Berlin (dpa) – Der frühere Berliner Flughafen-Aufsichtsratschef und spätere BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel hat die Vorgänge um den Berliner Chaos-Flughafen scharf kritisiert. Er legte dem Aufsichtsrat des Hauptstadtflughafens schwere Fehler in den vergangenen Jahren zur Last, die zu dem aktuellen Debakel um ausufernde Kosten und geplatzte Eröffnungstermine geführt hätten. Wilhelm Bender als möglichen neuen Chef des […]

Berlin (dpa) – Der frühere Berliner Flughafen-Aufsichtsratschef und spätere BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel hat die Vorgänge um den Berliner Chaos-Flughafen scharf kritisiert. Er legte dem Aufsichtsrat des Hauptstadtflughafens schwere Fehler in den vergangenen Jahren zur Last, die zu dem aktuellen Debakel um ausufernde Kosten und geplatzte Eröffnungstermine geführt hätten. Wilhelm Bender als möglichen neuen Chef des Hauptstadtflughafens hält Henkel für den richtigen Mann. «Wenn es gelänge, den Herrn Bender dazu zu bewegen, noch mal etwas fürs Vaterland zu tun, dann hätten wir wirklich einen Riesenfortschritt gemacht», sagte Henkel am Freitag im Untersuchungsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses zum Flughafenfiasko.

Der frühere Chef des Frankfurter Flughafens, Bender, hat nach unbestätigten Informationen ein Angebot aus Berlin erhalten, aber seine Entscheidung noch nicht getroffen. Der bisherige Flughafenchef Rainer Schwarz war wegen der großen Baumängel und der mehrfachen Verschiebung des Eröffnungstermins entlassen worden.

Henkel warf dem Aufsichtsrat schwere Fehler vor. So sei die Verantwortung sei in der Flughafen-Geschäftsführung nicht klar verteilt gewesen, weil der kürzlich gefeuerte Flughafenchef Schwarz nur ihr Sprecher war, nicht aber Vorsitzender. Es sei auch falsch gewesen, den Bau nicht einem Generalunternehmer aufzutragen. «Die Gesellschafter hatten keine Bauerfahrung», sagte Henkel, allenfalls mit Parkplatzerweiterungen in Tegel.

Henkel betonte, Ursache des Debakels sei aber nicht, dass Politiker im Aufsichtsrat des Flughafens sitzen. Henkel war von 1994 bis 1996 Vorsitzender des Kontrollgremiums. Bis in seine Amtszeit reichten die Wurzeln des Debakels nicht, hob Henkel hervor. «Da sind sie auf dem Holzweg, wenn sie meinen, da etwas zu finden», sagte er den Abgeordneten. Diese stellten ihm vor allem Fragen dazu, wie es zur Entscheidung für den Standort Schönefeld an der Berliner Stadtgrenze kam.

Henkel verteidigte sein damaliges Vorgehen, die Gesellschafter – die Länder Berlin, Brandenburg und den Bund – über den Standort entscheiden zu lassen, nicht den Aufsichtsrat. «Der Aufsichtsrat war eine Schlangengrube.» Es herrschten demnach Chaos und Grabenkämpfe in dem Gremium. Wenn der Aufsichtsrat zu einer Entscheidung fähig gewesen wäre, hätte er sich wohl für Sperenberg entschieden, sagte Henkel. Besonders die Arbeitgeberseite zusammen mit der Gewerkschaft ÖTV sei dafür gewesen. Henkel überließ die Entscheidung deshalb dem damaligen Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann (CDU) sowie den Ex-Länderchefs Eberhard Diepgen (CDU) und Manfred Stolpe (SPD). Diepgen sollte am Freitag noch im Ausschuss aussagen.