Suche an vielen Orten – Nach Flug MH370 wird weltweit geforscht
08.08.2015 Eine tropische Insel, der riesige Ozean, zahlreiche Städte – an vielen Punkten der Welt sind Experten auf den Spuren von Flug MH370. Die Vielzahl der Orte macht die Arbeit nicht leichter. Paris/Kuala Lumpur (dpa) – Das rätselhafte Verschwinden von Flug MH370 beschäftigt weltweit zahlreiche Menschen. An vielen Orten wird intensiv gesucht, neu geforscht, weiter […]
08.08.2015
Eine tropische Insel, der riesige Ozean, zahlreiche Städte – an vielen Punkten der Welt sind Experten auf den Spuren von Flug MH370. Die Vielzahl der Orte macht die Arbeit nicht leichter.
Paris/Kuala Lumpur (dpa) – Das rätselhafte Verschwinden von Flug MH370 beschäftigt weltweit zahlreiche Menschen. An vielen Orten wird intensiv gesucht, neu geforscht, weiter getrauert, genau analysiert. Mit dem Fund eines Wrackteils ist der vor 17 Monaten verschollene Flug wieder voll ins Zentrum internationaler Aufmerksamkeit gerückt. Das Flugzeug war am 8. März 2014 auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking mit 239 Menschen an Bord spurlos verschwunden. Ein Überblick der Handlungsorte:
LA RÉUNION – Seit dem Fund des Wrackteils Ende Juli ist der Küstenabschnitt südlich von Saint-Denis de la Réunion auf der französischen Insel von Experten, Beamten, Einheimischen und Touristen bevölkert. Frankreich sucht zudem das Seegebiet östlich der Insel ab. Für die Beobachtung werden Flugzeuge, Hubschrauber und Schiffe eingesetzt. Auch die in der Region stationierte französische Marine ist beteiligt. Die Suchaktion soll zunächst eine Woche dauern.
INDISCHER OZEAN – Der niederländische Bergungsspezialist Fugro sucht seit Juni 2014 mit zwei Schiffen und einem ferngesteuerten Unterwasservehikel nach dem Wrack der Boeing 777. Die 65 Meter lange «Fugro Equator» und die 70 Meter lange «Fugro Discovery» ziehen verkabelte Tauchroboter mit Echoloten, Schallmessgeräten, Kameras und Greifarmen über den Meeresboden. Im Moment ist Pause: Die Schiffe sind zu Versorgungsfahrten nach Australien unterwegs. Am Mittwoch geht es weiter. Für das unbemannte Vehikel ist der antarktische Winter aber derzeit noch zu rau. Im November wird das Wetter besser.
CANBERRA – Die australische Hauptstadt ist die Schaltstelle für alles, was die Wracksuche betrifft. Die Beamten im Joint Agency Coordination Centre (JACC) koordinieren die Suche. Sie holen je nach Bedarf Expertenrat bei Meeresforschern, Strömungsspezialisten, Radarbetreibern, Luftfahrtexperten. Das Zentrum bündelt die Informationen und veröffentlicht sie regelmäßig. Es ist auch die Anlaufstelle für Angehörige der Vermissten. Das Zentrum hilft denjenigen, die zu den Schauplätzen wollen, mit Visa-Anträgen sowie Übersetzungen und vermittelt Therapeuten.
KUALA LUMPUR – Malaysia führt als Heimat der Fluggesellschaft die Untersuchung zur Unglücksursache. Nach der scharfen Kritik an den anfangs chaotischen Ermittlungen ist nun alles Chefsache – aber es gibt viele Chefs. Mal spricht der Regierungschef persönlich, dann der Verkehrsminister, dann der Chef der Zivilluftfahrtbehörde. Mehrere Dutzend Leute koordinieren in Arbeitsgruppen mit anderen beteiligten Ländern, mit Angehörigen, mit Experten, mit Behörden. Alle internationalen Experten berichten nach Kuala Lumpur, das Verkehrsministerium fasst zusammen – wie beim Zwischenbericht, der zum Jahrestag des Verschwindens am 8. März 2015 veröffentlicht wurde.
PEKING – In der chinesischen Hauptstadt sind viele Angehörige der vermissten Passagiere unzufrieden mit dem Krisenmanagement der malaysische Regierung nach dem Unglück. Sie protestieren etwa vor dem Büro der Fluggesellschaft Malaysia Airlines oder der Botschaft des Landes. Dabei fordern sie auch eine Reise auf die Insel La Réunion. «Wir wollen uns selbst ein Bild von der Lage machen», sagte Dai Shuqin, die seit dem Unglück fünf Familienmitglieder vermisst.
TOULOUSE – Experten aus Malaysia, China, Australien, Singapur, Frankreich und den USA untersuchen das Wrackteil seit Mittwoch in Balma bei Toulouse. Die Pariser Justiz hatte das dortige Luftfahrttechnikzentrum des Verteidigungsministeriums mit der Inspektion beauftragt. In der Einrichtung werden häufig technische Analysen nach Flugzeug-Unglücken erstellt. Das Zentrum kann etwa die Mechanik analysieren oder Materialermüdung untersuchen – nach Angaben von Experten könnten sich so beispielsweise auch Rückschlüsse auf den Aufprall der Maschine aufs Wasser ziehen lassen.
Gerd Roth und Christiane Oelrich, dpa