Das klassische Carsharing weitet sich immer mehr aus. Doch auch darüber hinaus gibt es zahlreiche Alternativen, um ohne eigenes Auto mobil zu bleiben. Berlin (dpa/tmn) – Es muss nicht immer das eigene Auto sein. Über zwei Millionen Personen nutzen laut Bundesverband Carsharing (bcs) in über 700 deutschen Städten das kurzzeitige Anmieten von Fahrzeugen. Doch neben […]

Das klassische Carsharing weitet sich immer mehr aus. Doch auch darüber hinaus gibt es zahlreiche Alternativen, um ohne eigenes Auto mobil zu bleiben.

Berlin (dpa/tmn) – Es muss nicht immer das eigene Auto sein. Über zwei Millionen Personen nutzen laut Bundesverband Carsharing (bcs) in über 700 deutschen Städten das kurzzeitige Anmieten von Fahrzeugen. Doch neben Car2Go und Co. bleiben Verkehrsteilnehmer ohne eigenes Auto nicht auf den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) beschränkt. Neue Angebote oder modifizierte Modelle aus vergangenen Jahrzehnten bieten Möglichkeiten, nahe und ferne Ziele zu erreichen.

Steht eine Fernreise an, so bieten sich seit Jahrzehnten Mitfahrzentralen an. Diese haben ihre Funktionen mittlerweile deutlich erweitert. «Im Vergleich zu anderen Mitfahrzentralen gibt es bei uns einen Kundenservice an sieben Tagen in der Woche», sagt Jasmin Schlegel, Pressesprecherin von Blablacar. Neben dem Service ist jede gebuchte Fahrt versichert. Sollte das Auto eine Panne haben, sorge eine Versicherung für die Weiterbeförderung von Fahrer und Mitfahrern zu ihrem Ziel. «Neben einem Ersatzfahrzeug kann das auch ein Taxi oder ein Zugticket sein», so Schlegel weiter.

Aber auch der Fahrer geht nicht leer aus, wenn ein Fahrgast die Buchung nicht wahrnimmt. Er erhalte eine Ausgleichszahlung zwischen 50 und 100 Prozent, je nach zeitlichem Rahmen der Absage. Der Preis selbst richtet sich nach der Strecke, pro Kilometer werden fünf Cent veranschlagt, die online oder bar bezahlt werden können. «Der Fahrer hat ein wenig Spielraum, darf aber kein Geld verdienen», sagt Schlegel. Lediglich die Fahrtkosten dürften aus versicherungstechnischen und steuerlichen Gründen gedeckt werden. Aber auch der Communitygedanke lasse einen Verdienst für die Fahrten – durchschnittlich rund 35 000 Touren an einem Wochenende – nicht zu.

Mit einem Bus, aber eine Nummer kleiner, ist Moia unterwegs. Die Volkswagen-Tochter kutschiert seit rund sechs Monaten Fahrgäste in Hannover umher und wird ab April auch in Hamburg mit zunächst 100 Fahrzeugen unterwegs sein. «Wir sind eine Mischung aus Bus und Taxi und positionieren uns in der Mitte der beiden Transportmittel», sagt Moia-Pressesprecher Christoph Ziegenmeyer. Bei dem sogenannten Ridepooling-Modell – also der Mitnahme von mehreren Personen gleichzeitig – sind 75 Fahrzeuge in der niedersächsischen Landeshauptstadt unterwegs, die per App geordert werden können. Auf der App sieht der Kunde, welche Strecke das Fahrzeug zurücklegt und kann dann zusteigen oder ein anderes Angebot des Anbieters nutzen.

Der Preis setzt sich über die Faktoren Wochentag, Uhrzeit, Angebot und Nachfrage sowie Streckenlänge zusammen. Bevor der Nutzer bucht, sieht er den Festpreis. «Eine durchschnittliche Fahrt in Hamburg wird zwischen sechs und sieben Euro kosten», sagt Ziegenmeyer. In Hannover sind nach knapp sechs Monaten über 60 000 Nutzer registriert.

Aber auch Einzelpersonen können fernab von Carsharing und Taxi oder Limousinenservice chauffiert werden. Der Fahrdienstvermittler Uber ist seit 2015 in München und Berlin unterwegs, seit einigen Monaten auch in Düsseldorf und Frankfurt. Nachdem der Beginn mit UberPop und lediglich privaten Fahrern gerichtlich gestoppt wurde, ist das amerikanische Unternehmen mittlerweile unter dem Namen Uber X mit professionellen Mietwagenunternehmen und lizenzierten Fahrern unterwegs. Ähnlich wie das Geschäftsmodell von Flixbus verfügt Uber selbst über keine Fahrer und Fahrzeuge, sondern versteht sich als reiner Vermittler von Fahrten zwischen Nutzern und professionellen Fahrern, wie Uber-Pressesprecher Tobias Fröhlich erläutert.

Zahlen, wie viele Fahrten vermittelt werden und wie viele Fahrer und Fahrzeuge dafür bereitstehen, nennt das Unternehmen nicht. Fröhlich verweist auf eine gute Verfügbarkeit: «Wir wollen immer in möglichst kurzer Zeit da sein, wenn jemand ein Auto bestellt.» Eine Fahrt soll dabei günstiger sein als mit einem Taxi. «Der Grund dafür ist eine höhere Auslastung. Dadurch können Fahrer bei günstigeren Preisen gleiche oder sogar höhere Umsätze erzielen», so Fröhlich.

Nicht alle nehmen die Mobilitätsalternativen positiv auf. Auch wenn die Verantwortlichen betonen, eine Ergänzung zum ÖPNV darzustellen, kommen zahlreiche kritische Stimmen aus der Taxibranche, die eine zu starke Konkurrenz fürchten. Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut der Universität Duisburg-Essen aber beruhigt: «Die neuen Ridesharingdienste sind überschaubar und machen derzeit etwa zwei bis drei Prozent vom Kuchen aus.»

Eine Nische in der Nische bieten Unternehmen wie Blacklane. Das 2011 gegründete Unternehmen befördert Business-Kunden in luxuriösen Autos. «Wir verbinden das Beste aus dem Limousinenservice und dem klassischen Taxiangebot und bieten Premiumdienste nahe am Taxipreis», sagt Blacklane-Chef und Gründer Jens Wohltorf. Je nach Fahrzeug kostet die Fahrt etwa ein Drittel mehr als in einem Taxi. In London sei man auf der Strecke zwischen Heathrow und der Londoner City sogar günstiger als die Black Cabs, also den dortigen Taxen. Der klassische Limousinenservice sei dagegen laut Wohltorf drei bis vier Mal teurer als Blacklane.

Dabei ist Blacklane, bei dem sich der Autobauer Daimler engagiert, in über 300 Städten in 60 Ländern auf längere Distanzen spezialisiert. Laut Wohltorf bleibt es nicht einfach nur bei der Fahrt: «Es gibt mit unserem Airport-Concierge-Service Blacklane PASS die Option, dass der Kunde direkt an der Flugzeugtür abgeholt und an den Einreiseschlangen vorbei direkt zum Fahrzeug geführt wird.» Spätestens dann muss es wirklich nicht mehr das eigene Auto sein.