Flugzeugbauer vor Farnborough optimistisch
13.07.2014 Mehr Klarheit über die neuesten Trends bei großen Passagierflugzeugen soll die Luftfahrtschau in Farnborough bringen. Die beiden Branchengiganten Airbus und Boeing liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen – in der Technologie und beim Kampf um Aufträge. Farnborough – Wagen Airbus und Boeing die nächsten großen Coups bei den Langstreckenjets? Auf der zweitgrößten Luftfahrtmesse diese Woche in […]
13.07.2014
Mehr Klarheit über die neuesten Trends bei großen Passagierflugzeugen soll die Luftfahrtschau in Farnborough bringen. Die beiden Branchengiganten Airbus und Boeing liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen – in der Technologie und beim Kampf um Aufträge.
Farnborough – Wagen Airbus und Boeing die nächsten großen Coups bei den Langstreckenjets? Auf der zweitgrößten Luftfahrtmesse diese Woche in Farnborough bei London (14. bis 20. Juli) steht die Modellpolitik der beiden großen Flugzeugbauer mindestens so stark im Fokus wie die erhofften milliardenschweren Großaufträge. Spritsparen lautet die Devise. Das dürfte auch den europäische Flugzeugbauer Airbus dazu bringen, seinem zwei Jahrzehnte alten Langstreckenjet A330 mit neuen Triebwerken unter dem Namen A330neo möglicherweise eine zweite Jugend zu bescheren. Beim US-Hersteller Boeing gibt es sogar vage Aussichten auf ein neues Modell.
In Farnborough treffen sich fast alle, die in der Branche Rang und Namen haben. Neben den Branchengrößen Airbus und Boeing sind die Regionaljetbauer Bombardier und Embraer sowie Zulieferer vertreten, deren Spezialgebiete von Triebwerksverkleidungen bis zu Unterhaltungselektronik für die Passagierkabine reichen.
Auch Kampfjets wie Lockheed Martins F-35 Lightning sollen zu sehen sein, mehr als 20 Maschinen dürfen ihr Können in der Luft beweisen – darunter der neue Airbus-Großraumjet A350 und die verlängerte Version von Boeings «Dreamliner», genannt 787-9.
Und in der Raumfahrt, die auch auf der Messe ein breites Feld einnimmt, sollen laut britischer Presse in Farnborough kurios anmutende Pläne vorgestellt werden. Großbritannien will angeblich bis 2018 einen funktionsfähigen Raumfahrt-Bahnhof für kommerzielle Flüge ins Weltall auf die Beine stellen, wie der «Guardian» berichtet. Der Bahnhof soll sowohl Touristenflüge, wie sie etwa der Anbieter Virgin Galactic vorhat, ermöglichen, als auch das Absenden kommerziell genutzter Satelliten. Die Regierung wolle am Dienstag acht mögliche Standorte nennen.
Vor zwei Jahren trafen bei der Veranstaltung, die sich jährlich mit der Pariser Luftfahrtmesse abwechselt, mehr als 200 000 Besucher auf über 1500 Aussteller. Unternehmen schlossen Aufträge und Vorverträge im Wert von 72 Milliarden US-Dollar für insgesamt 758 Flugzeuge ab.
So locker dürfte das Geld diesmal nicht sitzen. Gerade in Europa haben Fluggesellschaften mit Überkapazitäten und dünnen Gewinnen zu kämpfen. Auf Wachstumskurs bleiben dagegen die Fluglinien vom Persischen Golf sowie Billigflieger wie Easyjet und Ryanair, die bei den Flugzeugherstellern zuletzt wieder für Milliardenaufträge sorgten. Und auch bei den amerikanischen Airlines läuft es besser. Die Aussichten weltweit schätzt Tony Tyler, Chef des Weltluftfahrtverbandes IATA, deshalb generell positiv ein.
Boeings Marketingmanager Randy Tinseth rechnet in den nächsten 20 Jahren weltweit mit einem Bedarf für 36 770 Passagier- und Frachtmaschinen. Mehr als ein Drittel davon dürfte an asiatische Gesellschaften gehen. Von dort könnte Gerüchten zufolge auch ein Großauftrag für Airbus kommen: Der Hersteller spreche mit der indischen Fluglinie Indigo über den Kauf von 200 A320neo-Mittelstreckenjets, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Dank sparsamerer Triebwerke verkaufte sich die «neo» seit Ende 2010 als modernisierte Neuauflage des Kassenschlagers A320 über 2600 Mal – und so schnell wie kein anderes Flugzeug vor ihr. Boeing musste mit der Modernisierung seines Konkurrenzmodells 737 nachziehen.
Bei den Langstreckenjets droht der betagte Airbus A330 jedoch gegen Boeings neuen «Dreamliner» ins Hintertreffen zu geraten. Airbus denkt seit Monaten über eine Neuauflage der A330 nach: Mit sparsameren Triebwerken soll das Modell noch über viele Jahre neue Kunden anziehen. Airbus-Chef Fabrice Brégier hat eine Entscheidung zwar erst für Ende 2014 in Aussicht gestellt. Insidern zufolge soll es aber schon nächste Woche soweit sein.
Airbus sei sich mit dem Triebwerksbauer Rolls-Royce einig, neue Turbinen sollen die «A330neo» zu einem ähnlichen Erfolg machen wie die A320neo. Der neue Airbus-Flieger A350, der Ende 2014 erstmals ausgeliefert werden soll, tritt hingegen vor allem gegen Boeings 777 an, die bis Ende des Jahrzehnts ebenfalls eine Modernisierung unter dem Namen 777-X erfährt.
Steffen Weyer, dpa-AFX und Birthe Blechschmidt, dpa