Spontan mit Plan: Logistikkaufleute brauchen einen kühlen Kopf
Die neuen Laufschuhe im Netz bestellen – und wenige Tage später sind sie da. Damit das klappt, ziehen Kaufleute für Spedition und Logistik im Hintergrund die Fäden. Schwaig/Friedrichsdorf (dpa/tmn) – Egal, ob es um den Apfel im Supermarkt geht oder das Motorrad, das um die halbe Welt geschickt wird: Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistung sorgen dafür, […]
Schwaig/Friedrichsdorf (dpa/tmn) – Egal, ob es um den Apfel im Supermarkt geht oder das Motorrad, das um die halbe Welt geschickt wird: Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistung sorgen dafür, dass Waren dort hinkommen, wo sie gebraucht werden.
Für Luca Guerel ist das Arbeitsalltag. Er macht bei der ITG Internationale Spedition und Logistik GmbH in der Nähe vom Münchner Flughafen eine Ausbildung. Zuerst hatte es der 20-Jährige als Bürokaufmann versucht, doch das war ihm zu eintönig. «Und weil ich nahe am Flughafen wohne, hatte ich viele Freunde und Bekannte, die bei Speditionen arbeiten und mir einiges über die Branche erzählen konnten.»
Den Weg zum Logistikkaufmann hat er dann auch eingeschlagen, weil ihm damit später viele Türen offen stehen. «Online-Bestellungen zum Beispiel, das nimmt immer zu. Am Ende hat jeder damit zu tun, wie Waren transportiert werden und welche Transportmittel benutzt werden», sagt er.
Ganz einfach erklären lässt sich sein Beruf nicht. «Wir haben die Spedition und die Kontraktlogistik, die haben viele Überschneidungen», erzählt der Azubi. In der Spedition gehe es aber im Wesentlichen um die Durchführung und Disposition der Transporte. «Da sind wir Dienstleister, und der Kunde ist ganz klar König.»
Beratung für den Kunden: Richtig verpackt und verzollt
Das sieht etwa so aus: Der Kunde schickt einen Auftrag und möchte ein Gut von A nach B transportieren lassen. «Wir beraten den Kunden dann bei dem Auftrag.» Zum Beispiel, wie die Ware richtig verpackt und verzollt und auf welchem Weg sie am besten versendet wird. ITG bietet Transporte per Luftverkehr, per Landfracht, auf dem Seeweg oder mit dem Zug an. Sogenannte Blockzüge fahren etwa von China nach Europa.
«Bei der Kontraktlogistik geht es um alles rund ums Lagern», erklärt der 20-Jährige sein zweites Ausbildungsgebiet. Und macht die Aufgaben an einem Beispiel deutlich: Bestellt eine Konsument etwa zwei Hosen bei einem Sportartikelhersteller, kann der den Auftrag direkt an den Logistikdienstleister weitergeben.
«Der prüft die Artikelnummer, die Größe und den Bestand, sucht die Ware zusammen und verpackt sie ordnungsgemäß.» Er klärt auch andere Fragen: Welche Dokumente werden benötigt? Wie sieht es mit Zöllen oder Import- und Exportkosten aus? Erst danach geht die Ware mit Lieferschein in den Transport, der Kunde bekommt seine Rechnung meist per Mail.
Gerade nach seiner Erfahrung als Bürokaufmann weiß Guerel es zu schätzen, dass in der Spedition viel Unvorhersehbares passieren kann. Wer sich für den Beruf interessiert, sollte seiner Ansicht nach flexibel sein und schnell reagieren können. «Man muss auf jeden Fall einen kühlen Kopf bewahren können, das ist ganz, ganz wichtig.»
Und: Man muss sich auf unterschiedliche Kunden einstellen können. «Wir arbeiten dienstleistungsorientiert und telefonieren täglich mit Kunden.» Kommunikationstalent sollte den angehenden Kaufleuten daher nicht fehlen.
Offene Kommunikation – nicht nur auf Deutsch
Das sieht auch Mona Springer so, die ihre Ausbildung bei Meyer Logistik in Friedrichsdorf bei Frankfurt macht. Offenheit und die Fähigkeit, auf andere zugehen zu können, seien ganz wichtig. «Man trifft zum Beispiel im Kontakt mit den Kraftfahrern ganz unterschiedliche Menschen und Kulturen», sagt sie. Am meisten Spaß macht es der Auszubildenden, mitten im Geschehen zu sein.
«Hilfreich sind in der Ausbildung auch Fremdsprachenkenntnisse und Standortungebundenheit», erklärt Frank Huster, Geschäftsführer beim Bundesverband Spedition und Logistik. ITG etwa hat internationale Kunden, zum Beispiel in China oder Indien. «Wenn die anrufen, sollte man sie verstehen und sich selbst verständigen können», sagt Guerel.
Rechtlich sind keine Voraussetzungen für die Ausbildung zum Kaufmann für Logistik und Speditionsdienstleistung vorgeschrieben. Über die Hälfte der Auszubildenden (58 Prozent) hat jedoch Abitur, wie die jüngste Statistik zeigt, erklärt Anke Kock vom Bundesinstitut für Berufsbildung. «Das liegt auch daran, dass es ein durchaus anspruchsvoller Ausbildungsberuf ist.» Nichtsdestotrotz hätten gute Realschüler ebenso wie Studienabbrecher «echte Chancen» auf einen Ausbildungsplatz, erklärt Verbandsgeschäftsführer Huster.
Welche Aufgaben die Azubis tagtäglich erwarten, hängt davon ab, in welchem Unternehmen sie arbeiten und in welcher Abteilung sie gerade Station machen. In seiner Zeit beim Luftfracht-Export hat Luca Guerel etwa die Kollegen jeden Morgen beim Abflugscheck unterstützt. «Wenn eine Maschine nicht gestartet ist, muss man dann herausfinden, woran das gelegen hat, den Kunden kontaktieren und schnell eine Lösung finden, wie die Ware zum Kunden kommt.»
Mona Springer ist aktuell in der Fuhrparkabteilung tätig. «Da kümmern wir uns darum, dass die Lkws und Fahrzeuge instand gehalten werden und entscheiden etwa, welche verkauft oder zurückgegeben werden müssen.»
Nachwuchs in der Logistik ist umworben
So wie die Aufgaben sich unterscheiden, fällt auch die Vergütung je nach Betrieb und Bundesland unterschiedlich aus. Die Bundesagentur für Arbeit gibt zur Orientierung in tarifgebundenen Betrieben Werte zwischen 480 und 975 Euro im ersten Lehrjahr an. Im dritten Jahr steigt die Vergütung auf 640 bis 1065 Euro an.
Es gibt zahlreiche Fortbildungsmöglichkeiten für Kaufleute in der Spedition und Logistik. So kann man nach der Ausbildung etwa den Fachwirt Güterverkehr anstreben oder Logistikmeister werden. Auch ein Logistikstudium oder ein Bachelor in Verkehrsbetriebswirtschaft bieten sich an.
Die Zukunftsaussichten für ausgebildete Kaufleute sind nach Einschätzung der Branchenexperten positiv – und Nachwuchs ist gesucht. «Junge Menschen haben exzellente Karrierechancen auf allen Ebenen», erklärt Frauke Heistermann, Vorstandsmitglied in der Bundesvereinigung Logistik (BVL). Sie ist Sprecherin der Initiative «Die Wirtschaftsmacher», mit der die Logistikbranche aktuell um Nachwuchs wirbt.
Armin Brähler, Ausbilder bei Meyer Logistik, ergänzt «Gegessen und getrunken wird immer.» Das bedeutet, dass Logistikunternehmen wie Meyer dafür sorgen müssen, dass Lebensmittel von A nach B kommen. Bis Technologien so weit sind, dass Fahrzeuge komplett autonom unterwegs sind und automatische Transportplanungssysteme die Logistik steuern, dauert es seiner Einschätzung nach noch eine ganze Weile. Man müsse also keine Angst haben, dass Logistikkaufleute künftig nicht mehr gebraucht werden.
dpa/tmn amb yyzz a3 toh sir