Die Corona-Pandemie hat die Luftfahrt so schwer getroffen wie nur wenige andere Branchen. Frankreich und die Niederlande bewahrten Air France und KLM mit Krediten in Milliardenhöhe vor dem Aus. Doch die Lage ist weiter äußerst angespannt – auch bei der Konkurrenz. Die Fluggesellschaft Air France-KLM folgt nach einem Milliardenverlust und dem Lockdown in Frankreich ihren […]

Die Corona-Pandemie hat die Luftfahrt so schwer getroffen wie nur wenige andere Branchen.

Frankreich und die Niederlande bewahrten Air France und KLM mit Krediten in Milliardenhöhe vor dem Aus. Doch die Lage ist weiter äußerst angespannt – auch bei der Konkurrenz.

Die Fluggesellschaft Air France-KLM folgt nach einem Milliardenverlust und dem Lockdown in Frankreich ihren Konkurrenten und streicht ihren Flugplan für den Rest des Jahres zusammen. Im vierten Quartal soll die französische Sparte Air France wegen der Coronavirus-Pandemie nur noch 35 Prozent ihres Flugangebots aus dem Vorjahr anbieten, wie der Konzern am Freitag in Paris mitteilte. Bei der niederländischen KLM sollen es etwa 45 Prozent sein. Zuvor hatte das Management mit einem Flugangebot von fast zwei Dritteln des Vorjahres geplant.

Die Konzernführung um Benjamin Smith kann nach eigener Darstellung derzeit kaum einschätzen, wie sich die Nachfrage nach Flugtickets weiter entwickelt. Die Menschen buchten inzwischen viel kurzfristiger als früher, hinzu kämen die wechselnden coronabedingten Reisebeschränkungen. Der Lockdown in Frankreich, der am Freitag begonnen hat, mache das Geschäft des Konzerns noch schwieriger.

Andere Airlines wie die Lufthansa und die British-Airways-Mutter IAG haben ihre Flugpläne für den Rest des Jahres bereits früher zusammengestrichen. So will die Lufthansa im vierten Quartal maximal 25 Prozent ihrer Vorjahreskapazität anbieten. Bei den IAG-Gesellschaften British Airways, Iberia, Vueling, Aer Lingus und Level soll das Flugprogramm höchstens 30 Prozent des Vorjahreszeitraums erreichen.

Im dritten Quartal hatte sich der Passagierverkehr nach dem weitgehenden Flugstopp im Frühjahr zunächst erholt, bevor viele Regierungen seit Mitte August auf die wieder steigenden Infektionszahlen reagierten und Reisebeschränkungen verhängten. So beförderte Air France-KLM im sonst so wichtigen Sommerquartal bis Ende September fast 70 Prozent weniger Passagiere als ein Jahr zuvor. Der Umsatz sackte um zwei Drittel auf 2,5 Milliarden Euro ab. Der operative Verlust belief sich auf mehr als eine Milliarde Euro, ein Jahr zuvor hatte hier noch ein Plus von 909 Millionen Euro gestanden.

Die Abfindungen für Tausende Piloten, Flugbegleiter und Bodenmitarbeiter, die wegen der Krise ihre Jobs verlieren, zogen das Nettoergebnis zusätzlich in den Keller. Im dritten Quartal betrug der Fehlbetrag unter dem Strich 1,7 Milliarden Euro. In den ersten neun Monaten summiert sich das Minus damit auf 6,1 Milliarden Euro.

Den Airlines des IAG-Konzerns erging es nicht besser. Im dritten Quartal stand dort unter dem Strich ein Quartalsverlust von 1,8 Milliarden Euro. Nach den ersten neun Monaten beträgt das Minus nahezu 5,6 Milliarden Euro.

Der neue IAG-Chef Luis Gallego forderte die Regierungen auf, Testregeln für Fluggäste einzuführen. Passagiere sollten vor dem Abflug getestet werden und die Chance haben, sich mit einem weiteren Negativtest nach der Ankunft von einer vorgeschriebenen Quarantäne zu befreien. Dann könnten Fluggesellschaften wieder mehr Verbindungen anbieten, und die Menschen könnten wieder Vertrauen in das Reisen gewinnen. Außerdem würde dies die Wirtschaft ankurbeln.

Die Corona-Pandemie hat die Luftfahrt so schwer getroffen wie nur wenige andere Branchen. Frankreich und die Niederlande bewahrten Air France und KLM mit Krediten in Milliardenhöhe vor dem Aus. IAG profitierte vom britischen Corona-Kreditprogramm, konnte sich aber auch 2,7 Milliarden Euro an frischem Kapital von Anlegern besorgen.

Infolge der Krise stehen Tausende Beschäftigte vor dem Verlust ihrer Jobs. So sollen bei KLM noch in diesem Jahr insgesamt 5000 Arbeitsplätze wegfallen. Air France streicht bis Ende 2022 rund 8500 Stellen, davon 4000 schon im laufenden Jahr.

dpa