Hamburg Tausende Flugreisende blieben am Freitag am Hamburger Flughafen am Boden. Die Sicherheitskontrollen blieben weitgehend unbesetzt, weil die Beschäftigten streikten. Sie verlangen einen kräftigen Gehaltsaufschlag. Ein Streik hat heute den Hamburger Flughafen weitgehend lahmgelegt. Die meisten Beschäftigten an den Sicherheitskontrollen legten am frühen Morgen die Arbeit nieder und folgten damit einem Aufruf der Gewerkschaft Verdi. […]

Hamburg

Tausende Flugreisende blieben am Freitag am Hamburger Flughafen am Boden. Die Sicherheitskontrollen blieben weitgehend unbesetzt, weil die Beschäftigten streikten. Sie verlangen einen kräftigen Gehaltsaufschlag.

Ein Streik hat heute den Hamburger Flughafen weitgehend lahmgelegt. Die meisten Beschäftigten an den Sicherheitskontrollen legten am frühen Morgen die Arbeit nieder und folgten damit einem Aufruf der Gewerkschaft Verdi. Lediglich zwei oder drei der Sicherheitsschleusen waren noch offen; es bildeten sich im Flughafen lange Schlangen. Der Airport empfahl den gebuchten Fluggästen, gar nicht erst anzureisen. Betroffen waren rund 19 000 Reisende.

Im Laufe des Tages wurden mehr und mehr Flüge gänzlich abgesagt; Air Berlin strich seine Verbindungen ab Hamburg am Nachmittag ganz. Die Passagiere hatten auch bei frühzeitiger Anreise kaum eine Chance, ihr Flugzeug zu erreichen. Eine Sicherheitsschleuse kann pro Stunde maximal 80 Fluggäste überprüfen. Viele Passagiere erreichten ihre Flüge nicht mehr und reagierten verärgert auf den Ausstand. Der Flughafen nannte Wartezeiten bis zu vier Stunden. Ursprünglich sollten laut Plan am Freitag 176 Flüge in Hamburg starten.

Verdi versucht mit dem Streik, Druck in den laufenden Tarifverhandlungen mit dem Arbeitgeberverband Bundesverband der Sicherheitswirtschaft (BDSW) zu erzeugen. Die Gewerkschaft fordert einen Stundenlohn von 14,50 Euro, bisher verdienen die 600 Beschäftigten des Sicherheitspersonals am Hamburger Flughafen 11,80 Euro pro Stunde. «Wir hoffen, dass der Paukenschlag beim BDSW ankommt», sagte Verdi-Sprecher Peter Bremme. Die Arbeitgeberseite hat 12,50 Euro angeboten. Falls es keine Annäherung gebe, könnten laut Bremme weitere Streiks die Folge sein.

«Der Ausfall der Sicherheitskontrollen aufgrund eines Streiks kommt quasi einer Schließung des Flughafens gleich, Passagiere können nach Hamburg kommen, Hamburg aber mit dem Flugzeug nicht mehr verlassen», sagte Flughafengeschäftsführer Michael Eggenschwiler. Allein am Hamburg Airport entstehe ein Umsatzverlust im mittleren sechsstelligen Bereich.

Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), Klaus-Peter Siegloch, sieht den Bund in der Pflicht, die Sicherheitskontrollen aufrechtzuerhalten. Die Kontrolle der Sicherheit sei per Gesetz eine staatliche Aufgabe, die nur stellvertretend an private Firmen weitergegeben werden könne. «Wenn diese ausfallen – sei es durch Streik oder andere Gründe – muss der Staat für Ersatz sorgen», forderte Siegloch. Die Bundespolizei wies darauf hin, dass die sogenannten Luftsicherheitsassistenten eine spezielle Ausbildung absolviert haben müssen, um zum Beispiel die Durchleuchtung des Gepäcks fachgerecht vornehmen zu können. Die Bundespolizei verfüge über solche Fachkräfte nicht.

«Ich habe kein Verständnis, nicht hierfür», sagte der Brite Tom Findlay. Der 49-jährige war geschäftlich in Hamburg und wollte Freitagmorgen zurück nach Edinburgh fliegen. «In Großbritannien hatten wir in den 70ern endlose Streiks, und letztendlich haben sie die Wirtschaft ruiniert. Es ist eine schlechte Idee», sagte er, während er in einer langen Schlange vorm Schalter von British Airways wartete, um seinen verpassten Flug umzubuchen. Auch Carmen Christina Ghimpau äußerte sich verärgert. «Die Leute vom Flughafen müssen auf so etwas vorbereitet sein», forderte sie. Die 40-jährige Holländerin sorgte sich nach dem verpassten Flug nach London auch um ihren Anschlussflug nach Miami.

Lea Sibbel und Eckart Gienke, dpa