USA heben Flugverbot nach Israel auf – Mehr als 730 Tote in Gaza
US-Airlines dürfen den Flughafen Tel Aviv wieder anfliegen. Zur Freude Israels. Doch wenige Stunden nach der Entscheidung gibt es wieder Raketenangriffe auf den Großraum der Wirtschaftsmetropole. New York/Tel Aviv/Gaza (dpa) – Ungeachtet der Kämpfe im Gazastreifen und neuer Raketenangriffe auf Israel haben die USA das Flugverbot nach Tel Aviv wieder aufgehoben. Die US-Luftfahrtbehörde FAA teilte mit, der Flughafen […]
US-Airlines dürfen den Flughafen Tel Aviv wieder anfliegen. Zur Freude Israels. Doch wenige Stunden nach der Entscheidung gibt es wieder Raketenangriffe auf den Großraum der Wirtschaftsmetropole.
New York/Tel Aviv/Gaza (dpa) – Ungeachtet der Kämpfe im Gazastreifen und neuer Raketenangriffe auf Israel haben die USA das Flugverbot nach Tel Aviv wieder aufgehoben. Die US-Luftfahrtbehörde FAA teilte mit, der Flughafen Ben Gurion dürfe seit 05.45 Uhr (MESZ) am Donnerstag wieder von amerikanischen Airlines angeflogen werden. Wenige Stunden später wurden über dem Großraum Tel Aviv wieder fünf Raketen aus dem Gazastreifen abgefeuerte Raketen abgefangen.
Die radikal-islamische Hamas teilte mit, sie ziele weiter auf den Flughafen bei Tel Aviv. Die Zahl der Toten in dem Palästinensergebiet am Mittelmeer stieg seit Beginn der israelischen Offensive am 8. Juli am Donnerstag auf 733.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zeigte sich mit der Entscheidung der US-Behörde zufrieden: «Ich bin froh, dass der Druck, den wir ausgeübt haben, und die von uns vorgelegten Beweise für die Sicherheit der Luftfahrt in Israel dazu geführt haben, dass die Flüge wieder aufgenommen werden.» Die Offensive werde fortgesetzt, um die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten, sagte Netanjahu bei einem Treffen mit dem britischen Außenminister Philip Hammond.
Die FAA kündigte an, die Situation weiter zu beobachten und nötigenfalls Maßnahmen zu ergreifen. Sie hatte das mit den Raketenangriffen begründete Flugverbot zunächst um weitere 24 Stunden verlängert.
Der israelische Transportminister Israel Katz sprach von einer «sehr wichtigen Entscheidung» der FAA. Man habe vorher «auf allen Ebenen» agiert. «Wir haben erklärt, wie sicher der Himmel über Israel ist, wie sicher der Flughafen ist», sagte Katz dem israelischen Rundfunk.
Der britische Billigflieger Easyjet teilte jedoch mit, er habe seine Flüge von und nach Tel Aviv auch am Donnerstag ausgesetzt. Betroffen seien Flüge von den Flughäfen Berlin-Schönefeld, Basel, Genf, Manchester, Mailand-Malpensa sowie den beiden Londoner Airports Luton und Gatwick nach Tel Aviv und auf der jeweiligen Retour-Strecke.
Israelische Medien berichteten von Bemühungen um eine fünftägige humanitäre Feuerpause zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas. In der Zeit sollten die Verhandlungen über eine dauerhafte Waffenruhe weitergehen.
Hamas-Exilchef Chaled Maschaal hatte am Mittwochabend die Zustimmung seiner Organisation zu einer Vereinbarung mit Israel erneut von einem Ende der Blockade des Gazastreifens abhängig gemacht.
US-Außenminister John Kerry reiste nach Vermittlungsgesprächen in Israel und den Palästinensergebieten wieder nach Kairo.
Sechs der in der Nacht im Gazastreifen getöteten Palästinenser seien Kinder, teilten die örtlichen Rettungsbehörden mit. Rund 4600 Menschen wurden nach diesen Angaben verletzt. Auf der israelischen Seite starben bisher mindestens 32 Soldaten und drei Zivilisten.
Mehr als 141 000 palästinensische Flüchtlinge haben nach UN-Angaben bisher Schutz in mehr als 80 Schulen des Palästinenserhilfswerks UNWRA gesucht. Nach Informationen des UN-Amts für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) hat die israelische Armee einen drei Kilometer breiten Streifen, 44 Prozent des Gazastreifens, zum Kampfgebiet erklärt, das von Zivilisten nicht betreten werden dürfe.
Der UN-Menschenrechtsrat will angesichts der Kämpfe eine Überprüfung wegen möglicher Kriegsverbrechen einleiten. Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, bezweifelte, dass Israel alles tue, um zivile Opfer zu vermeiden. Jede Warnung vor einem Angriff müsse den Menschen, darunter Alten und Kranken, auch die Zeit zur Flucht geben. Sie verurteilte wahllose Angriffe militanter Palästinenser auf israelische Ortschaften. «Israelische Kinder und ihre Eltern sowie andere Zivilisten haben auch das Recht, ohne die ständige Angst zu leben, dass aus Gaza abgefeuerte Raketen auf ihren Häusern landen und sie töten oder verletzten könnten», sagte sie.
Der israelische Außenminister Avigdor Lieberman kommentierte das mit den Worten, der UN-Menschenrechtsrat sei «schon lange zu dem Rat für die Rechte der Terroristen geworden».
Überschattet vom Gaza-Krieg übergibt der israelische Präsident Schimon Peres am Donnerstag sein Amt an Nachfolger Reuven Rivlin.
Der österreichische Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) reagierte empört auf einen anti-israelischen Vorfall bei einem Fußballspiel in Bischofshofen. «Gäste, die sich in Österreich aufhalten, haben das Recht, das in Sicherheit zu tun, unabhängig von ihrer Herkunft und ihrer religiösen Zugehörigkeit», erklärte Faymann am Donnerstag. Ein Testspiel des israelischen Fußballclubs Maccabi Haifa in Bischofshofen war am Vortag nach pro-palästinensischen Demonstrationen auf dem Platz abgebrochen worden.