Schönefeld Ein Schuldiger für das BER-Desaster ist gefunden: Manfred Körtgen wird das Projekt Großstadtflughafen verlassen Dass Berlin ein besonderes Pflaster ist, war Manfred Körtgen schnell klar. «Nicht gemeckert ist das größte Lob, das man hier bekommen kann», bemerkte der Architekt aus dem Rheinland einmal etwas enttäuscht. Das war vergangenes Jahr bei einem Rundgang über die […]

Schönefeld

Ein Schuldiger für das BER-Desaster ist gefunden: Manfred Körtgen wird das Projekt Großstadtflughafen verlassen

Dass Berlin ein besonderes Pflaster ist, war Manfred Körtgen schnell klar. «Nicht gemeckert ist das größte Lob, das man hier bekommen kann», bemerkte der Architekt aus dem Rheinland einmal etwas enttäuscht. Das war vergangenes Jahr bei einem Rundgang über die Baustelle des Hauptstadtflughafens, seines Airports. Heute wäre Körtgen vermutlich dankbar für diese Berliner Form der Anerkennung. Denn der 59-Jährige muss seinen Hut nehmen; ihn hat die Politik als Schuldigen ausgemacht für das Flughafen-Desaster in der Hauptstadt.

Der Vorwurf: Die Geschäftsführung mit Körtgen als Technikmann und Rainer Schwarz als Sprecher soll den Bauverzug des Prestige-Projekts zu spät erkannt haben – was kurz vor dem Ziel zu einer peinlichen und voraussichtlich auch kostspielige Blamage führt.

Körtgen habe eine große Leistung vollbracht, für die ihm Dank gebühre, sagt Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) als Aufsichtschef. «Er hat aber aus unserer Sicht auch Probleme, die Dinge rechtzeitig zu erkennen.» Firmen auf der Baustelle seien unzureichend informiert gewesen – und das bei einem Chef-Planer, der über effiziente Kommunikation bei Großprojekten promoviert hat. Dass Körtgen den Doktorhut erwarb, als die Eröffnung 2010 erstmals verschoben wurde, hatte schon damals für Kritik gesorgt.

Dabei tritt Körtgen stets sachlich und besonnen auf – wie einer, der stets die Kontrolle behält. Der Hobby-Pianist leitete den Umbau des Flughafens Düsseldorf nach dem Brand 1996. 2004 kam der Architekt nach Berlin, ersetzte später den nach München gewechselten anerkannten Planer Thomas Weyer. Aus Schwarz‘ Schatten trat Körtgen selten – er war derjenige, der sich im Hintergrund darum zu kümmern hatte. «Dieser Flughafen ist eine ganz besondere Herausforderung», schwärmte er einmal. «So etwas baut man nur einmal im Leben.»

Quelle: dpa