Der Absturz des Airbus A320 in Frankreich reißt bei den Hinterbliebenen anderer Flugzeugunglücke alte Wunden wieder auf. So auch bei jenen der Birgenair-Katastrophe von 1996, bei der viele Deutsche starben. Berlin/Schönefeld (dpa) – «Das kommt alles wieder hoch», sagt Claus Weisner. «Meine Frau hat furchtbar geweint, als die ersten Nachrichten von dem Absturz in den […]

Der Absturz des Airbus A320 in Frankreich reißt bei den Hinterbliebenen anderer Flugzeugunglücke alte Wunden wieder auf. So auch bei jenen der Birgenair-Katastrophe von 1996, bei der viele Deutsche starben.

Berlin/Schönefeld (dpa) – «Das kommt alles wieder hoch», sagt Claus Weisner. «Meine Frau hat furchtbar geweint, als die ersten Nachrichten von dem Absturz in den Alpen kamen», erzählt der Berliner. Sie hatte bei dem Absturz eines Flugzeugs der Birgenair am 6. Februar 1996 vor der Dominikanischen Küste ihren Bruder verloren. Seine Leiche wurde nie gefunden. Bei der Tragödie kurz nach dem Start in Puerto Plata auf dem Flug nach Berlin-Schönefeld waren 189 Menschen ums Leben gekommen, darunter mehr als 50 aus der Region Berlin-Brandenburg.

Peter Leimbach, ebenfalls aus Berlin, verlor damals seinen 33-jährigen Sohn. «Seine Leiche blieb verschwunden, die Maschine war ja ins Meer gestürzt», erzählt der 79-Jährige. «Zuerst haben wir gehofft, dass er vielleicht nicht an Bord war», erinnert er sich. Danach sei es lange sehr schwer gewesen, den Tod des Sohnes zu begreifen.

«Wenn Sie einen Toten auf der Bahre sehen, dann können sie dies im wahrsten Sinne des Wortes begreifen», sagt Leimbach. Er reiste daher ein Jahr später mit seiner Frau zur Absturzstelle, um Abschied zu nehmen. «Das war sehr schmerzlich, aber das muss man machen, um die Trauer verarbeiten zu können.» Sehr geholfen habe auch die psychologische Betreuung und die Schicksalsgemeinschaft im Verein der Angehörigen von Birgenair-Opfern «Echo Deutschland».

Das Wichtigste sei es für die Angehörigen, dass möglichst alle Opfer identifiziert werden, betont Weisner, der den Verein, der vor zwei Jahren aufgelöst wurde, leitete. Damals war nur die Identität von 73 Opfer ermittelt worden und sie konnten in ihren Heimatorten beigesetzt werden. «Aus Zeit- und Kostengründen wurde die Identifizierung von geborgenen Opfern damals viel zu schnell eingestellt», kritisiert Weisner.

Dies wirft er den Behörden noch heute vor. «So blieb für viele Angehörige lange die quälende Ungewissheit, ob die geliebten Menschen wirklich an Bord waren, und sie konnten ihre Lieben nicht bestatten.»