Die Singapore-Airlines-Tochter Scoot will ihre bislang aus Airbussen bestehende Kurz- und Mittelstreckenflotte ab 2024 mit Schmalrumpfflugzeugen des brasilianischen Herstellers Embraer vergrößern.

Scoot hat jetzt die Absicht erklärt, neun Embraer 190-E2 vom irischen Leasinggeber Azorra zu mieten. Damit ist die Low-Cost-Tochter der Singapore Airlines der erste asiatische Carrier, der sich zu diesem Flugzeugtyp bekennt. Die neuste Generation des Flugzeugtyps ist mit modernen PW1900G-Triebwerken und einer aerodynamischen Modifikation der Tragflächen ausgestattet. Das erste Flugzeug soll 2024 eingeflottet werden, die übrigens acht Embraer 190-E2 folgen bis Ende 2025.

Die Regionaljets stellen eine Ergänzung zu den derzeit zum Einsatz kommenden Schmalrumpfflugzeugen vom Typ A320, A320neo und A321neo des Unternehmens dar. Außerdem greift Scoot auf Widebodies der Typen Boeing 787-8 und -9 zurück. Die Embraer 190-E2 werden jeweils eine Kapazität von 112 Sitzen in einer Ein-Klassen-Bestuhlung bieten und auf aufkommensschwächeren Kurz- und Mittelstrecken bis zu einer Flugdauer von fünf Stunden zum Einsatz kommen. Die wirtschaftlich effizienten Embraer eignen sich ideal, um relativ risikolos Strecken neu aufzunehmen und Frequenzen zu erhöhen.

Welche Strecken kommen für Scoots Embraer 190-E2 infrage?

Mit den neuen Flugzeuge werde die Konnektivität in Südostasien verbessert „und die weitere Entwicklung unseres Drehkreuzes in Singapur unterstützt“, betont Scoot-CEO Leslie Thng. Branchenkenner vermuten, dass Scoot mit der Embraer 190-E2 verstärkt Kurs auf kleinere Airports in Thailand nehmen wird. Beispielsweise in Chiang Mai, Hua Hin oder Koh Samui. Zu diesem Airport, der übrigens Bangkok Airways gehört, können aus operationellen Gründen maximal A319 eingesetzt werden, über die Scoot jedoch nicht (mehr) verfügt. Doch auch weitere touristisch geprägte Destinationen wie Luang Prabang in Laos oder Sihanoukville in Kambodscha kämen für die Bedienung mit Embraer 190-E2 infrage, die es von Singapur aus sogar bis nach Perth, Australien, schaffen würde.

Der Flughafen der thailändischen Trauminsel Koh Samui gehört Bangkok Airways. Nicht nur die Zahl der täglichen Flügen ist reglementiert, sondern auch die Größe der zum Einsatz kommenden Flugzeuge. Bild: Dietmar Plath

Was unterscheidet die E2 von ihrer Vorgängerin?

Und die neuste Generation des bewährten Bestsellers hat es in sich: Der Treibstoffverbrauch pro Sitzplatz soll, so Embraer, um bis zu 23 Prozent unter den Werten des Vorgängermodells liegen. Das war jedoch allein mit den modernen Triebwerken aus dem Hause Pratt&Whitney nicht zu erreichen. Vielmehr musste auch eine Überarbeitung der Tragflächen erfolgen. Das Ergebnis: eine deutlich größere Spannweite sowie zurückgepfeilte Spitzen statt der bisherigen Winglets.

Das E2-Programm, also die Modernisierung ihrer bekannten E-Jet-Familie, hatte Embraer auf der Paris Air Show 2013 vorgestellt, und als erstes modifiziertes Flugzeug rollte eine Embraer 190-E2 an den Start. Der Erstflug datiert vom 23. Mai 2016. Die Zulassung durch die brasilianischen, US-amerikanischen und europäischen Behörden erfolgte am 28. Februar 2018. Erste Kundin des Flugzeugs war die norwegische Wideroe. Auch die Embraer 175 und die Embraer 195 erhielten Nachfolgerinnen, die Embraer 170 dagegen mangels Nachfrage nicht.

Die norwegische Widerøe war die erste Fluggesellschaft, die Embraer 190-E2 in Dienst gestellt hat. Bild: Embraer