Portugal trägt Trauer. Eine Busfahrt zum Abendessen endet für eine Reisegruppe auf Madeira in der Katastrophe. Viele der Opfer sollen Deutsche gewesen sein. Außenminister Maas ist mit Ärzten unterwegs. Funchal/Berlin (dpa) – Nach dem schweren Busunglück auf Madeira reist Außenminister Heiko Maas noch am Donnerstag auf die portugiesische Atlantikinsel. Er werde von Ärzten, Psychologen und […]

Portugal trägt Trauer. Eine Busfahrt zum Abendessen endet für eine Reisegruppe auf Madeira in der Katastrophe. Viele der Opfer sollen Deutsche gewesen sein. Außenminister Maas ist mit Ärzten unterwegs.

Funchal/Berlin (dpa) – Nach dem schweren Busunglück auf Madeira reist Außenminister Heiko Maas noch am Donnerstag auf die portugiesische Atlantikinsel. Er werde von Ärzten, Psychologen und Konsularbeamten des Auswärtigen Amtes begleitet, sagte Maas kurz vor dem Abflug in Berlin. Er wolle auf Madeira mit Betroffenen sprechen und den Hilfskräften für ihren Einsatz danken. Die Bundesregierung prüft den Einsatz eines Rettungsflugzeugs der Luftwaffe zur schnellen Hilfe für verletzte Deutschen.

Bei dem Unfall am Mittwochabend waren nach portugiesischen Angaben 29 Menschen getötet und 27 verletzt worden. Laut ersten dortigen Medienberichten waren alle Toten Deutsche. Am Donnerstag hieß es aber von den Behörden, die Identifizierung sei noch nicht abgeschlossen. Die Unfallursache war noch unbekannt.

Die Bundesregierung machte weiter keine Angaben über die Zahl der ums Leben gekommenen Deutschen. Kanzleramtschef Helge Braun begründete das damit, dass zunächst die Angehörigen informiert würden. «Die Bundesregierung unternimmt nun alles, um dafür zu sorgen, dass schnell Gewissheit für die Angehörigen herrscht», sagte er vor Journalisten in Berlin. Es sei «eine Reisegruppe von vorwiegend deutschen Urlaubern» betroffen.

Das Krisenreaktionszentrum des Auswärtigen Amts in Berlin schrieb bei Twitter, dass Helfer vor Ort auf Madeira derzeit die Opfer identifizierten. Unter den Toten waren laut dem Nachrichtensender TVI24 zwölf Männern und 17 Frauen.

Der Einsatz des «MedEvac»-Airbus, der fliegenden Intensivstation der Bundeswehr, werde noch am Donnerstag entschieden, sagte Braun. «Wir haben den bereits in Bereitschaft gestellt, und wenn es sinnvoll ist und möglich ist, Verletzte mit ihm hierher zu transportieren, dann werden wir ihn zum Einsatz bringen.» Ein Ärzteteam der Luftwaffe war in der Delegation von Außenminister Heiko Maas. Die Ankunft auf der Insel wurde nach dpa-Informationen am frühen Abend erwartet. Die Mediziner sollten demnach auch prüfen, ob der Einsatz des Airbus A310 «MedEvac» sinnvoll ist.

Zwei der Verletzten waren Portugiesen: Der Fahrer und ein Reiseführer. Vier Verletzte lagen am Donnerstagvormittag noch auf der Intensivstation eines Krankenhauses in Funchal, einer wurde noch operiert, so die Klinik. Neun konnten das Hospital wieder verlassen.

Die Urlauber wollten von ihrem Hotel im östlich der Inselhauptstadt gelegenen Ort Caniço zu einem traditionellen Abendessen nach Funchal. Der Bus fuhr eine leicht abschüssige Straße hinunter und bog dann links ab. In der Kurve kam er nur wenige Hundert Meter vom Hotel entfernt von der Fahrbahn ab.

Der Bus stürzte mehrere Meter tief und schlug in ein Haus ein. Dessen einziger Bewohner war laut der portugiesischen Online-Zeitung «Observador» zum Unfallzeitpunkt nicht zuhause. Eine Augenzeugin sagte dem TVI24, dass sie laute Schreie aus dem Bus hörte. Der Bus wurde am Donnerstagfrüh geborgen, auf Fotos klaffte ein großes Loch im Ziegeldach und der Rückwand des Hauses.

Der Bus war erst fünf bis sechs Jahre alt, der Mann am Steuer galt als erfahrener Fahrer. Medien spekulierten über ein technisches Problem – möglicherweise ein Bremsversagen oder ein eingeklemmtes Gaspedal.

Der Vizepräsident der Regionalregierung, Pedro Calado, nannte alle Mutmaßungen zur Unglücksursache «verfrüht». Die Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung ein.

Die portugiesische Regierung ordnete eine dreitägige Staatstrauer bis einschließlich Samstag an. Ministerpräsident António Costa kondolierte Bundeskanzlerin Angela Merkel. Er sei bestürzt und übermittle der Kanzlerin «in dieser schweren Stunde» sein Bedauern, twitterte Costa noch am Mittwochabend.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier äußerte sich entsetzt. «Ich bin tief erschüttert über den tragischen Unfall auf Madeira, durch den so viele Menschen aus dem Leben gerissen wurden. In Gedanken bin ich bei den Familien und Freunden der Opfer, wie viele Menschen hier in Deutschland. Wir trauern und fühlen alle mit ihnen», sagte Steinmeier und wünschte den Verletzten baldige Genesung.

«Mit Trauer und Bestürzung denke ich an unsere Landsleute und alle anderen Menschen, die von dem fürchterlichen Busunglück auf Madeira betroffen sind», erklärte Bundeskanzlerin Merkel. Sie dankte den Rettern, Sanitätern und Ärzten für ihren Einsatz.

Die sehr gebirgige «Blumeninsel» von der Größe Hamburgs ist neben der Algarve das beliebteste Reiseziel der Deutschen in Portugal. Nach Angaben des Portals A-Z Madeira stellten Deutsche und Briten 2017 je ein Fünftel der 1,3 Millionen Urlauber.