Bert Rürup – Ein «Superberater» als Schlichter
Berlin (dpa) – Der frühere Bundestagsabgeordnete Matthias Berninger (Grüne) nannte ihn einmal den «Mann mit dem Werkzeugkoffer»: Bert Rürup gehört zu den vielgefragten Experten für Sozial- und Wirtschaftspolitik in Deutschland. Der frühere Vorsitzende des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung war an zahlreichen Reformen des Sozialstaats beteiligt. Nun soll der 68-Jährige im Tarifstreit zwischen der […]
Berlin (dpa) – Der frühere Bundestagsabgeordnete Matthias Berninger (Grüne) nannte ihn einmal den «Mann mit dem Werkzeugkoffer»: Bert Rürup gehört zu den vielgefragten Experten für Sozial- und Wirtschaftspolitik in Deutschland. Der frühere Vorsitzende des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung war an zahlreichen Reformen des Sozialstaats beteiligt. Nun soll der 68-Jährige im Tarifstreit zwischen der Lufthansa und ihren Flugbegleitern vermitteln.
Der gebürtige Essener arbeitete schon in jungen Jahren zielstrebig auf eine Rolle als Berater hin. Nach dem Studium der Wirtschafts- und Finanzwissenschaften heuerte Rürup 1974 für einige Monate in der Planungsabteilung des Kanzleramtes an. Bald folgte er aber dem Ruf der Universitäten – zunächst nach Essen, dann nach Darmstadt.
Der Professor ließ die Verbindung zur Politik jedoch nie abreißen. In Rentenfragen beriet er die SPD, die CDU und dann wieder die Sozialdemokraten – bei denen er seit langem Mitglied ist.
Rürup gilt als Urheber des von der Union propagierten «demografischen Faktors» zur Rentenanpassung und als Miterfinder der «Riester-Rente» zur privaten Ergänzung der gesetzlichen Rente. Sein Name wurde auch zum Synonym für die von ihm geleitete Experten-Kommission zur Reform der Sozialversicherungssysteme. Er wurde unter anderem als «Rentenpapst» und «Superberater» bezeichnet.
Fast ein Jahrzehnt beriet Rürup als einer der «fünf Wirtschaftsweisen» die Bundesregierung. 2005 übernahm er dort den Vorsitz bis zu seinem Ausscheiden im Februar 2009. Für Kritik sorgte sein Wechsel anschließend zum zweitgrößten deutschen Finanzdienstleister AWD, bei dem er wenig Monate blieb. Mit dessen Gründer Carsten Maschmeyer startete Rürup später eine Beratungsfirma. Außerdem leitet er das Kuratorium des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung.