Am EuroAirport zeigt die Wachstumskurve wieder deutlich nach oben. Doch die Anbindung an das Schienennetz lässt weiter auf sich warten, wie Flughafendirektor Matthias Suhr im Gespräch mit AERO-INTERNATIONAL-Mitarbeiter Thomas Strässle erklärt.

Am EuroAirport zeigt die Wachstumskurve wieder deutlich nach oben. Doch die Anbindung an das Schienennetz lässt weiter auf sich warten, wie Flughafendirektor Matthias Suhr im Gespräch mit AERO-INTERNATIONAL-Mitarbeiter Thomas Strässle erklärt.

AERO: Welchen Anteil machen die Low-Cost-Gesellschaften mittlerweile am EuroAirport aus?

MATTHIAS SUHR: Insgesamt sind sie für 70 bis 75 Prozent des Aufkommens verantwortlich. EasyJet allein macht schon 58 Prozent aus. Bei Wizz Air sind es elf Prozent. Dazu kommen noch einige kleinere Billigairlines.

AERO: Wird sich dieser Anteil weiter erhöhen?

MATTHIAS SUHR: Ich glaube, dass wir damit schon das erreicht haben, was möglich ist, denn die traditionellen Fluggesellschaften wie Lufthansa, British Airways, Air France, KLM oder Austrian Airlines sind bei uns nach wie vor aktiv, und sie bauen ihr Angebot teilweise sogar noch aus. Das Verhältnis zwischen den Low-Costern und den Legacy-Carriern wird sich also wohl nicht weiter zugunsten der Billigairlines verändern.

Langstrecke ab EuroAirport schwierig umzusetzen

AERO: Auffallend sind die vielen Flüge nach Algerien. Algerien war schon vor der Pandemie ein wichtiger Markt. Im Elsass leben zahlreiche Menschen aus Algerien, die regelmäßig nach Algier oder Oran fliegen. Wird Helvetic Airways wieder nach Basel zurückkehren? Und wie steht es mit Chair?

Zu Helvetic besteht weiterhin ein Kontakt. Ich kann Ihnen aber nichts Genaues sagen. Chair ist ebenfalls schon ab Basel geflogen. Beide Airlines könnten durchaus wieder an den EuroAirport zurückkehren, vor allem in der Sommersaison.

AERO: Air Transat bietet mit dem Flug nach Montréal die einzige Langstreckenverbindung an. Ist in diesem Segment noch mehr möglich?

Der Bereich Langstrecke ist in Basel sehr schwierig. Zürich mit den großen Allianzen, die dort präsent sind, liegt nur eine Fahr- stunde von Basel entfernt. Auch Frankfurt und Paris-Charles de Gaulle sind nicht weit entfernt. Warum also sollte es Airlines geben, die unter diesen Umständen ab Basel Langstreckenverbindungen anbieten? Sie würden an den großen Hubs nur Passagiere verlieren.

Matthias Suhr, Direktor EuroAirport. Foto: Thomas Strässle Bild: Thomas Strässle

Geschäftsjahr 2022 finanziell erfreulich

AERO: Wie sieht es mit dem lang geplanten Bahnanschluss aus?

Ich bin sehr vorsichtig mit einer Prognose. Im Moment sind wir an der Ausarbeitung einer Detailanalyse. Dabei geht es auch darum, die Finanzierung zu sichern und zu schauen, welche Partner welchen Anteil übernehmen werden. Klar ist aber, dass es Beiträge von der EU geben wird. Ich gehe im Moment davon aus, dass der Bahnanschluss nicht vor 2030 Realität wird.

AERO: Wie hoch sind die Kosten?

Wir gehen von mehr als 300 Millionen Euro aus.

AERO: Wie hat der EuroAirport in finanzieller Hinsicht abgeschlossen?

Das wird Ende März oder Anfang April kommuniziert. Ich kann Ihnen aber sagen, dass es für das abgelaufene Jahr auch aufgrund des starken Schweizer Frankens sehr erfreulich aussieht.

AERO: Welche Entwicklung erwarten Sie für das laufende Jahr?

Bezüglich Passagieraufkommen ist das aufgrund der geopolitischen Unsicherheit schwierig abzuschätzen. Wir gehen mal von mindestens 7,4 Millionen Passagieren aus – wenn es mehr werden, umso besser. In Sachen Fracht und Industrie (die am EAP angesiedelten Unterhaltsbetriebe, Anm. d. Red.) erwarten wir eine stabile Situation. Es gibt keine Anzeichen für größere Einbrüche. Finanziell gesehen werden wir von den Währungsunterschieden etwas weniger profitieren können. Ich gehe aber davon aus, dass wir erneut einen Gewinn machen werden, sofern wir dieselbe Anzahl Passagiere erreichen wie 2022.