Studie: Flughafen Kassel nicht profitabel, aber wertvoll
Laut einer Studie des Zentrums für Recht und Wirtschaft des Luftverkehrs (ZFL) spielt der Flughafen Kassel eine zentrale Rolle als Wirtschafts- und Standortfaktor für die Region Nordhessen. Die Details.
Wie viele Regionalflughäfen braucht Deutschland? Schon oft wurde diese Frage gestellt, allen voran vom Bund der Steuerzahler. Und ein Airport, dessen Existenz immer wieder infrage gestellt wird, ist der Flughafen Kassel in Nordhessen.
Im Zuge seines 2013 gefeierten, millionenteuren Ausbaus wurde ein ums andere Mal auf die hohe Flughafendichte in dieser Region verwiesen, gar Kannibalisierungseffekte wurden befürchtet. Paderborn/Lippstadt ist schließlich nur 60 Kilometer entfernt, Hannover, Dortmund oder Erfurt rund 120 Kilometer. Selbst zum internationalen Mega-Drehkreuz Frankfurt sind es gerade einmal 165 Kilometer.
Dennoch versicherte der damalige hessische Ministerpräsident Volker Bouffier vor fast zwölf Jahren anlässlich der Eröffnung: „Dies wird eine Erfolgsgeschichte.“ Worauf die Hessen angesichts der Passagierzahlen (etwas mehr als 100.000 im Jahr 2023) allerdings nach wie vor warten.
Flughafen Kassel: Was sagt die ZFL-Studie aus?
Dass der Flughafen Kassel dennoch seine Berechtigung hat, ist die Kernaussage einer jetzt vorliegenden Studie des Zentrums für Recht und Wirtschaft des Luftverkehrs (ZFL), denn der Regionalflughafen spiele „eine zentrale Rolle als Wirtschafts- und Standortfaktor für die nachhaltige Entwicklung der Region Nordhessen“.
Mehr noch: „Die ZFL-Studie stellt eine wichtige Bestätigung für eine erfolgreiche Weiterentwicklung unseres Flughafens dar“, ergänzt Lars Ernst, Geschäftsführer der Flughafen GmbH Kassel. „Sie zeigt, dass der Flughafen für die wirtschaftliche Entwicklung in Nordhessen eine bedeutende Rolle spielt. Volkswirtschaftlich betrachtet ist der Kassel Airport schon jetzt ein großer Gewinn für die Region.“
Wie viele Jobs wurden am Flughafen Kassel geschaffen?
Der Flughafen leistet laut der wissenschaftlichen Analyse einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur regionalen Wertschöpfung und Beschäftigung. 2024 seien am Flughafen Kassel 1287 direkte Arbeitsplätze in 40 Unternehmen angesiedelt gewesen, was einen Anstieg von rund 83 Prozent im Vergleich zu 2012, dem Jahr vor Eröffnung des Regionalflughafens, darstelle.
Insgesamt waren 3432 direkte, indirekte und induzierte Arbeitsplätze mit der Flughafenaktivität verbunden. Die gesamtwirtschaftliche Bruttowertschöpfung des Flughafens belief sich, so ZFL, im vergangenen Jahr auf 291 Millionen Euro. Davon entfielen allein 93,4 Millionen Euro auf die Leistungserstellung direkt am Flughafen.
Die gesamtwirtschaftliche Bruttowertschöpfung habe zu Steuermehreinnahmen in Höhe von 72,6 Millionen Euro geführt, wovon ein Großteil dem Land Hessen und den anderen Gesellschaftern der Flughafen GmbH Kassel zugutekomme, heißt es in der Studie weiter. Die Steuereinnahmen für die öffentlichen Haushalte übertreffen damit deutlich die jährlichen Kosten des Flughafenbetriebs, so eine deutliche Kernaussage.
Arbeitet der Flughafen Kassel profitabel?
Das freut insbesondere Uwe Becker, der nicht nur Aufsichtsratsvorsitzender der Flughafen GmbH Kassel ist, sondern auch Hessens Finanzstaatssekretär. Der Flughafen Kassel sei ein „wichtiges Infrastrukturprojekt, er schafft Arbeitsplätze und sorgt für Steuereinnahmen. Für jeden Euro, den wir als Land für die betriebswirtschaftlichen Kosten aufwenden, bekommen wir drei bis vier Euro zurück. Das ist ein gutes Geschäft. Die Umwegrentabilität für die öffentliche Hand zeigt, dass man mit dem verkürzten Blick auf die Anzahl von Urlaubsflügen dem volkswirtschaftlichen Nutzen des Flughafenstandortes nicht gerecht wird“.
Und: Trotz eines aktuell nicht profitablen Flugbetriebs biete der Flughafen Kassel durch seine Rolle als Verkehrsinfrastruktur und Gewerbegebiet entscheidende wirtschaftliche Impulse für die Region. Diese können durch innovative Konzepte wie Regionalflüge und Elektroflugzeuge weiter gestärkt werden, unterstützt Prof. Dr. Richard Klophaus vom ZFL.