Schon zum zweiten Mal hat Air Berlin in der vergangenen Woche seine Bilanzvorlage verschoben. Das verstoße gegen die Berichtspflichten, kritisieren Anlegerschützer in einem Zeitungsbericht. Die Airline sieht jedoch keinen Anlass für eine Prüfung. Berlin (dpa) – Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft Air Berlin wehrt sich gegen Vorwürfe eines Anlegerschützers und erwägt rechtliche Schritte. Das Unternehmen hatte in […]

Schon zum zweiten Mal hat Air Berlin in der vergangenen Woche seine Bilanzvorlage verschoben. Das verstoße gegen die Berichtspflichten, kritisieren Anlegerschützer in einem Zeitungsbericht. Die Airline sieht jedoch keinen Anlass für eine Prüfung.

Berlin (dpa) – Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft Air Berlin wehrt sich gegen Vorwürfe eines Anlegerschützers und erwägt rechtliche Schritte. Das Unternehmen hatte in der vergangenen Woche zum zweiten Mal seine Bilanzvorlage für 2013 verschoben. «Air Berlin verstößt hier ganz klar gegen die Berichtspflichten», zitierte die «Berliner Zeitung» (Samstag) Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. Demnach forderte Kunert die Finanzaufsicht Bafin auf, Air Berlin näher zu untersuchen.

Die Aufseher sähen allerdings keinen Handlungsbedarf, hieß es. Jede Aktiengesellschaft habe bis Ende April Zeit, um ihren Jahresabschluss vorzulegen, erklärte eine Bafin-Sprecherin der Zeitung. Ein Air-Berlin-Sprecher wies Kunerts Vorwürfe auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa zurück: «Die Behauptungen von Herrn Kunert sind falsch und unserer Meinung nach geschäftsschädigend.» Das Unternehmen schließe deshalb juristische Schritte nicht aus.

Air Berlin verstoße keineswegs gegen die im Handelsgesetzbuch geregelten Publizitätspflichten, was auch die Aussage der Bafin-Sprecherin bestätige, betonte der Sprecher der Airline. «Zudem verfügt das Unternehmen über ausreichend Liquidität und hat darüber hinaus weiteren Spielraum durch ein noch nicht in Anspruch genommenes Anteilseignerdarlehen.»

Nach Auffassung Kunerts drängt sich der Verdacht auf, dass die Airline ihre Bilanz absichtlich zurückhalte, weil eine akute Insolvenzgefahr bestehe. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht sollte Air Berlin mit Strafzahlungen belegen, forderte der Anlegerschützer der Zeitung zufolge: «Es darf nicht sein, dass dieser Fall ohne Konsequenzen bleibt.»

Der Lufthansa-Konkurrent hatte am Donnerstag zum zweiten Mal innerhalb einer Woche seine Bilanzvorlage verschoben – diesmal gleich um mehrere Wochen. Air Berlin arbeite weiter an Maßnahmen für eine Rekapitalisierung, die Eigenkapital und Liquidität des Unternehmens stärken würde, teilte das Unternehmen mit. Einen neuen Termin, an dem die Zahlen für das vergangene Jahr bekanntgegeben werden, will die Airline nun erst im April nennen.

Bereits am Donnerstag hatte Kunert gewarnt, dass die Aktionäre nach der erneuten Verschiebung mit dem Schlimmsten rechnen müssten: «Das kann man nur machen, wenn man weiß, dass man ganz schlechte Zahlen hat oder wenn einem die Aktionäre völlig egal sind.» Aufgrund von Missmanagement bei Air Berlin hätten viele Anteilseigner Geld verloren. Die Aktie war vor acht Jahren für 12 Euro pro Stück an die Börse gekommen, aktuell pendelt sie um 2 Euro.

Seit Jahren ist die Fluggesellschaft angeschlagen. Vorstandschef Wolfgang Prock-Schauer hatte im November trotz Sparanstrengungen einen Verlust für 2013 angekündigt – es wäre der fünfte Fehlbetrag in sechs Jahren. Im Ausnahmejahr 2012 hatte einzig der Verkauf des Vielfliegerprogramms Air Berlin in die schwarzen Zahlen gehoben.

Dass Ähnliches auch 2013 gelingen würde, hatte der Vorstand zum Jahreswechsel nicht mehr in Aussicht gestellt. Erhoffte Sondererlöse sollten lediglich den Verlust eindämmen. Einige Analysten erwarten für das abgelaufene Jahr einen operativen Verlust von 110 Millionen Euro. Unter dem Strich dürfte das Minus mit 175 Millionen Euro noch größer ausfallen.