Ein medizinischer Notfall im Cockpit sorgte im Februar 2024 auf einem Lufthansa-Flug von Frankfurt nach Sevilla für einen ernsten Zwischenfall.

Die A321 befand sich bereits im spanischen Luftraum, als der Kapitän gegen 10:31 Uhr das Cockpit für eine Toilettenpause verließ. Wie aus dem Abschlussbericht der spanischen Flugunfalluntersuchungsbehörde CIAIAC hervorgeht, war der Co-Pilot zu diesem Zeitpunkt unauffällig. Nur 36 Sekunden nach dem Verlassen des Cockpits zeichnete der Voice-Rekorder verdächtige Geräusche auf. Der Co-Pilot erlitt offenbar einen Krampfanfall und verlor das Bewusstsein. Ungewollt betätigte er dabei mehrere Schalter und Pedale. Trotz aktiven Autopiloten war das Flugzeug somit rund zehn Minuten lang ohne bewusste Kontrolle eines flugfähigen Piloten.

Sicherheitssysteme greifen nicht sofort: Zugang zum Cockpit bleibt verwehrt

In den Minuten nach dem Vorfall versuchte der Kapitän wiederholt, ins Cockpit zurückzukehren. Die sicherheitsverriegelte Tür ließ sich jedoch trotz fünfmaliger Codeeingabe nicht öffnen, ein Mechanismus, der verhindern soll, dass Unbefugte in das Cockpit gelangen. Auch ein Intercom-Versuch über eine Flugbegleiterin scheiterte. Erst kurz bevor der Notfallcode die Tür automatisch geöffnet hätte, kam der Co-Pilot wieder zu Bewusstsein und entriegelte sie manuell.

Zu diesem Zeitpunkt zeigte der Erste Offizier deutliche körperliche Symptome eines medizinischen Notfalls: starkes Schwitzen, unkontrollierte Bewegungen. Der Kapitän entschloss sich zur Notlandung in Madrid, wo ein mitreisender Arzt erste Hilfe leistete. Der Co-Pilot wurde später ins Krankenhaus eingeliefert.

Neurologischer Vorfall: Unerkannt trotz Flugtauglichkeitsuntersuchung

Laut Abschlussbericht der CIAIAC handelte es sich um einen epilepsieähnlichen Anfall, ausgelöst durch eine bisher nicht diagnostizierte neurologische Erkrankung. Diese war weder dem Co-Piloten selbst bekannt noch im Rahmen der flugmedizinischen Untersuchungen entdeckt worden. Der Bericht hebt hervor, dass die Reaktion der Crew als professionell und wirksam bewertet wurde.

Forderung an EASA: Cockpit-Sicherheit bei Lufthansa und anderen Airlines überdenken

Als Konsequenz fordert die CIAIAC eine Überprüfung der aktuellen Besetzungsregelungen durch die europäische Luftsicherheitsagentur EASA. Ziel ist es, die ständige Anwesenheit von mindestens zwei Personen im Cockpit sicherzustellen, eine Empfehlung, die nach dem Germanwings-Absturz 2015 bereits ausgesprochen, jedoch 2016 wieder gelockert wurde.