Airbus reduziert Produktionsraten – Schwierige Personaldebatten Von Ralf E. Krüger, dpa
Ein französischer Medienbericht über einen möglichen Stellenabbau sorgt für Unruhe an einigen deutschen Airbus-Standorten. Es geht um die beiden Sorgenflieger A380 und A400M. Hannover/Toulouse (dpa) – Beim Flugzeugbauer Airbus sind 3700 Stellen von Produktionskürzungen beim weltgrößten Passagierjet A380 und dem Militärtransporter A400M betroffen. Der Luftfahrtkonzern informierte am Mittwoch die europäischen Betriebsräte am Firmensitz im südwestfranzösischen […]
Ein französischer Medienbericht über einen möglichen Stellenabbau sorgt für Unruhe an einigen deutschen Airbus-Standorten. Es geht um die beiden Sorgenflieger A380 und A400M.
Hannover/Toulouse (dpa) – Beim Flugzeugbauer Airbus sind 3700 Stellen von Produktionskürzungen beim weltgrößten Passagierjet A380 und dem Militärtransporter A400M betroffen. Der Luftfahrtkonzern informierte am Mittwoch die europäischen Betriebsräte am Firmensitz im südwestfranzösischen Toulouse über diese Pläne im Detail.
«Heute war der Startschuss für die Diskussionen mit den Betriebsräten an den einzelnen Standorten», sagte anschließend Airbus-Sprecher Floran Taitsch, der für den Militärtransporter A400M zuständig ist. Der Typ – von dem die Bundesluftwaffe bisher 17 Maschinen übernommen hat – gilt als Problemflieger. Vor allem auf die Standorte Bremen, wo der Rumpf gebaut wird, und Sevilla (Endmontage) kommen Veränderungen zu.
Denn die bisherigen A400M-Produktionsraten sollen von 19 im Jahr 2017 auf 8 ab dem Jahr 2020 reduziert werden. Zugleich wird die Produktion bis zum Jahr 2030 verlängert. «Das gibt uns Zeit, Exportkunden zu finden», sagte Taitsch. Nach Angaben des Airbus-Managements soll nun versucht werden, die betroffenen Stellen durch Umgruppierungen zu erhalten.
Wie, das sollen die weiteren Gespräche mit Betriebsräten vor Ort ergeben. Wörtlich heißt es dazu in der Erklärung des Unternehmens: «Airbus ist zuversichtlich, den meisten der betroffenen Mitarbeitern in Programmen, die sich derzeit im Hochlauf befinden, neue Stellen innerhalb des Unternehmens anbieten zu können.»
Die Information klang beruhigender als die jüngsten Schlagzeilen des französischen Magazins «Challenges», das Stellenstreichungen in großem Stil vermuten ließ. Die Aufregung an den einzelnen Airbus-Standorten war groß. Dabei laufen die Geschäfte des europäischen Luftfahrtriesen eigentlich gut. Der Rivale des US-Giganten Boeing konnte 2017 den Jahresgewinn fast verdreifachen und eilt von einem Auslieferungsrekord zum nächsten.
In Gewerkschaftskreisen wird zudem auf einen 2012 zwischen Airbus Deutschland und der IG Metall abgeschlossenen Zukunftstarifvertrag hingewiesen, der bis Ende 2020 gilt und die deutschen Airbus-Standorte sichert. Zudem sind nach internen Informationen aus dem Unternehmen – das noch fast 7300 Flugzeugbestellungen in seinen Auftragsbüchern abzuarbeiten hat – schon seit längerem Abstimmungen mit den Sozialpartnern zur A380-Ratenreduzierung im Gange. Diese szielen auf die interne Versetzung von A380-Mitarbeitern zur Fertigung der A320-Flugzeugfamilie und der A350 ab; denn die Arbeitsgänge und Qualifikationen sind weitgehend vergleichbar.
Immerhin ist die Nachfrage nach Flugzeugen der A320-Familie sehr hoch, so dass dort die Produktion ausgeweitet wird. Ähnliches gilt für die zweistrahligen A350-Jets, deren Fertigungsrate hochläuft. Denkbar wäre etwa, sie zur Lackierung in A380-Hallen nach Hamburg zu schicken. Insofern zeichnen sich eher Stellenverlagerungen bei dem europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern mit etwa 129 000 Mitarbeitern und 67 Milliarden Euro Umsatz ab. Die Produktionskürzungen wirken sich auf mehrere Fabriken aus.
Der Großkonzern weist zudem darauf hin, dass etwa 12 Prozent seiner Mitarbeiter ohnehin hochgradig mobil eingesetzt würden. Er stellt in Aussicht, Personal auf andere Programmaktivitäten zu verlagern. Hintergrund der veränderten Produktionsraten sind nicht nur die A400M-Probleme, sondern auch Absatzschwierigkeiten beim weltgrößten Passagierjet. Daher will der Hersteller ab 2020 jährlich nur noch sechs Maschinen dieses Typs bauen. Auch hier hofft Airbus, die durch die zeitliche Streckung der Produktion gewonnene Zeit nutzen zu können, um die Produktion eines Tages dank neuer Kundenaufträge eventuell mal wieder aufstocken zu können.