Der Hauptstadtflughafen wird vom Prestigeprojekt zum Problembau mit vielen Fragezeichen. Nach der erneuten Terminverschiebung hängen Planer, Fluggesellschaften und Passagiere erst einmal in der Luft. Berlin (dpa) – Wann heben die ersten Maschinen jetzt endlich ab? Unklar. Welche Mehrkosten drohen? Unkalkulierbar. Nötige Nachbesserungen? Zahlreich und leider sehr kompliziert. Die Lage auf der Großbaustelle des künftigen Hauptstadtflughafens […]

Der Hauptstadtflughafen wird vom Prestigeprojekt zum Problembau mit vielen Fragezeichen. Nach der erneuten Terminverschiebung hängen Planer, Fluggesellschaften und Passagiere erst einmal in der Luft.

Berlin (dpa) – Wann heben die ersten Maschinen jetzt endlich ab? Unklar. Welche Mehrkosten drohen? Unkalkulierbar. Nötige Nachbesserungen? Zahlreich und leider sehr kompliziert. Die Lage auf der Großbaustelle des künftigen Hauptstadtflughafens Berlin Brandenburg ist konfus. Eigentlich sollte nun der Countdown zur ohnehin verspäteten Eröffnung am 27. Oktober 2013 laufen. Doch vorerst sind alle Uhren angehalten.

Warum sind die Planungen jetzt geplatzt?

Die Brandschutzanlage im zentralen Passagierterminal erweist sich einmal mehr als Achillesferse des Milliardenprojekts. Das war den Planern auch bewusst, nachdem die komplizierte Technik schon seit Monaten nicht in den Griff zu bekommen ist. Die Probleme sind aber nun doch größer als angenommen. Mit Datum 4. Januar 2013 gingen beim Bund, Berlin und Brandenburg als Gesellschaftern Schreiben von Flughafen-Technikchef Horst Amann ein. Die unerfreuliche Botschaft: Die ohnehin wacklige Zielmarke 27. Oktober ist nicht zu halten. Und: «Es ist derzeit zu früh, über einen möglichen neuen Eröffnungstermin zu sprechen», wie Amann am Montag klar machte.

Welche Folgen hat das Termin-Debakel für die Flughafen-Baustelle?

Alle mühsam nachjustierten Zeitpläne sind vorerst Makulatur. Denn eigentlich sollten die Bauarbeiten bis Mai abgeschlossen sein. Doch dem Vernehmen nach fehlen nach wie vor Planungsunterlagen für die Entrauchungsanlage. Die Arbeiten konnten daher nicht wie geplant längst wieder hochgefahren werden. Zur Investitionsruine soll das fast fertige Gebäude aber keinesfalls verkommen. Auch andere radikale Um- oder Neubauten sind nicht vorgesehen. Amann habe bestätigt, «dass er der festen Überzeugung ist, dass dieser Flughafen in seiner technischen Anlage fertigzustelllen ist», sagte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit nach einem Krisentreffen am Montag. Wowereit zieht sich als Aufsichtsratschef der Betreibergesellschaft zurück, das Amt soll Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) übernehmen.

Was kommt auf die Fluggesellschaften zu?

Besonders für die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin ist die neue Lage ein weiterer Tiefschlag. Der größte Kunde am künftigen Airport wollte dort ein Drehkreuz mit etlichen Umsteigeverbindungen aufziehen – und musste enttäuscht feststellen, dass die Pläne nun schon wieder in die Warteschleife müssen. Die Verschiebung «geht zulasten aller Fluggäste», kommentierte das Unternehmen, das am Montag zufällig auch einen Führungswechsel an der eigenen Spitze hatte. Die Lufthansa wollte zunächst keine Einschätzung abgeben.

Was bedeutet die erneute Verschiebung für die Passagiere?

Millionen Reisende in der Hauptstadt müssen bis auf weiteres mit Provisorien auskommen: den beiden bestehenden Berliner Flughäfen, die nun also noch länger in Betrieb bleiben. Dabei waren am ehemaligen DDR-Zentralflughafen Berlin-Schönefeld, wo vor allem Billigflieger starten, in Erwartung des Groß-Airports schon Kioskstände abgebaut worden. Und der größte Hauptstadt-Flughafen Tegel, an dem vor allem Geschäftsreisende abheben, platzt schon jetzt aus allen Nähten. Air Berlin mahnte denn auch bei der Betreibergesellschaft an, dass dort alles getan werde, um einen besseren Standard zu erreichen.