Zeitenwende im Lufthansa-Aufsichtsrat

Köln/Frankfurt Die Zahlen sind schlecht, der erfahrene Chefaufseher Weber geht – und nun will die Lufthansa den Aktionären auch noch die Dividende streichen. Auf der Hauptversammlung dürfte Vorstandschef Franz Gegenwind ins Gesicht wehen. Doch auch der Vorstand plant Verzicht. Aus dem drastischen Sparprogramm der Deutschen Lufthansa kommen kurz vor der mit Spannung erwarteten Hauptversammlung des […]
Köln/Frankfurt
Die Zahlen sind schlecht, der erfahrene Chefaufseher Weber geht – und nun will die Lufthansa den Aktionären auch noch die Dividende streichen. Auf der Hauptversammlung dürfte Vorstandschef Franz Gegenwind ins Gesicht wehen. Doch auch der Vorstand plant Verzicht.
Aus dem drastischen Sparprogramm der Deutschen Lufthansa kommen kurz vor der mit Spannung erwarteten Hauptversammlung des Konzerns immer mehr Details an Licht. Der Vorstand will daher wie bereits angekündigt auch bei sich selbst ansetzen: Neben den Eignern und der Belegschaft könnte auch das Management auf Teile seiner Bezüge verzichten. «Der Vorstand macht sich Gedanken, welchen Beitrag er leisten kann», sagte eine Lufthansa-Sprecherin am Samstag und bestätigte damit einen Bericht des Magazins «Focus». Konkrete Angaben zum Umfang eines Beitrags machte sie nicht.
Bei dem Aktionärstreffen am Dienstag (7.5.) in Köln stehen wichtige Personalentscheidungen und die schlechte Ertragslage des Unternehmens im Mittelpunkt. Für Krach dürfte der Vorschlag des Vorstands sorgen, den Aktionären für 2012 die Dividende zu streichen.
46 Jahre nach seinem Eintritt in das damals noch staatliche Unternehmen verlässt der langjährige Vorstandschef (1991-2003) und Aufsichtsratsvorsitzende (2003-2013) Jürgen Weber den größten Luftverkehrskonzern Europas. Als Nachfolger des 71-Jährigen ist der Österreicher Wolfgang Mayrhuber (66) vorgeschlagen, der Weber schon an der Unternehmensspitze nachgefolgt war. Der frühere Vorstandschef (2003-2010) hat nach den Grundsätzen einer guten Unternehmensführung eine zweijährige «Abkühlungszeit» hinter sich.
In Webers letztem Amtsjahr als Chefaufseher haben nicht nur die Flugbegleiter ihren ersten regulären Streik veranstaltet, auch die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi ging für die Interessen des Bodenpersonals mit ungewohnter Härte vor. 1700 Flugausfälle an einem Tag wie am 22. April – so einen Warnstreik hatte auch die Lufthansa noch nicht erlebt, auch wenn am 1. Mai schließlich ein Kompromiss erzielt wurde. Laut einem Bericht des «Spiegel» stimmte die Gewerkschaft dabei der Gründung drei neuer Ableger-Firmen – unter anderem für Verwaltungsaufgaben – mit möglicherweise schlechteren Arbeitsbedingungen zu.
Auf die Beschäftigten der Lufthansa-Catering-Tochter Sky Chefs dürften Einbußen bei Gehalt und Urlaub sowie längere Arbeitszeiten zukommen. Das sehe ein Eckpunktepapier vor, das das Management von LSG Sky Chefs mit der Gewerkschaft Verdi bereits Ende Februar beschlossen habe, sagte eine Sprecherin der Catering-Tochter am Freitag in Neu-Isenburg. Sie bestätigte damit einen Bericht der «Frankfurter Rundschau» (Samstag).
Der aktuelle Vorstandschef Christoph Franz wird den Anteilseignern auf der Hauptversammlung das 2012 gestartete Sparprogramm «Score» erläutern, mit dem das Unternehmen wieder Auftrieb bekommen will. Die Eigner sollen laut Vorschlag des Vorstandes für das Geschäftsjahr 2012 auf eine Dividende verzichten, obwohl ein Gewinn von 990 Millionen Euro angefallen war. Dieser stammte aber nahezu ausschließlich aus Sondereffekten, während das operative Ergebnis deutlich zurückging. 2011 hatte Lufthansa trotz eines Verlustes von 13 Millionen Euro noch eine Dividende von 25 Cent pro Aktie gezahlt. Letztmals waren die Aktionäre im Jahr 2009 leer ausgegangen.
Mit «Score» will das Unternehmen sein Ergebnis bis 2015 um 1,5 Milliarden Euro im Jahr steigern. Dafür soll auch beim Personal kräftig gespart werden: Mindestens 3500 von derzeit 117 000 Stellen will die Lufthansa abbauen, 2500 davon in Deutschland.
Quelle: dpa