Augenzeuge: Protassewitsch war klar, dass die Notlandung ihm gilt
Athen/Vilnius (dpa) – Bei der erzwungenen Notlandung des Ryanair-Flugs in Minsk soll dem regimekritischen Blogger Roman Protassewitsch schnell klar geworden sein, dass die Aktion ihm gilt. Das berichtete am Montag ein Passagier dem griechischen TV-Sender Mega. «Als ich hörte, dass das Flugzeug nach Weißrussland zurückkehrt, sah ich seine Reaktion. Er legte die Hände über den […]
Athen/Vilnius (dpa) – Bei der erzwungenen Notlandung des Ryanair-Flugs in Minsk soll dem regimekritischen Blogger Roman Protassewitsch schnell klar geworden sein, dass die Aktion ihm gilt. Das berichtete am Montag ein Passagier dem griechischen TV-Sender Mega. «Als ich hörte, dass das Flugzeug nach Weißrussland zurückkehrt, sah ich seine Reaktion. Er legte die Hände über den Kopf, als wüsste er, dass etwas Schlimmes passieren würde», gab der Grieche Nikos Petalis per Videoschalte aus Vilnius zu Protokoll. Protassewitsch habe gleich verstanden, dass die Notlandung ihm gilt.
Er selbst habe in der Nähe des Aktivisten gesessen. Dieser sei verängstigt gewesen. «Man hat ihn angesehen und gedacht, irgendetwas ist nicht in Ordnung mit ihm.» Anschließend aber sei Protassewitsch ruhiger geworden. «Uns wurde nur gesagt, wir müssten in Minsk notlanden.» Dann hätten die Passagiere ohne weitere Informationen eine Stunde im Flieger ausharren müssen. Er selbst habe gedacht, es handele sich womöglich um eine Art Notfall-Übung, sagte Petalis.
«Später haben wir im Wartebereich des Flughafens gesessen. Sie haben uns nicht einmal auf die Toilette gelassen. Protassewitsch saß neben mir, als ob nichts geschehen sei. Nach einer Weile kamen Polizisten und nahmen ihn fest.» Die Passagiere hätten einen Horrorfilm erlebt, bilanzierte Petalis.
Behörden in der autoritär regierten Republik Belarus hatten das Flugzeug auf dem Weg von Athen in die litauische Hauptstadt Vilnius nach Minsk umgeleitet und zur Landung gezwungen. An Bord war der vom belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko international gesuchte Blogger Roman Protassewitsch. Über den Vorfall und mögliche Sanktionen gegen Belarus soll bei einem ohnehin geplanten EU-Sondergipfel beraten werden, der am Montagabend beginnt.
dpa axa tt xx n1 bg