Flugschüler der Lufthansa geschockt und unzufrieden
Sie sind bereits eine handverlesene Elite, aber geschafft haben es die Absolventen der Lufthansa-Verkehrsfliegerschule in Bremen noch nicht. Der Nachwuchs ist sauer über fehlende Einstiegsmöglichkeiten. Frankfurt/Bremen (dpa) – Die Flugschüler der Lufthansa in Bremen sind geschockt über den Germanwings-Absturz mit 150 Todesopfern. Herbeigeführt hat ihn ein junger Mann, der noch vor wenigen Monaten einer der ihren war, in Bremen […]
Sie sind bereits eine handverlesene Elite, aber geschafft haben es die Absolventen der Lufthansa-Verkehrsfliegerschule in Bremen noch nicht. Der Nachwuchs ist sauer über fehlende Einstiegsmöglichkeiten.
Frankfurt/Bremen (dpa) – Die Flugschüler der Lufthansa in Bremen sind geschockt über den Germanwings-Absturz mit 150 Todesopfern. Herbeigeführt hat ihn ein junger Mann, der noch vor wenigen Monaten einer der ihren war, in Bremen und Phoenix die anspruchsvolle Ausbildung zum Verkehrspiloten absolviert hat.
Doch mit seiner Anstellung 2013 bei der Lufthansa-Tochter Germanwings hatte Andreas Lubitz etwas erreicht, wovon hunderte Pilotenschüler der Lufthansa derzeit nur träumen: Einen Job innerhalb des lukrativen Lufthansa-Konzerntarifvertrags, mit der Aussicht auf üppiges, regelmäßig steigendes Gehalt und umfassende finanzielle Absicherung im Alter. In den Reihen des Nachwuchses gibt es große Unzufriedenheit über die Einstellungspolitik der Lufthansa, die zu unverhältnismäßig langen Wartezeiten führe.
In einem innerhalb der Lufthansa verbreiteten Brief schildern die Nachwuchsflugzeugführer (NFF) ihre Sorgen. Derzeit befänden sich 900 Flugschüler in der Warteschleife, von denen einige bereits vor fünf Jahren ihre Ausbildung begonnen hätten. Eigentlich soll nach 29 bis 33 Monaten alles gelaufen sein, doch zwischen den Ausbildungsblöcken in Theorie und Praxis gebe es von Unternehmensseite immer wieder Aufschübe oder auch überraschende Terminvorverlegungen. Ein Studium, Weiterbildungen oder anspruchsvollere Ersatzjobs ließen sich so nicht planen, klagen die Nachwuchs-Piloten.
Nach dem erfolgreichen Abschluss können die Piloten längst nicht überall fliegen. Ihre Lizenz sei zunächst auf die Lufthansa beschränkt, bei anderen Airlines könne man sich initiativ nicht bewerben. Den Absolventen fehlt das Training im normalen Flugbetrieb (Linetraining), das sie bei Lufthansa erst mit einem Arbeitsvertrag erhalten. Nur in Ausnahmefällen, die eigens vom Luftfahrtbundesamt genehmigt werden müssen, dürfen sie bei anderen Gesellschaften im Lufthansa-Konzern fliegen – zu schlechteren wirtschaftlichen Bedingungen, aber immerhin.
Die Lufthansa bestätigt den Stau, der aber ähnlich in der Vergangenheit immer wieder mal vorgekommen sei. Letztlich habe das auch mit der harten Haltung der Vereinigung Cockpit im Tarifkonflikt um die Pilotengehälter zu tun, die eine kostengünstigere Struktur verhindere und dazu geführt habe, dass die Kerngesellschaft Lufthansa seit drei Jahren nicht mehr gewachsen sei.
Streit gibt es auch um die Ausbildungsdarlehen, die je nach Eintrittszeitpunkt zwischen 40 000 und 70 000 Euro betragen. Nach Lesart der Flugschüler müssen sie das Geld nur zurückzahlen, wenn sie schließlich einen Job innerhalb des Konzerntarifvertrags erhalten. Lehnen sie diesen Traumjob von sich aus ab, sind sogar die kompletten Ausbildungskosten von etwa 110 000 Euro zurückzuzahlen. Neu sei jetzt, dass Lufthansa ihre Darlehen auch zurückhaben will, wenn die Schüler einen Job bei einer der billigeren Konzerntöchter wie AUA, Eurowings oder Lufthansa Cityline anfangen.