Fast sehnsüchtig wartet Berlin auf einen Eröffnungstermin für seinen neuen Flughafen. Geschäftsführer Mehdorn hat jetzt zumindest die Etappen bis zum Start der ersten Flugzeuge skizziert. Auf welchen Routen sie fliegen, ist noch offen. Berlin (dpa) – Wer den Überblick gewinnen will, muss erst einmal aufräumen. Nach dieser Devise handelt Hartmut Mehdorn beim bislang völlig verkorksten […]

Fast sehnsüchtig wartet Berlin auf einen Eröffnungstermin für seinen neuen Flughafen. Geschäftsführer Mehdorn hat jetzt zumindest die Etappen bis zum Start der ersten Flugzeuge skizziert. Auf welchen Routen sie fliegen, ist noch offen.

Berlin (dpa) – Wer den Überblick gewinnen will, muss erst einmal aufräumen. Nach dieser Devise handelt Hartmut Mehdorn beim bislang völlig verkorksten Berliner Flughafenprojekt. Er versteht das wörtlich. Damit es nicht mehr wie «bei Lumpi unterm Sofa» aussieht, lässt der Flughafenchef unnütze Container vom Gelände schaffen und Bauzäune abmontieren. Seit Wochenanfang ist der Vorplatz des imposanten Airport-Terminals frei zugänglich. Dort plätschert sogar ein Springbrunnen-Ensemble einsam vor sich hin.

Das ist noch nicht der große Wurf, den sich die Gesellschafter Berlin, Brandenburg und der Bund vom Hoffnungsträger erwarten, der seit Mitte März am Hauptstadtflughafen das Zepter schwingt. Aber den strebt Mehdorns gar nicht an. Er will den Airport in Schönefeld Schritt für Schritt eröffnen – weil es praktikabel ist und immer wieder mit kleinen Erfolgen verbunden. Erste Etappe: Die Eröffnung des neuen Frachtzentrums am 3. Juli. Auch bei den Parkhäusern und dem unterirdischen Bahnhof soll bald letzte Hand angelegt werden.

«Nach den ersten fünf Wochen im Sprint sind wir eigentlich recht zuversichtlich. Die Baustelle hat ja relativ lang in einer Schockstarre verharrt», sagt Mehdorn am Donnerstag bei Vorlage der Geschäftsbilanz 2012. Sprint heißt das Beschleunigungsprogramm für den Airport, dessen Eröffnung im Januar wegen schwerer Bau- und Planungsmängel auf unbestimmte Zeit verschoben wurde.

Mehdorn verbreitet Optimismus: «Es ist alles nicht so schwierig, wie es im ersten Moment aussieht.» Aber er legt sich noch nicht fest, ob die von ihm favorisierte Teileröffnung – zuerst der Nordflügel, das Hauptgebäude dann später – realisiert wird: «Mitte Juli werden wir entscheiden, ob wir es definitiv machen. Wir wollen da kein Extra-Geld ausgeben, sondern die Kapazitäten so nutzen, wie sie sind.»

Den neuen Zeit- und Kostenplan wollen Aufsichtsrat und Geschäftsführung im September vorlegen. Auf jeden Fall soll die neue südliche Start- und Landebahn Mitte 2014 betriebsbereit sein. Der Antrag dafür wurde vor kurzem gestellt, daraus lasse sich aber nicht auf einen Termin für den Beginn des regulären Flugbetriebs schließen.

Bis das geschieht, wird im Raum Berlin noch heftig über die Startrouten der Flugzeuge diskutiert werden, die den Betroffenen Lärm und Abgase bringen. An diesem Freitag entscheidet das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg, ob auch über das Erholungsgebiet Müggelsee geflogen werden darf. Die Richter hatten im Januar bereits Routen über den Wannsee im Südwesten Berlins untersagt.

Auch ohne die Müggelsee-Routen dürfte es noch nicht eng werden für den neuen Flughafen. Falls aber noch eine dritte Schneise – die über das Naturschutzgebiet Rangsdorfer See – im Herbst gerichtlich verboten würde, könnte das die Kapazität verringern, heißt es beim Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung.

Die Behörde, die die Flugrouten festlegt, sieht auch die Mehdornsche Teilöffnung mit Skepsis. Der Flughafen Tegel bliebe in diesem Fall noch in Betrieb, obwohl er eigentlich schließen soll, sobald es am Hauptstadtflughafen losgeht. Dann müssten für ganz Berlin neue Routen geplant werden, was mindestens 13 Monate dauern würde.

Eine Sorge muss Mehdorn einstweilen nicht haben: Dass fehlende Passagiere seinen Geschäftsplan durchkreuzen könnten. Der Standort Berlin ist momentan der einzige in Deutschland, der sich noch über deutlich steigende Fluggastzahlen freuen darf. Dennoch machte die Flughafengesellschaft im vorigen Jahr einen Verlust von 185 Millionen Euro. Allein die Betriebskosten für den ungenutzten Neubau schlagen monatlich mit 20 Millionen Euro zu Buche. 14 Millionen Euro fehlen jeden Monat durch entgangene Einnahmen.