Glaubt man den aktuellen Marktaussichten von Boeing, stehen dem Luftverkehr rosige Zeiten bevor – jedoch nicht unbedingt der Umwelt. Was verrät der Ausblick in das Jahr 2042?

Hat die Luftfahrbranche die Wachstums-Brems-klötze in Form von Personal- und Materialmangel erst einmal hinter sich gelassen, so sieht Boeing in seinem kommerziellen Marktausblick einen steten Aufwärtstrend. Sowohl die Passagierzahlen als auch im Hinblick auf die Zahl der global im Fracht- und Passagierverkehr eingesetzten Düsenverkehrsflugzeuge steigt.

Boeing mit Prognose bis 2042 

Den Betrachtungsraum legte Boeing auf die Zeitspanne zwischen 2022 und 2042 fest.In diesen 20 Jahren glauben die Boeing-Manager an eine Verdoppelung der Weltflotte, von 24 510 auf 48 575 Jets. Basis dieser Annahme ist ein jährlicher Anstieg des Passagiervolumens um 3,7 Prozent bei einem Flottenzuwachs von 3,2 Prozent. Der Unterschied von 0,5 Prozentpunkten ist laut Boeing darauf zurückzuführen, dass künftige Flugzeuggenerationen effektiver einsetzbar sein werden, was weniger Maschinen erfordert.

In Zahlen ausgedrückt: Nochmal 8000 zusätzliche Jets wären erforderlich, wenn die Produktivität der Flugzeuge nicht dank mehr Passagiersitzen und einem höheren Nutzungs- und Auslastungsgrad bereits jetzt markant angestiegen wäre – und dies nach Erwartung von Boeing auch künftig tun wird. Allein die Zahl der in den Flugzeugen verbauten Sitze soll in den kommenden 19 Jahren durchschnittlich um sieben Prozent zunehmen.

Marktanteil scheint zu sinken

Interessant ist, dass Boeing den europäischen und amerikanischen Märkten für 2042 einen geringeren Anteil an der globalen Luftverkehrsnachfrage zuschreibt als dies im Jahr 2022 der Fall war. Für Europa prognostiziert Boeing minus drei Prozent; bei Nord-, Mittel- und Südamerika sogar ein Minus von fünf Prozent. Aufstrebende Märkte wie China und Asien/Pazifik könnten hingegen mit jeweils plus drei sowie Afrika und der Nahe Osten mit einem Prozent Zuwachs punkten. 

Mehr als 42.000 neue Flugzeuge in 20 Jahren

An den 48 575 Flugzeugen des Jahres 2042 sollen neue kommerzielle Jets einen Anteil von  42 595 Exemplaren haben. Darunter sind 1810 Regionaljets, 32 420 Single-Aisle-Jets, 7440 Großraumjets und 925 Frachter. Zwei Drittel davon könnten in den USA als Ersatz älterer Flugzeuge dienen, während in den aufstrebenden Märkten der überwiegende Anteil zur Deckung der steigenden Nachfrage benötigt wird – im Raum Asien/Pazifik allein rund 60 Prozent. Der prognostizierte Flottenaustausch ist erforderlich, um die Nachhaltigkeitsziele der Luftfahrt über neue Antriebe und Treibstoffe, leichtere Materialien sowie aerodynamische Konzepte zu erreichen. 

Boeing möchte nachhaltig werden: Doch klappt das?

Doch eine Frage stellt sich angesichts der Boeing-Prognose: Wie soll das Ziel einer Beimischungsquote von 70 Prozent nachhaltiger Kraftstoffe (SAF) bis 2050 erreicht werden, wenn sich gleichzeitig die zu betankende Weltflotte in etwa verdoppelt? Gelingt es nicht, die Produktionskapazität der SAF herstellenden Raffinerien drastisch zu erhöhen, würde es bei den aktuellen, homöopathischen SAF-Mengen bleiben. Dies wäre nicht nur für die Umwelt, sondern auch für das Image der Luftfahrtbranche eine Katastrophe.