Die Berliner Flughäfen haben nicht nur ein Problem mit dem neuen Terminal. Das Unternehmen sei auch intern falsch aufgestellt, meint ein Fachmann. Für Aufsichtsratschef Müller gebe es nur einen Weg. Am Montag tagt der BER-Aufsichtsrat. Berlin (dpa) – Am neuen Hauptstadtflughafen ist es aus Sicht der Vereinigung der Aufsichtsräte in Deutschland Zeit für einen Rückzug […]

Die Berliner Flughäfen haben nicht nur ein Problem mit dem neuen Terminal. Das Unternehmen sei auch intern falsch aufgestellt, meint ein Fachmann. Für Aufsichtsratschef Müller gebe es nur einen Weg. Am Montag tagt der BER-Aufsichtsrat.

Berlin (dpa) – Am neuen Hauptstadtflughafen ist es aus Sicht der Vereinigung der Aufsichtsräte in Deutschland Zeit für einen Rückzug der Politiker aus dem Aufsichtsrat. Sie gehörten bei einem öffentlichen Unternehmen in die Gesellschafterversammlung. «Dort haben sie Kontrolle über das Kapital, das reicht», sagte der Vorstandsvorsitzende des Vereins, Peter Dehnen, der Deutschen Presse-Agentur.

Folglich müsse auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) als Aufsichtsratschef das Gremium verlassen. «Einer müsste den großen Schritt raus machen und das kann nur Herr Müller sein.» Der Anwalt Dehnen gestand jedoch zu, dass es angesichts der verfahrenen Lage schwer sein dürfte, das Kontrollgremium nachzubesetzen. «In dieser Gemengelage finden Sie keinen professionellen Aufsichtsrat, der sich das antut.»

«Die Rollen von Gesellschaftern, Aufsichtsräten und Geschäftsführung müssen klarer getrennt werden», riet Dehnen. Politiker sollten nicht im Aufsichtsrat sitzen, mit ihrem politischen Mandat hätten sie andere Ziele als nur das Wohl des Unternehmens. Das zeige sich aktuell: «Es geht nun nicht mehr um den Flughafen, sondern es geht um den vermeintlichen Gesichtsverlust einzelner Personen.»

Unterdessen suchen die Verantwortlichen in der Führungskrise am neuen Hauptstadtflughafen BER weiter eine Lösung. Am Freitag schalteten sich auch Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke ein. Mit dem Regierenden Bürgermeister Müller berieten sie in Berlin über das weitere Vorgehen bis zur Aufsichtsratssitzung am Montag. Dann soll über die Zukunft von Flughafenchef Karsten Mühlenfeld entschieden werden, den Berlin und der Bund entlassen wollen. Auslöser für den Führungsstreit war ein Personalwechsel, den Mühlenfeld auf der Baustelle für den neuen Hauptstadtflughafen veranlasst hatte.

Die Führungskrise offenbart aus Sicht der Vereinigung schwerwiegende Strukturprobleme im Unternehmen. «Es wäre toll, wenn sie erkennen, dass sie zwei Baustellen haben, erstens die Unternehmens-Konstruktion und zweitens die Flughafen-Baustelle», sagte Dehnen. Der Aufsichtsrat greife zu tief in operative Belange und damit in Aufgaben der Geschäftsführung ein.

Im Ringen um die Ablösung Mühlenfelds, zu dem Berlin und der Bund kein Vertrauen mehr haben, riet Dehnen zudem davon ab, den Mit-Eigentümer Brandenburg zu überstimmen. «Wenn bei drei Gesellschaftern einer überstimmt wird, holen sie das Problem des Vertrauensverlusts in ihr Gremium.» Der Berufsverband Vereinigung der Aufsichtsräte in Deutschland versucht seit 2012, die Arbeit von Aufsichtsräten zu verbessern und hat dazu Grundsätze erarbeitet.