Debatte um Berliner Flughafenstandorte hält an
Berlin/Schönefeld Je länger der neue Hauptstadtflughafen auf sich warten lässt, desto größer wird offenbar die Sehnsucht nach Debatten um Tegel, Sperenberg & Co. Selbst alte Vermerke werden auf einmal wieder aktuell. Das Tauziehen um einen Weiterbetrieb des Berliner Airports Tegel auch nach Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens geht weiter. Das Bundesverkehrsministerium sieht keine Chance dafür. Experten […]
Berlin/Schönefeld
Je länger der neue Hauptstadtflughafen auf sich warten lässt, desto größer wird offenbar die Sehnsucht nach Debatten um Tegel, Sperenberg & Co. Selbst alte Vermerke werden auf einmal wieder aktuell.
Das Tauziehen um einen Weiterbetrieb des Berliner Airports Tegel auch nach Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens geht weiter. Das Bundesverkehrsministerium sieht keine Chance dafür. Experten des Ministeriums widersprachen einem vor knapp zwei Wochen von der FDP vorgestellten Gutachten des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags, das Wege sah, um Tegel zumindest vorübergehend länger offenzuhalten. Das Nachrichtenmagazin «Focus» (Montag) zitiert aus einem entsprechenden Vermerk.
Darin heiße es, in der Planung für den neuen Flughafen «wird ausdrücklich die Schließung Tegels als tragende Begründung» bezeichnet. Die Beamten schrieben weiter, fiele die Geschäftsgrundlage der Planung weg, dann würde dies in jedem Fall die Rechtswidrigkeit des bestehenden Beschlusses mit sich bringen. Alle drei Gesellschafter des Flughafens – Berlin, Brandenburg und der Bund – sahen bislang wenig Chancen für einen Weiterbetrieb von Tegel. Flughafenchef Hartmut Mehdorn hatte diesen angeregt.
Ein Parallelbetrieb der beiden Flughäfen würde indes nach einem Gutachten in sechs Monaten rund 50 Millionen Euro kosten. Das gehe aus einer Berechnung des internen Controllings der Flughafengesellschaft von Anfang 2012 hervor, berichtete die «Berliner Zeitung» (Samstag).
Auch alte Akten spielen nun wieder eine Rolle in den Diskussionen um das milliardenschwere Infrastrukturprojekt. Nach Informationen der Tageszeitung «Der Tagesspiegel» (Sonntag) sollen sich Berlin und Brandenburg 1995 eigentlich auf Sperenberg als Standort für den neuen Flughafen geeinigt haben. Das gehe aus einem Vermerk des damaligen Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Eberhard Diepgen (CDU), hervor.
Laut dem damaligen Ministerpräsidenten von Brandenburg, Manfred Stolpe (SPD), selbst Befürworter von Sperenberg, scheiterte der Plan nur an der geplatzten Länderfusion. Sperenberg in Brandenburg, südlich von Berlin, ist deutlich weiter von der Hauptstadt entfernt als Schönefeld.
Flughafensprecher Ralf Kunkel sagte zu dem Vermerk am Sonntag auf Anfrage: «Das sind alles historisch interessante Dokumente, die keinerlei Einfluss auf die gegenwärtige Situation haben.» Wann der neue Flughafen in Schönefeld eröffnen wird, ist nach mehrmaligen Terminverschiebungen noch immer unklar. Zudem gibt es anhaltenden Streit um die Nachtruhe für die Anwohner.
Quelle: Alexander Riedel, dpa