «der schnellere Weg» wäre als eine Nachsteuerung der bisherigen Anlage. Alles auf Anfang also?
Draußen liegen die Start- und Landebahnen fertig vor dem grauen Himmel, umgeben von braun-matschigem Winterrasen. Auf der einen hebt eine Easyjet-Maschine ab. Kein Start vom BER, das täuscht. Es ist ein Start vom SXF, dem alten Schönefelder Flughafen, dessen Süd-Landebahn die Nordbahn des neuen Flughafens werden soll. Diese eine Bahn ist beleuchtet, kleine grüne, rote und weiße Lichter weisen den Fliegern den Weg. Drei stehen in Warteposition am neuen Terminalgebäude – geparkt, als könnte gleich jemand einsteigen und abheben.
Die zweite Landebahn im Süden dagegen liegt still, fast idyllisch in der Brandenburger Landschaft. Kaum ein Licht, dahinter ein kleines Waldstück, grüne Felder. Ohne den ungemütlich kalten Regen und matschigen Boden würde die ruhig-friedliche Szenerie zum Spaziergang einladen.
Auch wenn nur ganz wenige Arbeiter zu sehen sind – ganz still ist die Baustelle nicht. «Das, was geregelt, gebaut, geplant werden kann, wird unverändert fortgesetzt», sagt Amann. Auf dem Terminaldach beraten sich in einer Ecke drei Männer in orangener Warnweste. Auf dem Gelände laufen hier und da Arbeiter herum – laut «Berliner Morgenpost» müssen sie bald 600 falsch gepflanzte Bäume wieder rausreißen.
Richtig deutlich wird die skurrile Szenerie an einem Hinweisschild vor dem Terminal: Ein Auto hat es angefahren, jetzt zeigt der Pfeil zum Abflug nur noch zu Boden. Motto: Sinkflug.