Biotreibstoff: Nachhaltig oder heiße Luft?

Frankfurt am Main/Berlin Biotreibstoffe spalten die Gemüter: DLR- Wissenschaftler bestätigen Alltagstauglichkeit von bio-synthetischem Kerosin. Das belegen auch positive Untersuchungsergebnisse nach Langzeiteinsatz bei Lufthansa. Skeptiker kritisieren Airline für Regenwaldrodung. Fliegen ist teuer. Vor allem aber kostet es viel Sprit und schadet damit auch der Umwelt. Neue Strategien für einen nachhaltigen Treibstoff sind gefragt. Sie sollen den […]
Frankfurt am Main/Berlin
Biotreibstoffe spalten die Gemüter: DLR- Wissenschaftler bestätigen Alltagstauglichkeit von bio-synthetischem Kerosin. Das belegen auch positive Untersuchungsergebnisse nach Langzeiteinsatz bei Lufthansa. Skeptiker kritisieren Airline für Regenwaldrodung.
Fliegen ist teuer. Vor allem aber kostet es viel Sprit und schadet damit auch der Umwelt. Neue Strategien für einen nachhaltigen Treibstoff sind gefragt. Sie sollen den Mangel an fossilen Brennstoffressourcen ausgleichen und die Umwelt entlasten. Doch bislang ist noch wenig über die Wirkung und das Verhalten von Biokraftstoffen im Routinebetrieb bekannt. Lufthansa leistete Pionierarbeit und setzte als weltweit erste Airline Biokraftstoff im regulären Flugbetrieb ein.
Nach 1187 Flügen mit bio-synthetischem Treibstoff präsentierte Joachim Buse, Lufthansa-Vizepräsident für den Bereich Biokraftstoff, heute in Berlin die ersten Ergebnisse der technischen Detailanalysen. „Biokerosin kann wie erwartet problemlos im Flugbetrieb eingesetzt werden; die technischen Untersuchungen verliefen alle positiv und wir konnten nachweisen, dass Biokerosin keinen höheren Schadstoffausstoß als marktübliches Kerosin erzeugt“, erklärt Buse.
Manfred Aigner, Leiter des DLR-Instituts für Verbrennungstechnik in Stuttgart, ergänzt: „Unsere Messungen haben gezeigt, dass Biokerosin beim Schadstoffausstoß im Vergleich zu marktüblichen Kerosin mindestens gleichwertig ist.“
Es gibt zwei Verfahren, Kerosin aus Biomasse herzustellen: Erstens, die Verwertung der ganzen Pflanze und ihrer sauerstoffarmen Vergasung mit anschließender Fischer-Tropsch-Synthese. Zweitens, die Verwertung von Pflanzensamen und deren Hydrierung, Erhitzung und Destillation im HVO-Verfahren (Hydrotreated Vegetable Oil). Beide Biokraftstoffe haben einen um vier Prozent höheren Energiegehalt als fossiles Jet A-1. Da sie außerdem schwefel- und aromatenfrei sind, bilden sich bei der Verbrennung weniger Rußpartikel.
Von 15. Juli bis 27. Dezember 2011 flog ein Lufthansa Airbus A321im Rahmen des Forschungsprojekts burn- FAIR acht Mal täglich zwischen Hamburg und Frankfurt. Ein Triebwerk wurde dabei zu 50 Prozent mit Biokraftstoff betrieben. Die CO2-Einsparungen betrugen ersten Berechnungen zufolge allein in der sechsmonatigen Testphase rund 1500 Tonnen.
Skeptiker, wie Greenaction, sehen das Projekt jedoch weiterhin als umstritten an. Ihrer Meinung nach bleibt klimafreundlicher Sprit eine Illusion, denn für die Plantagen mit pflanzlichen Treibstoffen müssten nicht nur Tropenwälder und Savannen weichen, auch Millionen von Menschen und Tiere würden vertrieben. Ein weiterer Kritikpunkt: Der Anbau von Energie- statt Nahrungspflanzen verschärfe den Hunger in der Welt.