Mehr als 70 Jahre lang lag ein deutscher Bomber vom Typ Dornier Do 17 auf dem Grund des Ärmelkanals. Im vergangenen Juni wurde er geborgen. Das Royal Air Force Museum im britischen Cosford zeigt in einer Ausstellung, wie der Flieger für die Nachwelt konserviert wird. London (dpa) – Auf dem Boden liegen Schrauben und Wrackteile […]

Mehr als 70 Jahre lang lag ein deutscher Bomber vom Typ Dornier Do 17 auf dem Grund des Ärmelkanals. Im vergangenen Juni wurde er geborgen. Das Royal Air Force Museum im britischen Cosford zeigt in einer Ausstellung, wie der Flieger für die Nachwelt konserviert wird.

London (dpa) – Auf dem Boden liegen Schrauben und Wrackteile verschiedener Flugzeuge, es riecht nach Öl und frischer Farbe – im Restaurierungszentrum des Royal Air Force (RAF) Museums Cosford im englischen Norden. Im riesigen Hangar wird gehämmert und gebohrt, an alten Flugzeugen herumgewerkelt. An einer Wand steht ein Gestell, darauf liegen Sprungfedern, Patronenhülsen, Sauerstoffflaschen – Teile des deutschen Bombers vom Typ Dornier Do 17, der im vergangenen Juni aus dem Ärmelkanal geborgen wurde.

Das seien Teile des Fliegers, die sie bereits gesäubert hätten, erklärt der Kurator des RAF-Museums, Al McLean, und zeigt auf eine der Sauerstoffflaschen aus Metall. «Die war immer noch voll auch nach mehr als 70 Jahren unter Wasser. Oder hier haben wir Sprungfedern, die immer noch intakt sind», erklärt er. Die Restaurierung des Bombers können Besucher derzeit in einer Sonderschau des Museums mitverfolgen.

Das Flugzeug wurde am 26. August 1940 abgeschossen, während eines Luftangriffs Nazi-Deutschlands auf das Königreich. Der Luftkrieg wurde in Großbritannien als «Battle of Britain» – «Luftschlacht um England» bekannt. Zwei der vier Insassen der Dornier starben beim Absturz, zwei überlebten und kamen in britische Kriegsgefangenschaft.

Die Maschine lag jahrzehntelang vergessen im Ärmelkanal. «Der Bomber versank im Schlamm», erzählt McLean. «Er war umhüllt von einer Art Schlacke, die ihn vor Wasser und Sauerstoff schützte und so konservierte.» Als vor wenigen Jahren ein Taucher den Metallhaufen entdeckte, war das Interesse des Museums geweckt.

Für die Bergung des Flugzeugs sammelte das Museum mehr als eine halbe Million Euro. Allein der Schleppkahn, der den Flieger hob, kostete mehrere tausend Euro am Tag. «Und weil das schlechte Wetter die Bergung um mehrere Wochen verzögerte, kam sie uns schließlich auf gut 800 000 Euro zu stehen.»

Die Maschine sei Teil der Luftfahrtgeschichte und wichtig, um die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg wachzuhalten, erklärt McLean den großen Aufwand des Museums. «Niemand kann sich heute vorstellen, dass sich Nationen Westeuropas gegenseitig bekriegen. Aber das ist passiert und das sollte man nicht vergessen.» Hinzu kommt, dass die Briten auch heute noch fasziniert sind vom Zweiten Weltkrieg. Warum genau, wisse McLean nicht.

Der Bomber interessiert alle im Museum, auch kleine Kinder. «Die wissen nicht, was eine Dornier 17 ist», erklärt die Pressesprecherin des RAF-Museums, Michelle Morgans. «Aber sie sind fasziniert, dass der Flieger so lange unter Wasser war. Sie möchten wissen, was wir hier machen. Wie die Maschine aussieht, wenn sie fertig restauriert ist.»

Neben dem Hangar stehen zwei große, durchsichtige Plastiktunnel, die aussehen wie Gewächshäuser. Darin liegen verschiedene Teile des deutschen Bombers, die gerade gesäubert werden – zum Beispiel der mannshohe, verbogene Propeller, die Reifen und der riesige Rumpf.

«Der Rumpf der Maschine liegt verkehrt herum auf dem Boden», erklärt Darren Priday, Vize-Chef des Restaurierungszentrums. «So wurde er in der Tiefe geborgen und ist stabiler.» Weil er und die anderen Flugzeugteile mehr als 70 Jahre lang unter Wasser gelegen hätten, seien sie von Algen bewachsen, dick in Schlacke eingepackt.

Mit Zitronensäure, die von oben regelmäßig auf die Metallberge gesprüht wird, werden die Flugzeugteile gereinigt. Das sei wie Weihnachtsgeschenke auspacken, sagt Priday lachend: «Zuerst hat man einen Schlammklumpen. Dann schält man eine Schicht nach der anderen weg. Darunter finden sich nette Dinge, die wie neu aussehen.»

Im Sommer 2015 soll die Maschine schließlich fertig restauriert im RAF-Museum ausgestellt werden. «Wir bringen der Welt eine Dornier 17», sagt Priday. Die Einzige, die vermutlich «überlebt» habe. «Und jeder wird dieses faszinierende Flugzeug anschauen können.»