12.04.2014 Als erste Frau umrundete sie die Welt im Alleinflug: Mit ihrer kleinen Cessna 180 brachte Geraldine Mock mehr als 36 000 Kilometer hinter sich. Der Weltrekord machte sie zu einer Heldin der Luftfahrt, nun feiert sie den 50. Jahrestag ihrer Rückkehr. New York (dpa) – Vor genau 50 Jahren wurde Geraldine Mock zu einer […]

12.04.2014

Als erste Frau umrundete sie die Welt im Alleinflug: Mit ihrer kleinen Cessna 180 brachte Geraldine Mock mehr als 36 000 Kilometer hinter sich. Der Weltrekord machte sie zu einer Heldin der Luftfahrt, nun feiert sie den 50. Jahrestag ihrer Rückkehr.

New York (dpa) – Vor genau 50 Jahren wurde Geraldine Mock zu einer Heldin der Luftfahrt: Als sie am 17. April 1964 mit ihrer Cessna 180 in Columbus im US-Bundesstaat Ohio landete, hatte sie als erste Frau ganz auf sich gestellt die Welt umflogen. Heute lebt die 88-Jährige in Quincy im US-Bundesstaat Florida und genießt ihren Ruhestand. Im Interview der Nachrichtenagentur dpa erzählt sie von den Gefahren ihrer Reise und warum sie sich nicht von ihren Träumen abbringen lassen wollte.

Frage: In den 60er Jahren war die Rolle der Frau eine ganz andere, als heute. Von Frauen wurde häufig erwartet, dass sie den Herd hüten. Wie war es für Sie, in einem von Männern dominierten Beruf einen solchen Erfolg zu erringen? Und wie haben die Männer darauf reagiert?

Antwort: Natürlich hat meine Reise vielen Männern nicht gefallen. Sie waren wohl der Meinung, Frauen müssten zu Hause bleiben. Aber ich habe mich einfach nicht darum geschert. Die Weltumrundung war etwas, was ich schon als kleines Kind machen wollte. Und wenn du etwas machen möchtest, dann mach es einfach. Lass dir von niemandem sagen, dass du etwas nicht schaffen kannst.

Frage: Wie sind Sie zur Fliegerei gekommen?

Antwort: Als ich sieben Jahre alt war, bin ich zum ersten Mal in einem Flugzeug mitgeflogen und habe es direkt geliebt. Es war wunderbar, die kleinen Autos und die kleinen Häuser am Boden zu sehen. Ein paar Jahre später habe ich dann von der Luftfahrtpionierin Amelia Earhart gehört, die als erste Frau in einem 20-stündigen Flug den Atlantik überquerte, und war von ihren Geschichten begeistert. Ich wollte auch all die verschiedenen Länder sehen, die Menschen, die Wüsten, die Pyramiden und die Ozeane. Ich wollte die Welt erkunden. Und da habe ich meinen Freunden gesagt: Wenn ich groß bin, fliege ich mit meinem Flugzeug um die Welt. Und das habe ich dann auch getan.

Frage: Bis dahin sind allerdings noch ein paar Jahre vergangen. Mit 38 Jahren und nicht mal 800 Flugstunden Erfahrung haben Sie sich auf die Reise gemacht. Wie haben Sie sich auf ein solches Abenteuer vorbereitet?

Antwort: Ich habe mehr als ein Jahr in die Vorbereitung gesteckt. Ich bin jede Meile des Kurses wieder und wieder auf meinen Karten durchgegangen, habe alles bis ins Detail geplant, sogar davon geträumt. Die Route habe ich mit einem Freund beim Militär geplant. Er hat mir auf einem großen Globus gezeigt, wo er langfliegen und landen würde. Und so bin ich dann auch geflogen.

Frage: Sie waren insgesamt 29 Tage unterwegs. Was haben Sie denn auf ihre Reise mitgenommen?

Antwort: Viel konnte ich nicht einpacken, weil es ja kaum Platz in meiner kleinen Cessna 180 gab. Ich hatte ein Kleid an und ein zweites Kleid als Ersatz dabei. In einigen Ländern durften Frauen damals ja keine Hosen tragen. Ansonsten natürlich eine Zahnbürste und solche Kleinigkeiten. Aber wirklich nur die wichtigsten Sachen. Und natürlich eine Menge Karten, damit ich sehen konnte, wohin ich fliegen muss.

Frage: Und was haben Sie unterwegs gegessen und getrunken?

Antwort: Ich hatte ein bisschen Wasser und etwas zu Essen im Flugzeug, aber nicht viel. Essen konnte ich immer vor und nach der Landung. Es gab wunderbare Restaurants in den Ländern, durch die ich durchgekommen bin. Das beste Essen gab es in Marokko, in einem Restaurant, das von der französischen Fremdenlegion genutzt wurde. Da habe ich Couscous und so etwas wie Taubenpastete gegessen. Es war hervorragend.

Frage: Sind sie in dieser Zeit in gefährliche Situationen gekommen?

Antwort: Mehrmals sogar. Der schlimmste Moment war, als im Flugzeug ein kleines Feuer ausgebrochen ist, während ich über die Sahara in Nordafrika geflogen bin. Es wurde durch einen Kabelbrand im Motor meines Funkgeräts verursacht und brannte direkt neben dem Sprittank. Es war kein großes Feuer, aber ich konnte das verbrannte Kabel riechen. Zum Glück habe ich sofort herausgefunden, was es war und das Funkgerät ausgeschaltet. Das war wirklich beängstigend. Und als ich über den Atlantischen Ozean geflogen bin, sind die Flügel meiner Cessna 180 eingefroren. Dadurch wurde das Flugzeug schwerer und drohte abzusacken. Ich musste das Problem irgendwie lösen und bin nach oben geflogen, wo es keine feuchte Luft und kein Eis gab. Und als etwas später die Sonne aufging, ist das Eis geschmolzen.

Frage: Gab es noch andere unerwartete Ereignisse?

Antwort: Einmal bin ich aus Versehen auf dem Flugplatz einer versteckten Militärbasis in Ägypten gelandet. Plötzlich kamen die ganzen Soldaten raus, bewaffnet. Ich musste den Motor ausschalten, dann haben sie mich mit auf die Basis genommen und ich musste dort bleiben, bis es dunkel war. Erst dann durfte ich wieder starten.

Frage: Was war denn der schönste Moment ihrer Reise?

Antwort: Das war wohl, als ich über den Ozean geflogen bin und zum ersten Mal über das Funkgerät mit der Flugüberwachung in Kalifornien gesprochen habe. Da wusste ich, dass ich bald Zuhause bin. Es war ein wunderbares Gefühl. 

(Interview: Julian Kutzim, dpa)

 

ZUR PERSON: Geraldine Mock wurde am 22. November 1925 in Newark im US-Bundesstaat Ohio geboren. 1964 umrundete sie als erste Frau die Welt im Alleinflug. Ihre Reise dauerte 29 Tage und wurde vom US-Luftfahrtverband offiziell als erster Alleinflug einer Frau um die Welt gewertet.