Mysteriöser geht es kaum: eine Boeing verschwindet spurlos, tagelang. Die Welt blickt auf die Ermittler in Malaysia. Die haben sich nicht mit Ruhm bekleckert. Der Frust wächst. Kuala Lumpur (dpa) – Das Rätsel um das verschwundene Passagierflugzeug rückt Malaysias Polizeichef, den Armeechef und den Airlinechef jetzt jeden Tag ins Blitzlichtgewitter der Weltpresse. Schweißperlen auf der […]

Mysteriöser geht es kaum: eine Boeing verschwindet spurlos, tagelang. Die Welt blickt auf die Ermittler in Malaysia. Die haben sich nicht mit Ruhm bekleckert. Der Frust wächst.

Kuala Lumpur (dpa) – Das Rätsel um das verschwundene Passagierflugzeug rückt Malaysias Polizeichef, den Armeechef und den Airlinechef jetzt jeden Tag ins Blitzlichtgewitter der Weltpresse. Schweißperlen auf der Stirn, das Hin- und Herschieben von Papier, das Ablesen vom Blatt, das Geflüster untereinander vor der Beantwortung von Fragen – souverän kommen die Ermittler nicht gerade rüber. Der Druck ist immens. Mit jedem Tag ohne Durchbruch wächst die Kritik.

«Das plötzliche Verschwinden des Flugzeugs ist mysteriös, aber noch verwirrender ist, wie die Regierung die ganze Sache anpackt», meint der Journalist Terrence Netto, der für das regierungskritische Portal «Malaysiakini» schreibt.

Auch das Portal «The Malaysian Insider» ist kritisch: «Die Stimmung unter Malaysiern schwingt nun von Geduld zu Ärger über die unterschiedlichen Angaben zu Passagieren, Gepäck und letzter bekannter Position des Flugzeugs», heißt es dort in einem Kommentar.

Die Pannen häufen sich: Am Sonntag hieß es, fünf Passagiere seien zwar eingecheckt, aber nicht zum Abflugsteig gekommen. Detailliert beschreibt der Chef von Behörde für Zivilluftfahrt, Azharuddin Abdul Rahman, dass ihr Gepäck vor dem Abflug wieder ausgeladen worden sei und niemand daran etwas Verdächtiges entdeckt habe. Zwei Tage später sagt Polizeichef Khalid Abu Bakar: «Jeder, der eingecheckt war, ist auch geflogen. Niemand checkte ein und stieg dann nicht ein.»

Die beiden Iraner, die mit gestohlenen Pässen an Bord waren, seien schon mit falschen Dokumenten nach Malaysia gereist, sagt die Leiterin der Einwanderungsbehörde, Aloyah Mama, erst. Dann die Korrektur: Sie kamen mit ihren iranischen Pässen völlig legal ins Land. Die letzte Radarposition wurde nicht zwei, sondern weniger als eine Stunde nach dem Start registriert.

Bei wachsender Kritik vor allem in den Ländern, die Landsleute an Bord der Maschine hatten, fragt der frühere Verkehrsminister On Tee Keat laut, warum die Regierung keinen Krisenstab über die Ministeriengrenzen hinweg einsetze. «Krisenmanagement muss klar strukturiert und koordiniert werden», sagt er. «Die Menschen in aller Welt müssen sich sicher sein, dass wir kompetent und fähig sind, eine solche Krise zu meistern – andernfalls hat das Ganze in Zukunft schwere Konsequenzen für unsere Zusammenarbeit mit anderen Ländern.»

Die Regierungspartei, die seit der Unabhängigkeit 1957 ununterbrochen regiert, sei Transparenz im eigenen Land nicht gerade gewohnt, sagt eine ausländische Journalistin, die seit Jahren aus Kuala Lumpur berichtet. «Die Regierung hat totale Kontrolle, von der Wirtschaft bis zu den Medien», sagt sie. Forsche Fragen von der heimischen Presse sind eine Seltenheit. «Die Beamten sind es nicht gewohnt, im Rampenlicht zu stehen und jede ihrer Äußerungen zerpflückt zu sehen.»

Netto meint, hinter den Pannen stecke System: «Sie schaffen bewusst ein Durcheinander, um etwas zu verbergen», meint er. «Zum Beispiel lenken sie damit die Aufmerksamkeit davon ab, dass es am Flughafen offenbar allzu laxe Kontrollen gibt.»

Die Suche nach der Wahrheit im Dschungel sich widersprechender Angaben halte die Presse auch davon ab, zu fragen, warum die beiden malaysischen Scorpène-U-Boote nicht an der Suche beteiligt sind. Um ihren Kauf in der Zeit, als Ministerpräsident Najib Razak Verteidigungsminister war, ranken sich viele hartnäckige Gerüchte um Unsummen an Bestechungsgeldern.