München «Major Tom» will den Airbus-Konzern EADS mit einer Rüstungsfusion zukunftsfest machen. In Zeiten schrumpfender Rüstungsetats keine gute Idee, finden die meisten Börsianer. Aber es gibt Ausnahmen. Nach Kräften wirbt EADS-Chef Tom Enders für die Fusion mit dem britischen Rüstungskonzern BAE. Aber die Aktionäre der Airbus-Mutter bleiben skeptisch. Seit der Ankündigung der Pläne ist der […]

München

«Major Tom» will den Airbus-Konzern EADS mit einer Rüstungsfusion zukunftsfest machen. In Zeiten schrumpfender Rüstungsetats keine gute Idee, finden die meisten Börsianer. Aber es gibt Ausnahmen.

Nach Kräften wirbt EADS-Chef Tom Enders für die Fusion mit dem britischen Rüstungskonzern BAE. Aber die Aktionäre der Airbus-Mutter bleiben skeptisch. Seit der Ankündigung der Pläne ist der Börsenwert um 16 Prozent oder drei Milliarden Euro gefallen – viele Analysten haben den Daumen gesenkt.

Deutsche Bank, Commerzbank, Citigroup und das Analysehaus Independent Research stuften EADS herab. Ihre Experten sahen mehr Risiken als Chancen. Nicht nur in Europa, sondern auch in den USA stehen die Verteidigungshaushalte vor weiteren Einschnitten. Bei einer Fusion mit dem britischen Rüstungskonzern würde EADS stärker von schrumpfenden Märkten abhängig, erklärte Commerzbank-Analyst Stephan Böhm. Außerdem zahle der europäische Luft-, Raumfahrt- und Rüstungskonzern zu viel für BAE: EADS bekäme nur 60 Prozent an dem gemeinsamen Unternehmen, angemessen aber wären 69 Prozent.

Die französische Investmentbank Exane BNP Paribas erinnerte sich an die deutsch-französischen Reibereien bei Airbus und verwies auf politische Hürden und Schwierigkeiten bei der Umsetzung einer Fusion und bei der künftigen Managementstruktur. Das werde nicht ohne Schmerzen abgehen, schrieb Analyst Olivier Brochet.

Für Johnson Imode vom Analysehaus S&P Equity ist ein Engagement im zivilen Luftfahrtmarkt für BAE attraktiv. Aber auch EADS habe auf der anderen Seite die Chance, nach vielen erfolglosen Anläufen endlich stärker im US-Rüstungsgeschäft Fuß zu fassen. Er ließ seine Kaufempfehlung für EADS unverändert. Auch Zafer Rüzgar vom Analysehaus Independent Research sah als positiven Aspekt, dass sich die Geschäftsmodelle beider Unternehmen ergänzten. EADS könne sein Rüstungsgeschäft außerhalb Europas stärken und besser mit Boeing konkurrieren. Aber wegen großer Risiken senkte er trotzdem den Daumen.

Eines der wenigen positiven Urteile kam von Redburn-Analyst Andy Chambers: Er stufte EADS hoch. Zusammen könnten EADS und BAE Doppelarbeit einsparen und die Kosten um zwei Prozent senken. Die Verteidigungsindustrie sei robust und könne mit stabilen Zahlungsflüssen rechnen – das werde von vielen unterschätzt. Und die Wachstumsstory bei Airbus dürfe auch nicht durch die rosa Brille gesehen werden: Das Geschäft gehe zyklisch auf und ab, die Fluggesellschaften verdienten wenig, und bei der A380 und der geplanten A350 schlummerten Milliardenrisiken.

Damit legte er den Finger in die Wunde, die auch «Major Tom« Enders heilen will. Viele Investoren konzentrierten sich jetzt auf das Wachstum von Airbus statt auf das langfristige Ziel von EADS, die starke Abhängigkeit vom zivilen Flugzeuggeschäft zu verringern, schrieb er in einem Mitarbeiterbrief. EADS müsse im Rüstungs- und Raumfahrtgeschäft wachsen und international stärker werden, um langfristig wettbewerbsfähig zu sein. «BAE Systems ist bereits heute das internationalste Verteidigungsunternehmen; BAE Systems bieten Kernkompetenzen, die unser Portfolio und unsere regionale Marktbasis passgenau ergänzen», warb Enders.

Aber mit Blick auf den Börsenkurs, der von rund 30 auf 26 Euro eingebrochen, räumte er auch ein: «Vor uns liegt sicher ein Stück harte Arbeit – vor allem für unser Investor Relations Team».

Roland Losch, dpa