Nürnberg/Mainz, 15. Mai 2016 Möglicherweise wird das Rätsel auf ewig ungelöst bleiben. Trotzdem treibt die Frage, wem der erste Motorflug der Luftfahrtgeschichte gelang, seit langem Historiker um – jetzt auch das ZDF. Im Rahmen der „Terra X“-Serie begeben sich die TV-Macher auf Spurensuche. Die US-Brüder Wright oder der deutschstämmige Gustav Weißkopf? Seit Jahrzehnten streiten Historiker […]

Nürnberg/Mainz, 15. Mai 2016

Möglicherweise wird das Rätsel auf ewig ungelöst bleiben. Trotzdem treibt die Frage, wem der erste Motorflug der Luftfahrtgeschichte gelang, seit langem Historiker um – jetzt auch das ZDF. Im Rahmen der „Terra X“-Serie begeben sich die TV-Macher auf Spurensuche.

Die US-Brüder Wright oder der deutschstämmige Gustav Weißkopf? Seit Jahrzehnten streiten Historiker darüber, wem der erste Motorflug der Welt gelang. Jetzt beschäftigt sich auch das ZDF eingehend mit der Frage. In einem 45-minütigen Beitrag begibt sich der Sender im Rahmen der „Terra X“-Doku-Reihe auf Spurensuche. „Auch uns trieb die Frage um, wer eigentlich zuerst flog“, sagte ZDF-Redakteur Jens Monath der Deutschen Presse-Agentur. Die Koproduktion mit Arte und dem australischen TV-Sender ABC soll am 24. Juli im ZDF ausgestrahlt werden, am Tag zuvor in Arte.

Nach Monaths Angaben beleuchtet das Doku-Drama umfassend das Leben des im fränkischen Leutershausen geborenen und später in die USA ausgewanderten Gustav Weißkopf (1874-1927). In zahlreichen Spielszenen stelle der Film beispielsweise Weißkopfs Maschinenbauer-Ausbildung in Augsburg nach. Auch Weißkopfs ersten geglückten Motorflug seiner „Flugmaschine Nr. 21“ am Strand von Bridgeport im US-Staat Connecticut habe man – teils computeranimiert – nachgespielt, berichtete der in London lebende Regisseur des Beitrags, Tilman Remme.

Anlass für die Dokumentation waren nach Remmes Angaben die in den vergangenen fünf Jahren von dem Braunschweiger Flugzeug-Entwickler und Luftfahrthistoriker John Brown recherchierten neuen Dokumente über Weißkopfs angeblich ersten Motorflug. Brown war bei intensiven Internet-Recherchen weltweit auf mehr als 100 historische Zeitungsartikel oder andere Belege gestoßen, die Weißkopfs vermuteten Erstflug am 14. August 1901 dokumentierten. Einige Luftfahrthistoriker halten die Dokumente allerdings nicht für überzeugend. Sie sehen weiter in den Gebrüdern Wright die ersten Motorflieger der Welt.

„Wir zeichnen das Leben von Gustav Weißkopf nach und zeigen dabei die Widersprüche auf“, sagte Redakteur Monath. Dabei kämen auch Fachleute ausführlich zu Wort, die Browns Recherchen eher skeptisch gegenüberstünden, wie der Luftfahrtkurator des Smithsonian-Instituts in Washington, Tom Crouch. Partei ergreife der Film nicht. „Wir tragen die Fakten vor und überlassen es am Ende dem Zuschauer, wie er das einschätzt“, so Monath. Remme findet dennoch: „Die Quellenlage, die für Weißkopf spricht, ist bestechend und ziemlich stark.“

Brown selbst, der inzwischen die Ergebnisse seiner Recherchen in einem Buch zusammengefasst hat, sieht in dem Film einen „Achtungserfolg für die Weißkopf-Forschung“. Es werde sicher noch lange dauern, bis Weißkopfs Pionierleistung anerkannt werde. „Aber der TV-Beitrag ist ein kleiner Schritt in die Richtung.“ Der auch in englischer Fassung vorliegende Beitrag werde in TV-Programmen in aller Welt zu sehen sein. Das werde die Diskussion über die Rolle Weißkopfs in der Geschichte der Luftfahrt sicherlich neu entfachen, glaubt der in Deutschland lebende Australier. In Leutershausen erinnert ein Museum an Weißkopfs Pionierleistung.

Klaus Tscharnke, dpa