Berlin Er gilt als peinlichste Baustelle Deutschlands. Nun steht der unfertige Terminal des Hauptstadtflughafens in Berlin-Schönefeld kurz vor dem Härtetest. Berlin (dpa) – Dreimal wurde die Eröffnung des Hauptstadtflughafens verschoben, aber war es auch das letzte Mal? Der Terminal steht, auch der Innenausbau ist weitgehend fertig. Die Achillesferse bleibt jedoch der Brandschutz. Dessen Probleme liegen […]

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Er gilt als peinlichste Baustelle Deutschlands. Nun steht der unfertige Terminal des Hauptstadtflughafens in Berlin-Schönefeld kurz vor dem Härtetest.

Berlin (dpa) – Dreimal wurde die Eröffnung des Hauptstadtflughafens verschoben, aber war es auch das letzte Mal? Der Terminal steht, auch der Innenausbau ist weitgehend fertig. Die Achillesferse bleibt jedoch der Brandschutz. Dessen Probleme liegen verborgen unter der Deckenverkleidung in Kabelsträngen und in der Steuerungszentrale für die Gebäudetechnik. In den kommenden Wochen geht es im Hauptgebäude und den angrenzenden Piers buchstäblich in die heiße Phase.

Viele Wochen war es ziemlich ruhig auf der Baustelle. Der neue Technikchef Horst Amann hat seit dem Sommer die komplette Planung für die Vollendung der Gebäudetechnik überarbeiten lassen. Jetzt sind nach Angaben der Flughafengesellschaft wieder mehr als 300 Arbeiter und Ingenieure im Einsatz. So wie angekündigt, «werden die Arbeiten Schritt für Schritt hochgefahren», heißt es. Sobald die unvollkommene Entrauchungsanlage an vier Stellen umgebaut ist, alle Kabel richtig liegen und die komplexe Software läuft, folgen die entscheidenden Praxistests.

Dann wird an verschiedenen Stellen im Flughafengebäude künstlich Rauch erzeugt, ein Feuer simuliert. Das Ziel: Der Qualm muss möglichst schnell abgesaugt und nach außen geleitet werden, um für die Menschen in der Halle eine sichere, rauchfreie Zone zu schaffen. Etwa 30 solcher Versuche soll es bis Februar geben.

Nur wenn am Ende dieser Versuchsreihe der TÜV und das Bauordnungsamt von der zuverlässigen Funktion überzeugt sind, hat der Flughafen Berlin Brandenburg seine größte Hürde genommen. Wenn nicht, dürfte der Eröffnungstermin 27. Oktober 2013 abermals Makulatur sein, denn die Zeitpuffer sind gering. Ende Mai soll eine fünfmonatige Probephase beginnen, in der alle Abläufe im Abfertigungsgebäude im Zusammenspiel getestet werden.

Schon jetzt macht sich mancher Sorgen, ob der Airport nach seiner Eröffnung den Passagierströmen gewachsen sein wird. Die Zahl der Fluggäste in Berlin steigt seit Jahren stärker als an den anderen deutschen Flughafenstandorten. Im vergangenen Jahr waren es in Tegel und Schönefeld zusammen 24 Millionen, in diesem Jahr werden mindestens 25 Millionen erwartet.

Der neue Airport, der die beiden alten Flughäfen ersetzen wird, ist auf 27 Millionen Passagiere ausgelegt. Die Zahl könnte schon 2014 erreicht sein, im ersten vollen Betriebsjahr. Der Flughafenexperte Dieter Faulenbach da Costa urteilt, dass es für die erwartete Passagierzahl zu wenige Abfertigungsschalter und Gepäckausgabebänder gebe. Das belege auch ein Vergleich mit den Flughäfen Frankfurt und München.

Der Betreiber bestreitet das. Die 45 Probebetriebstage Anfang des Jahres hätten «keine Hinweise auf eine Unterdimensionierung des Flughafens geliefert». Flughafenchef Rainer Schwarz wies unlängst darauf hin, entscheidend sei nicht die jährliche Passagierzahl, sondern die Spitzenbelastung. Bis zu 4500 Passagiere sollen pro Stunde durch Check-in und Sicherheitskontrollen zu den Flugsteigen geschleust werden können. Dennoch wird nach Experteneinschätzung bei 30 Millionen Fluggästen eine Grenze erreicht sein. Dann müssten Gebäudemodule hinzugebaut werden, für die schon eine Planung existiert.

Hinter den Kulissen läuft derweil eine Untersuchung über die Verantwortung für das Flughafendebakel, zu dem auch eine Erhöhung der Kosten von einst 2,0 Milliarden auf jetzt mindestens 4,3 Milliarden Euro gehört. Bis Ende März sollen Wirtschaftsprüfer und Fachanwälte prüfen, inwieweit die Geschäftsführung oder der Aufsichtsrat für die Planungsfehler auf der Flughafenbaustelle haftbar zu machen sind.

Bernd Röder, dpa