2014 war für Airbus ein Rekordjahr. Das macht die teuren Probleme im Rüstungsgeschäft für Konzernchef Tom Enders vermutlich noch ärgerlicher. Öffentlich hat er sich entschuldigt und Besserung gelobt. Doch die Schwierigkeiten in der Wehrbranche sind komplex. München (dpa) – Mehr als eine halbe Milliarde Euro hat das Debakel rund um den Militärflieger A400M Airbus im […]

2014 war für Airbus ein Rekordjahr. Das macht die teuren Probleme im Rüstungsgeschäft für Konzernchef Tom Enders vermutlich noch ärgerlicher. Öffentlich hat er sich entschuldigt und Besserung gelobt. Doch die Schwierigkeiten in der Wehrbranche sind komplex.

München (dpa) – Mehr als eine halbe Milliarde Euro hat das Debakel rund um den Militärflieger A400M Airbus im vergangenen Jahr gekostet. Für Tom Enders doppelt ärgerlich, denn eigentlich läuft es für den Luft- und Raumfahrtkonzern gut. Der Chef der Airbus Group musste sich öffentlich entschuldigen, ein Manager verlor seinen Posten, das Programm wurde umgebaut. Die Politik in Berlin fand scharfe Worte für Mängel und Verzögerungen beim Militärtransporter. Und die A400M ist nicht die einzige Baustelle in der Rüstungssparte. «Das wird ein hartes Jahr für die Leute bei Defence & Space», sagte Airbus-Chef Tom Enders am Freitag bei der Bilanzvorlage in München.

Schon die vergangenen Jahre waren nicht leicht. Tausende Stellen wurden gestrichen, Mitarbeiter mussten umziehen, vieles kam auf den Prüfstand. 2015 soll der Umbau der Sparte richtig Fahrt aufnehmen. Bereits im September hatte Airbus angekündigt, sich in der Rüstung von Geschäftsfeldern zu trennen, bei denen es nicht in erster Linie um Luft- oder Raumfahrt geht, zum Beispiel Technik zur Grenzsicherung, Funk- und Kommunikationstechnik.

In Deutschland wären davon etwa die Standorte in Ulm und in Friedrichshafen betroffen. Details wollte Enders nicht nennen. Es sei guter Brauch, erst mit den Arbeitnehmervertretern zu sprechen. Ob und wenn ja in welchem Ausmaß das Jobs kosten wird, ist offen. Doch der Verkauf gehe voran. Es gebe bereits mehr als 100 Interessenten für die vielen Teile, von denen sich Airbus trennen will. Für die gesamte Sparte werde 2015 eine große Herausforderung. Dabei hat der Boeing-Rivale in der Gruppe dank des zivilen Flugzeugbaus Rückenwind durch das vergangene Rekordjahr.

Insgesamt machte die Airbus Group einen Umsatz von fast 61 Milliarden Euro. Auf das Konto der Rüstungssparte gehen davon rund 11 Milliarden Euro. Obwohl die Sparte klein ist, sind die Probleme enorm – und bedrohen auch das Prestige des Konzerns. Die Rüstung ist seit Jahren eine Baustelle. Wie die gesamte Branche bekommt Airbus die Sparpolitik der europäischen Regierungen zu spüren – und den harten Wettbewerb auf dem weltweiten Rüstungsmarkt, auf dem vor allem US-Firmen dominieren. Nach dem krachenden Scheitern der Fusion mit dem britischen Rüstungsriesen BAE Systems 2012 musste Enders umsteuern – und vor allem umbauen.

Das Umfeld dafür ist zuletzt nicht einfacher geworden. Die Branche rückte in den Fokus politischer Debatten in der großen Koalition. SPD-Chef und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel will weniger Waffenexporte. Seither streiten Unternehmen, Gewerkschaften und Politik darüber. «Ohne Exporte können wir nicht überleben», sagte der Chef von Airbus Defence & Space (Rüstung und Raumfahrt), Bernhard Gerwert, jüngst am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz. «Uns kann kein nationaler Verteidigungshaushalt finanzieren.»

Zudem müssten die Hersteller in jedem Land andere technische Anforderungen und eigene Zulassungsvorschriften erfüllen. Das mache Projekte wie die A400M hochkomplex, sagte Gerwert. Ein Problem, über das auch andere Rüstungsfirmen stöhnen. Es fehle an einer gemeinsamen Sicherheitspolitik, die auch gemeinsame Anforderungen formuliere. Das gelte auch für Rüstungsexporte.

Diese Fragen machen auch die Arbeit bei einem anderen Projekt, an dem Airbus beteiligt ist, nicht einfacher: dem Kampfflugzeug Eurofighter. Die Bestellungen in den Auftragsbüchern reichen noch bis 2017 – was dann kommt, ist offen. Im oberbayerischen Manching sollen bereits bis 2016 mehr als 1000 der rund 3900 Arbeitsplätze gestrichen werden. Doch Enders ist zuversichtlich, dass es für den Jet weitergeht. Notfalls würde Airbus nur noch an der Wartung des Kampfjets verdienen. Die gilt immerhin als gewinnträchtig.