Absturz in den französischen Alpen – Was ist bekannt, was nicht?
Berlin (dpa) – Nach dem Absturz der Germanwings-Maschine in Frankreich machen die Ermittler Fortschritte. Die Auswertung des Stimmenrekorders zeigt: Der Copilot brachte den Airbus absichtlich auf Todeskurs und war allein im Cockpit. Offene Fragen bleiben. Was ist über das Unglück bekannt? – Der Airbus A320 startete am Dienstag um 10.01 Uhr mit 150 Menschen an […]
Berlin (dpa) – Nach dem Absturz der Germanwings-Maschine in Frankreich machen die Ermittler Fortschritte. Die Auswertung des Stimmenrekorders zeigt: Der Copilot brachte den Airbus absichtlich auf Todeskurs und war allein im Cockpit. Offene Fragen bleiben.
Was ist über das Unglück bekannt?
– Der Airbus A320 startete am Dienstag um 10.01 Uhr mit 150 Menschen an Bord in Barcelona. Sicher ist wohl, dass 75 Deutsche in dem Flugzeug waren.
– Der Pilot hatte mehr als 6000 Stunden Flugerfahrung, größtenteils im Airbus A320. Zur Lufthansa war er vor zehn Jahren gekommen.
– Sein Kollege war seit 2013 Copilot bei Germanwings. Der 27-Jährige aus Montabaur in Rheinland-Pfalz hatte 630 Flugstunden absolviert. Laut Lufthansa arbeitete er aber schon vorher etliche Jahre für den Konzern, auch als Flugbegleiter. In der Pilotenausbildung gab es vor sechs Jahren eine mehrmonatige Unterbrechung, danach sei der Mann als «100 Prozent flugtauglich» getestet worden. Am Donnerstag nannten die Ermittler auch seinen Namen: Andreas Lubitz.
– Kurz nach dem Erreichen der regulären Reiseflughöhe von 38 000 Fuß (11,5 Kilometer) ging die Maschine ohne Hinweis an die französische Flugkontrolle oder ein Notsignal in einen schnellen Sinkflug über.
– Das Flugzeug zerschellte in den französischen Alpen bei Seyne-les-Alpes. Eine Explosion gab es zuvor nicht, wie die französische Untersuchungsbehörde BEA mitteilte.
– Ermittler konnten am Mittwoch Daten aus dem ersten Flugschreiber sicherstellen. Aus den Aufzeichnungen des Stimmenrekorders ergibt sich, dass der Copilot den Sinkflug mit Absicht auslöste. Zu diesem Zeitpunkt war er allein im Cockpit. Der Pilot war nach einem Toilettengang aus der Kabine ausgesperrt.
– Aus dem Cockpit ist bis zum Aufprall schweres Atmen zu hören, der Copilot war also am Leben. Zuletzt hämmerten Flugkapitän und Crew von außen an die automatisch verriegelte Tür. Schreie von Passagieren sind erst in den letzten Sekunden aufgezeichnet.
– Die Ermittler haben keine Hinweise auf einen Terrorakt. Auch das Bundesinnenministerium hat derzeit «keine Hinweise auf einen irgendwie gearteten terroristischen Hintergrund».
Was wissen wir noch nicht?
– Nun stellt sich die große Frage nach den Motiven des Mannes. Warum steuerte er die Maschine in die Katastrophe? War es ein Suizid? Oder stehen noch andere Absichten dahinter? Und konnte er davon ausgehen, dass sein Kollege während des Flugs das Cockpit verlassen würde?
– Unbekannt ist auch, warum die Ausbildung des Mannes ausgesetzt wurde. Lufthansa-Chef Carsten Spohr gab dazu keine Auskunft.
– Widersprüchliche Angaben gibt es zur zeitlichen Abfolge von Flughöhe und Sinkflug.
– Der zweite Flugschreiber ist noch nicht gefunden. Die Bergung und Identifizierung der Opfer kann mehrere Wochen dauern.