05.02.2016 Wer ein neues Familienauto braucht, muss auf dem Genfer Salon diesmal lange suchen: Mehr als je zuvor bedient die Schweizer Frühjahrsmesse die Extreme und zeigt vor allem neue Sportwagen und Sparmodelle. Genf (dpa/tmn) – Der Countdown läuft: Nur ein paar Wochen noch, dann beginnt mit dem Genfer Salon (Publikumstage 3. bis 13. März) auch […]

05.02.2016

Wer ein neues Familienauto braucht, muss auf dem Genfer Salon diesmal lange suchen: Mehr als je zuvor bedient die Schweizer Frühjahrsmesse die Extreme und zeigt vor allem neue Sportwagen und Sparmodelle.

Genf (dpa/tmn) – Der Countdown läuft: Nur ein paar Wochen noch, dann beginnt mit dem Genfer Salon (Publikumstage 3. bis 13. März) auch in Europa das neue Autojahr. Über 100 neue Modelle sollen nach Angaben des Veranstalters für reichlich Bewegung in den Autohäusern sorgen und das Geschäft ankurbeln. Anders als in den Vorjahren könnten die entscheidenden Impulse dabei allerdings vergleichsweise gering sein. Denn nach den offiziellen Ankündigungen der Hersteller und den üblichen Indiskretionen in der PS-Branche zu schließen, bedient die Schweizer Show diesmal eher die Extreme: Es gibt jede Menge neuer Sportwagen in allen Preis- und Leistungsklassen sowie eine Reihe neuer Spritsparer, aber kaum Familienautos und Volumenmodelle.

Das Zeug zum absoluten Überflieger der Show hat der Bugatti Chiron, der in diesem Sommer die Nachfolge des millionenschweren Veyron antritt. Offizielle Angaben zu Technik und Fahrleistungen gibt es noch nicht, doch die Ansage von Wolfgang Dürheimer gibt wenig Raum für Spekulationen: «Wir machen das Beste spürbar besser», sagt der Bugatti-Chef und stellt den «leistungsstärksten, schnellsten, luxuriösesten und exklusivsten Serien-Supersportwagen der Welt» in Aussicht.

Im dessen Windschatten fahren in Genf noch eine Reihe weiterer Boliden auf die Bühne: So erwartet die Branche von Aston Martin das neue Modell DB11, Jaguar baut eine nachgeschärfte Variante des F-Type mit 423 kW/575 PS, Porsche fasst Boxster und Cayman mit einem gründlichen Facelift in der neuen Modellreihe 718 zusammen und Fiat zeigt den neuen Spider angeblich auch als Abarth mit etwas mehr Biss.

Aber es sind in Genf nicht nur die Sportwagenhersteller, die auf die Überholspur drängen. Auch zwei Massenmarken entdecken zur Messe die Lust an der Leistung. So bringt Renault mit einem rassigen Coupé den sportlichen Ableger Alpine zurück und Opel erinnert mit einer betont sportlichen Designstudie an das Debüt des Experimental GT im Herbst 1965. Während die neue Alpine nach Angaben von Designchef Laurens van den Acker noch in diesem Jahr in den Handel kommen soll, ist der Ausgang für das GT-Revival noch ungewiss. Zwar spricht Opel im offiziellen Pressetext stolz vom «Sportwagen der Zukunft». Doch ob, wie und wann es einen neuen GT geben wird, sei noch völlig offen, räumt ein Opel-Sprecher ein.

Wo die neuen Dynamiker vom Super- bis zum Breitensportler die Emotionen schüren, gibt es in Genf auf der anderen Seite eine Reihe neuer Modelle mit besonders wenig Emissionen. Die kommen diesmal vor allem aus Korea: So eifert Hyundai mit dem neuen Ioniq dem Toyota Prius nach und baut sein erstes Hybrid-Auto, das ausschließlich für alternative Antriebe entwickelt wurde. Der viertürige Kompakte soll weniger als 3,5 Liter verbrauchen, stellt ein Unternehmenssprecher in Aussicht und kündigt die Markteinführung für den Herbst an. Preise stehen noch nicht fest, sollen aber dem Vernehmen nach knapp unter 30 000 Euro beginnen. Allerdings lässt es Hyundai nicht beim Hybriden, sondern bringt den Ioniq zeitgleich auch als reines Batteriefahrzeug und kündigt für 2017 bereits eine Plug-in-Variante an. Die gleiche Technik kommt nach Angaben von Marketingvorstand Wonhee Lee auch noch bei der Schwestermarke Kia zum Einsatz, die ihren ersten kompakten Hybriden als Niro präsentiert und zum hochbeinigen Crossover für die Golf-Klasse macht.

Da die Sportler, dort die Sparer – dazwischen bleibt in Genf eigentlich nur Platz für eine weitere Fahrzeugkategorie: die SUVs. Weil Geländewagen die großen Gewinner in den Zulassungsstatistiken sind, springen 2016 noch ein paar weitere Hersteller auf diesen Zug auf. So zeigen nach Informationen aus Unternehmenskreisen Seat und Skoda in Genf ihre ersten Geländewagen und auch Maserati schickt auf einer eigenen Plattform aus dem eigenen Werk endlich den lange angekündigten Levante auf die Buckelpiste. Dazu gibt es unter anderem ein Facelift für den Opel Mokka und angeblich einen kleinen Bruder für den Audi Q3.

Zwischen Sportlern, Sparern und SUVs wird es in Genf kaum konventionelle Neuheiten in traditionellen Segmenten geben. Sieht man einmal vom fünftürigen Fiat Tipo ab, stehen diesseits der gehobenen Mittelklasse bislang nur Überarbeitungen wie das Facelift des VW Up oder die Modellpflege für den DS3 auf dem Programm. Erst in den höheren Preisregionen tut sich mit den Kombivarianten von Kia Optima und Volvo S90 sowie einer weiteren Variante für die Familie des neuen Audi A4 ein bisschen mehr. Und dann ist da ja auch noch die Europapremiere der Mercedes E-Klasse, die man bereits aus Detroit kennt.

Egal ob Spitzensportler, Sparer, SUV, Studie oder konventioneller Kleinwagen – die Show wird in jedem Fall laut und bunt. Dabei haben das gar nicht alle Neuheiten nötig. Denn während die wenigen neuen Volumenmodelle in Genf um Aufmerksamkeit buhlen, weil die Hersteller damit den Verkauf ankurbeln wollen, könnten sich manche der exklusiven Nischenautos das Schaulaufen auf dem Salon glatt sparen: Mehr als 100 Exemplare des Bugatti Chiron zum Beispiel sind nach Angaben des Herstellers schon vor der Premiere verkauft.

Thomas Geiger, dpa